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wem gehört die Stadt? Den Taxifahrern. Denken zumindest die Taxifahrer, die gestern in der Innenstadt mit einem Autokorso gegen den Test von Sammeltaxis einer VW-Firma protestierten. Die ersten Elektro-Kleinbusse sollen noch 2018 probeweise in der Stadt unterwegs sein. Die Taxler sehen sich von dem Beförderungsmodell, das irgendwo zwischen Taxi und Bus liegt, in ihrer Existenz gefährdet und wollen auch dagegen klagen – und für ihr Monopol. Letzteres bekommen all jene immer wieder zu spüren, die frühmorgens oder bei Regen verzweifelt versuchen, ein Taxi zu bekommen, etwa zum Flughafen oder zum Bahnhof (hier dazu mehr), und sich dann zähneknirschend schwören, beim nächsten Mal zuerst das Taxi zu buchen und erst dann den Urlaub. Ich kenne viele großartige Taxifahrer, aber hier könnte ein bisschen Konkurrenz ganz hilfreich sein. Die ist aber nur sinnvoll, wenn den Sammel-Shuttles die gleichen (Beförderungs-)Pflichten auferlegt werden wie regulären Taxis. Wenn also auch sie den tropfnassen, fluchenden Kunden aus Barmbek-Nord ohne Wenn und Aber einsammeln müssen. Wem gehören die Feiertage? Der Wirtschaft. Denkt zumindest Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Wieso wir ihn das nicht in Sachsen weiterdenken lassen? Kretschmer hat sich zur geplanten Umwandlung des Reformationstags in einen arbeitsfreien Feiertag in den norddeutschen Ländern geäußert. Negativ. »So schön neue Feiertage für den einzelnen Arbeitnehmer kurzfristig auch sind, gesetzliche Feiertage verteuern die Arbeit in Deutschland«, sagte der CDU-Politiker der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Es grenze an Übermut, wenn deutschen Unternehmen angesichts der wachsenden internationalen Konkurrenz neue Belastungen aufgeladen würden. Hintergrund der Einmischung des Landeschefs aus dem fernen Osten ist nicht nur sein offenbar enormes Faible für die Wirtschaft. In Sachsen ist der 1995 überall sonst abgeschaffte freie Buß- und Bettag noch ein echter Feiertag. Allerdings zahlen die arbeitenden Sachsen dafür auch einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung. Dass die Menschen im Norden nun zu ihren bisher neun Feiertagen jährlich noch einen dazubekommen sollen, ohne zahlen zu müssen, das findet Herr Kretschmer offenbar ungerecht – obwohl Sachsen elf Feiertage hat. Vermutlich gibt es da nur zwei Lösungen: Sachsen gibt den Buß- und Bettag zurück, zumindest aber Herrn Kretschmer. Oder wir orientieren uns an Augsburg mit seinen 14 Feiertagen.
»Dass die Schulen bereits gerettet sind, glaube ich nicht« Wie es mit den katholischen Schulen in Hamburg weitergeht, weiß gerade niemand so genau. Das Erzbistum will mit der Schulgenossenschaft eine gemeinsame Lösung suchen – und muss vor allem das Vertrauen der Gläubigen zurückgewinnen: Die Nachricht der geplanten Schulschließungen hat großes Bestürzen ausgelöst. Was sagt eigentlich ein Pfarrer dazu? Wir haben mit Georg Bergner, Pfarradministrator in Quickborn, gesprochen. EV: Herr Bergner, viele Katholiken waren entsetzt, nachdem das Bistum verkündete, acht von 21 Schulen schließen zu wollen. Wie hat Ihre Gemeinde auf diese Nachricht reagiert? Bergner: Die Verwunderung war groß, bei mir selbst und bei vielen Gemeindemitgliedern. In einem Sonntagsgottesdienst habe ich die Frage thematisiert. Nach dem Gottesdienst zeigte sich: Der Redebedarf war groß. Es gibt einige Eltern, deren Kinder auf eine der betroffenen Schulen gehen, die reagierten sehr emotional und konnten die Entscheidung des Bistums, ausgerechnet bei den Schulen zu sparen, nicht verstehen. Doch gerade Leute mit wirtschaftlichem Fachwissen zeigten auch Verständnis, nach dem Motto: »Es hilft ja nix. Wenn die finanzielle Lage so mies ist, muss man irgendwo gegensteuern ...