Aufwuchs für den Hochschulpakt | Einstein in Ruanda | 3½ Fragen an Michael Bonitz | Tatort Goethe-Uni

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
am Samstag findet der weltweit zweite March for Science statt. Gehen Sie hin, haben Sie schon Ihr Plakat gemalt? Oder verpufft das Momentum von 2017? Gründe, für die Bedeutung und Freiheit der Wissenschaft auf die Straße zu gehen, gibt es jedenfalls durchaus – siehe Das ist wichtig. Auch Michael Bonitz, Physiker an der Uni Kiel, organisiert eine lokale March for Science-Veranstaltung; in unseren 3½ Fragen ärgert er sich über Denkfaulheit und Scheinargumente. 
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
DHV: 3 Prozent Aufwuchs für Hochschulpakt
Beginn des Sommersemesters. Dass die Universitäten immer voller und ihre Haushaltstöpfchen immer kleiner werden, ist nicht nur eine gefühlte Wahrheit. Einer vom Deutschen Hochschulverband in Auftrag gegebenen Studie zufolge kommen derzeit nur noch 44 Prozent der Hochschulmittel von den Ländern, 56 Prozent dagegen sind Drittmittel. (Vor 20 Jahren war das Verhältnis umgekehrt.) Die Außeruniversitären Forschungseinrichtungen hingegen scheinen im Vergleich luxuriös ausfinanziert, zumal der Pakt für Forschung und Innovation einen jährlichen Aufwuchs von drei Prozent hat. Einen solchen fordert DHV-Präsident Bernhard Kempen nun, nicht zuletzt angesichts der drohenden Schuldenbremse, auch für den Hochschulpakt. Und nicht nur das: Auch ohne deutlich mehr Personal wird es kaum gehen. Kempen fordert, wie seit Jahren auch schon der Wissenschaftsrat, neben den 1.000 neuen Tenure Track-Stellen bis zum Jahr 2025 zusätzlich 7.500 Universitätsprofessuren einzurichten.
  
 
 
Polen: Hochschulreform und „Holocaustgesetz“
In Polen hat der Ministerrat einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der die polnischen Universitäten stärken soll. Die Forschungsausgaben sollen hochgefahren werden, um knapp 880 Millionen Euro im Jahr 2019; finanziert wird dies überwiegend durch Staatsanleihen. Die Karrierewege der Angestellten an den Hochschulen sollen außerdem verbessert werden – durch höheren Lohn. Endgültig über das Reformpaket entschieden wird im zweiten Halbjahr 2018; zum 1. Oktober sollen die Änderungen in Kraft treten. (Kooperation international) – Der Osteuropahistoriker Martin Schulze Wessel schrieb vergangene Woche in der FAZ (nicht online) über die Auswirkungen der polnischen Novelle zum Gesetz über das „Institut für Nationales Gedenken“, einem historischen Forschungsinstitut, die gemeinhin als „Holocaustgesetz“ bezeichnet wird. Die Novelle hat bereits den Protest etwa des Pen-Clubs, auch des Deutschen Historikerverbands hervorgerufen. Schulze Wessel schreibt: „Die Novelle sieht zwar Ausnahmebestimmungen für Wissenschaft und Kunst vor. Was aber geschieht, wenn sich ein Wissenschaftler in einem außerwissenschaftlichen Kontext, beispielsweise in einem Interview oder in einem Zeitungsartikel, kritisch etwa über das Verhalten der Polnischen Heimatarmee in Bezug auf die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg äußert? Die Bestimmungen des Gesetzes sind an solchen Punkten sehr allgemein. Deshalb ist zu befürchten, dass sich Lehrer nicht mehr trauen werden, die Geschichte des Holocausts zu unterrichten. Professoren könnten, wenn sie im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit eine Äußerung tun, die durch das Gesetz verboten ist, strafrechtlich zwar nicht belangt werden, disziplinarrechtliche Konsequenzen sind aber nicht ausgeschlossen. Wissenschaftliche Karrieren, so muss man befürchten, werden eher auf anderen Themenfeldern angestrebt werden.“
  
 
 
Ruanda: Next Einstein Forum
Nur 1,1 Prozent aller Forschungsarbeiten Welt weit kommen vom afrikanischen Kontinent. Noch. Denn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Afrika drängen nach vorn: in die Labore, Bibliotheken und Journals. In Kigali, Ruanda, kamen sie kürzlich beim Next Einstein Forum zusammen – einer Initiative des African Institute for Mathematical Studies und der Robert-Bosch-Stiftung. Unser Wissen-Kollege Fritz Habekuss war dabei und beschreibt in der aktuellen ZEIT, wie Afrikas Forschungslandschaft gegenüber dem Rest der Welt aufholen will. Lektüreempfehlung!
  
   
 
 
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
57.000
Studierende in Deutschland haben kein Abitur oder keine Fachhochschulreife.
Seit 2010 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt. 
   
 
   
   
   
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Prof. Dr. Michael Bonitz

Professor für Theoretische Physik an der Christian-Albrechts-Universität Kiel
Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Es gibt gute wissenschaftliche Gründe für viele Impfungen. (Gelernt von Frau Kaduszkiewicz, Kiel, auf unserer Ringvorlesung „Wissenschaft und Alternative Fakten“.)

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Politiker sollten schriftlich dokumentieren, auf welche wissenschaftlichen Fakten sich ihre Entscheidung stützt.

Lektüre muss sein. Welche?
„Die Geschichte der Bienen“, Maja Lunde

Und sonst so?
Denken ist die größte Errungenschaft der Menschheit. Es macht Spaß, aber es strengt an und ist nicht populär. Politiker aller Parteien scheinen Angst davor zu haben, sonst würden sie uns nicht mit Scheinargumenten und z.T. offenen Lügen beleidigen. Unsere Medien beleidigen uns auf andere Weise – durch teils dubiose Themenauswahl und Suggestion der „richtigen“ Sicht auf die Dinge.
   
 
   
   
   
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Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
Gestern „Tatort“ geschaut? Gedreht wurde die Episode im März 2017 auf dem Sportcampus Ginnheim der Goethe-Universität Frankfurt – hier ein Bericht über die Dreharbeiten.
 
 
 
 
 
 
   
Einen sonnengefluteten Semesterstart wünscht Ihnen

Ihr CHANCEN-Team

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