| Guten Morgen, | | |
eben erst schrieb ich hier noch über Vertrauen und Zuversicht, jetzt ist in Münster das passiert, wovor die Misstrauischen sich die ganze Zeit fürchten. Am Sonnabendnachmittag raste ein Mann mit einem Campingbus in eine Gruppe von Menschen, die auf einem idyllischen Platz in der Sonne saßen. Zwei von ihnen wurden getötet, mehr als 20 verletzt. Der Mann am Steuer erschoss sich. Erschütterung und Fassungslosigkeit herrschen nun; Münster trauert, und viele in der ganzen Welt trauern mit.
Unmittelbar nach der Tat dachte man an einen islamistischen Terroranschlag; die Bilder aus Nizza, Berlin, London sind alle noch in unseren Köpfen. Aber schnell wurde deutlich, dass es anders ist. Allem Anschein nach handelt es sich bei dem Täter nicht um einen Terroristen; vielmehr war er ein 48-jähriger gebürtiger Sauerländer, der in Münster gewohnt hat, angeblich in der Nähe des Tatorts. Der Mann, der Polizei wegen Bedrohung, Sachbeschädigung und Betrugs bekannt, soll psychische Probleme gehabt haben. Wie es aussah, handelte es sich bei seiner Tat um einen »erweiterten Suizid«, möglicherweise mit dem Ziel, durch das abscheuliche Massaker ein einziges und letztes Mal die Aufmerksamkeit einer größeren Öffentlichkeit zu bekommen.
Statt dem Mörder diesen Gefallen zu tun, sollte man sich beispielsweise ansehen, was sich danach vor der Münsteraner Uniklinik tat. Dort stand eine lange Schlange Wartender – so viele Menschen waren dem Aufruf, Blut zu spenden, gefolgt, dass der Appell schnell wieder zurückgezogen werden musste. Der Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, lobte die Besonnenheit und Solidarität der Bevölkerung und kritisierte diejenigen, die, wie die AfD-Politikerin Beatrix von Storch, kurz nach der Tat, Muslime und Flüchtlinge am Werk gesehen haben wollten und in sozialen Netzwerken »das Hetzen« begonnen hätten.
Und wie geht es weiter? Natürlich kann man über Sicherheitsmaßnahmen nachdenken, auch anderswo, auch bei uns, und über die Frage der Behandlung von psychischen Problemen. Auch darüber, wie es Heimatminister Horst Seehofer tut, etwa die Pollerdichte in deutschen Städten zu erhöhen. Aber zuerst muss der Schock verkraftet werden. Wie macht eine Stadt wie Münster das? »Vielleicht am besten, indem sie still gedenkt und dann genauso weiterlebt wie vorher«, schlägt die Nachrichtenagentur dpa vor. »Münster, bleib wie Du warst«, postete »Tatort«-Kommissar Axel Prahl auf Facebook, »und wie wir Dich lieben: offen, friedlich, freundlich, stark und stolz.« Und da wären wir dann doch wieder bei der Zuversicht. Vielleicht auch bei Vertrauen.
Hier kommt das Positive!
Weil man in Zeiten wie diesen nicht genug gute Nachrichten lesen kann, gibt es hier zusätzlich zum Wetter vom vergangenen Wochenende gleich eine ganze Reihe davon, viele höchst überraschend. Oder wie sonst soll man es bezeichnen, dass der HSV ausgerechnet gegen Schalke 04 gewonnen hat? (GEWONNEN!) Gegen den Tabellenzweiten! Mit 3:2 schlug der Abstiegskandidat den – kann man nicht oft genug sagen – Tabellenzweiten und zeigt nun endlich wieder etwas Puls. Hat der neue Trainer Christian Titz den Spielern endlich verraten, in welcher Richtung das Tor steht? Ist den »Söldnern« (O-Ton HSV-Fans) just in der Woche, in der man die Zweitligalizenz eingereicht hatte, einfach der Knopf aufgegangen? Oder gab es bisher nur ein Missverständnis? Denn, wie sagte im NDR ein HSV-Spieler sinngemäß zum Sieg: »Na ja, das Tor ist dazu da, dass man den Ball reinmacht!« – Genau! Ebenfalls überraschend war, dass es am Sonnabend auf der Schanze nicht gekracht hat. 30 ostentativ besorgte Bürger demonstrierten »Gegen Linksextremismus und linke Gewalt – für ein tolerantes Europa«, und damit vor allem gegen den Antifa-Kongress, der am Wochenende in der Roten Flora stattfand. Die Polizei hatte sicherheitshalber mehrere Hundertschaften sowie ein paar Wasserwerfer in Stellung gebracht, aber alles umsonst. Hatte Münster gar für Waffenruhe aufgrund des Schocks gesorgt? Und hatten wir – zu guter Letzt – schon das Wetter erwähnt (vergessen Sie die im aseptischen Kämmerlein außerhalb unseres Einflussbereiches verfasste Miesmacherei unseres heuschnupfengeplagten Meteorologen weiter oben!)? Da die Alsterfontäne nun nicht mehr Gefahr läuft einzufrieren, ist sie seit Freitag wieder in Betrieb. Und auch die Alsterschwäne dürfen endlich aus ihrem Winterquartier raus. Morgen um 10 Uhr lässt Schwanenvater Olaf Nieß die 120 Vögel am Eppendorfer Mühlenteich frei, hält ihnen noch bis zur Krugkoppelbrücke das Flügelchen – und dann ist der Frühling wirklich da. |
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