« EV: Wie erklären Sie sich die Wut mancher Eltern? Bergner: Die Identifikation mit den Schulen ist bei vielen Eltern und Schülern offensichtlich sehr groß. Zur Trauer über die Schließungen kam noch das Gefühl, nicht richtig informiert worden zu sein. Das Erzbistum hätte die Entscheidung wahrscheinlich besser erst im internen Bereich, an den einzelnen Schulen kommunizieren und auch intern schon nach Alternativlösungen schauen sollen. Dass all das erst im Nachklapp passiert, ist sehr ungünstig. Auch weil so der politische Druck rausgenommen wurde. EV: Inwiefern? Bergner: Indem die Entscheidung einfach so verkündet wurde, konnte sich die Politik erst mal aus der Verantwortung ziehen. Dabei haben auch politische Fehlentscheidungen zur finanziellen Misere geführt: Seit Jahren bemühen sich die Privatschulen um eine Aufstockung der Mittel. Die Refinanzierung des laufenden Betriebs, bei der die Stadt 85 Prozent der Kosten trägt, ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur Zeit vor 2000. Aus dieser Phase stammen ja die großen Defizite bei den Pensionsrückstellungen. Aber für Investitionsmaßnahmen werden weiter riesige Summen benötigt. EV: Auch in den sozial schwächeren Stadtteilen im Hamburger Süden sollen Schulen geschlossen werden. Sie selbst waren mal Kaplan in Harburg ... Bergner: Und ich kann mich über diese Entscheidung nur wundern. Bei der Auswahl der zu schließenden Standorte dürfen nicht nur wirtschaftliche Kriterien ausschlaggebend sein! Es ist kein Wunder, dass eine Schule etwa in Winterhude wirtschaftlich eine bessere Perspektive hat, dort wird viel Schulgeld eingeworben, es gibt eine kompetente Elternschaft, über Spenden und gute Kontakte ist dort vielleicht viel mehr möglich. Gerade weil ich Harburg gut kenne, finde ich: So einen großen Standort in Süderelbe einfach aufzugeben, wäre sehr schmerzhaft. Gerade der soziale Aspekt, die gute Integrationsarbeit, die Schulen in Harburg, Wilhelmsburg oder Billstedt leisten, ist wichtig. Auch wenn dieser Vorschlag nun ketzerisch klingen mag: Warum nicht eine Grundschule oder ein Gymnasium im Norden der Stadt aufgeben, um die katholische Schule in Harburg zu retten?
EV: Dann geht es den Schulen in der Stadtmitte generell besser? Bergner: Nein, die relativ kleinen Standorte in Altona oder St. Georg leiden unter Platzmangel – die politischen Vorgaben für Stadtteilschulen haben eigentlich bauliche Erweiterungen zur Folge, für zusätzliche Räume ist etwa in der Stadtteilschule Altona aber gar kein Platz, zudem ist das Gebäude in einem maroden Zustand. Da gibt es also verständliche strukturelle Gründe, den Standort aufzugeben – doch eine Lösung könnte sein, jene Schulen im innerstädtischen Bereich eben zusammenzulegen. EV: Insgesamt hat man aus den Gemeinden nicht viele Stimmen zu den Schulschließungen gehört ... Bergner: Wenn in den vergangenen Jahren gespart wurde, dann in den Gemeinden oder bei der Caritas. Die Schulen blieben lange unangetastet, sie profitierten am meisten von den Kirchensteuermehreinnahmen. Während viele Eltern die Einsparungen nun als umso größere Kränkungen empfinden, gibt es auch Pfarrer, die sagen: Diese Bereinigung auf dem Schulsektor ist jetzt ausgleichende Gerechtigkeit. EV: Was halten Sie von dem Ansatz des Bistums, nun in einem Workshop nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen? Bergner: Ich bin sehr froh über diesen Schritt. Doch dass die Schulen bereits gerettet sind, wie einige Medien titelten, glaube ich nicht: Die Vorstellungen von Schulgenossenschaft und Bistum liegen noch sehr weit auseinander. |
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