| Guten Morgen, | | |
man will uns wieder an das Geld, das wir auch nicht haben. Die Grundsteuer muss reformiert werden. Und natürlich wird das nicht in der einzigen Form passieren, die angemessen wäre, nämlich indem man sie abschafft – was für Mieter wie Immobilienbesitzer zumindest ein kleiner Solidarbeitrag zur Bekämpfung der überteuerten Wohnkosten wäre. Nein, am Ende wird für die Bundesländer unter Garantie ein sattes Plus herauskommen; eine weitere versteckte Steuererhöhung, die wir alle zahlen werden. Ohne Garantie, dass die zusätzliche Kohle wenigstens in Schwimmbäder, Radwege, Büchereien, Straßenbeleuchtung oder wenigstens öffentliche Hundetoiletten investiert wird. (Sie fragen, ob es Letztere überhaupt schon gibt? Ja, sehen Sie ...) Mehr dazu unten. Zugleich geben sich die Arbeitgeber alle Mühe, uns in Nullkommanichts noch sympathischer zu werden als jene Prozesshanseln, die den Schlamassel mit der Grundsteuer überhaupt erst losgetreten haben. Auch sie wollen mehr Geld von uns: dafür, dass der Reformationstag am 31. Oktober ab diesem Jahr nun arbeitsfreier Feiertag werden soll. Der Tag soll, verlangen die Arbeitgeber nun, jeden bis zu 265,50 Euro kosten. Netto und jährlich. Obwohl man an diesem schönen neuen Feiertag meist nicht mal im T-Shirt wird herumlaufen können, vom Grillen ganz zu schweigen!
Die Rechnung hat die »Bild« aufgestellt, ausgehend von der Forderung des Hauptgeschäftsführers der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, in dem Blatt, im Gegenzug für den extra Feiertag den Pflegebeitrag in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen zu erhöhen. Nach Bundesrecht sei es »zwingend vorgeschrieben«, so Kampeter gegenüber der »Bild«, dass bei einer Vermehrung der Feiertage gegenüber dem Stand vor Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1994 der Pflegebeitrag der betroffenen Beschäftigten um 0,5 Prozentpunkte steigen müsse. Klingt krude, ist aber aus Sicht der Arbeitgeber nur konsequent: Schließlich wurde 1994 der Buß- und Bettag von der eilfertigen Politik als bundesweiter Feiertag nur deshalb abgeschafft, weil die Wirtschaft wegen der durch die Einführung der Pflegeversicherung steigenden Lohnnebenkosten eine Entlastung verlangt hatte. Allerdings: Die Kompensationsklausel gilt nur bei einem »Feiertag, der stets auf einen Werktag fällt« – und der Reformationstag kann durchaus an einen Samstag oder Sonntag sein. Möglicherweise sehen das die politischen Entscheider auch so. Wer nun trotzdem unbändige Lust verspürt, aus lauter Empörung mit der Trillerpfeife auf die Straße zu gehen, solange man sich diese noch leisten kann: Morgen wird eh wieder gestreikt. Wenn Sie schon mal üben wollen (noch kostet das keinen höheren Pflegebeitrag!), reihen Sie sich ruhig bei den Gewerkschaftsdemos der Erzieherinnen, Stadtreiniger, Bücherhallenangestellten und Hafenbehördenleute ein. Sofern Sie keine Kinder in der Kita haben.
Mehr Tempo 30 vor Schulen, Kitas und Seniorenheimen Erst mal weiter mit guten Nachrichten für alle kleinen und großen Fußgänger: An rund 160 Orten in der Stadt soll es in den nächsten ein, zwei Jahren neue Tempo-30-Zonen geben. Das bestätigte gestern die Innenbehörde. Vor 70 Prozent der Schulen, Kitas und Seniorenheime müssen Autofahrer jetzt schon langsamer fahren. Bald sollen es dann 80 Prozent sein. Grund für die Initiative ist eine Änderung der Straßenverkehrsordnung aus dem vergangenen Jahr, die Tempo 30 vor sozialen Einrichtungen zum Regelfall macht. Das Hauptaugenmerk in Hamburg liegt dabei auf den Schulen. Jetzt werden alle Orte, bei denen noch mit den regulären 50 Stundenkilometern gefahren werden darf, überprüft. Nur auf vier- oder noch-mehr-spurigen Straßen soll das neue Tempolimit nicht gelten. Oder wenn vor den Einrichtungen Busse mit einer Taktfrequenz von sechs oder mehr Fahrten pro Stunde verkehren. Warum die Ausnahmen? »Wir wollen die Linienbusse nicht ausbremsen und auch verhindern, dass sich der Verkehr von den Hauptstraßen auf Wohngebiete verlagert«, sagt Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde. (Spätestens hier, hm, enden die guten Nachrichten wieder.) |
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