Neuer Schluss für Harvard-Hymne I Peter-André Alt bald HRK-Präsident I Dr. acad. Sommer berät Schwangere I Thomas Kerstan hat eine Fußnote zur Lehrerbildung

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
so bunt wie die Welt der Wissenschaft ist dieser Chancen Brief. Frauen und Migranten werden laut einer neuen Studie beim juristischen Staatsexamen benachteiligt. Harvards Hymne erhält eine neue Schlusszeile. Peter-André Alt wird nun wirklich HRK-Präsident. Dr. acad. Sommer hat Tipps für schwangere Wissenschaftlerinnen parat. Und Thomas Kerstan schreibt eine Fußnote zur Lehrerbildung. 
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Ungerechte Rechtswissenschaft
Frauen und Migranten haben es in den mündlichen Abschlussprüfungen für das Jura-Staatsexamen schwerer als deutschstämmige Männer. Das zeigt eine Auswertung von 18.000 Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen, die der ZEIT vorab vorliegt.
Sie stammt vom Psychologen Andreas Glöckner (Fernuniversität Hagen), dem Juristen Emanuel V. Towfigh (EBS Law School Wiesbaden) und dem Ökonomen Christian Traxler (Hertie School of Governance).
Die Abschlussnote in Jura setzt sich aus schriftlichen und mündlichen Noten zusammen. Während die schriftlichen Examen anonymisiert korrigiert werden, kennen die Kommissionsmitglieder der nachfolgenden mündlichen Prüfung die Ergebnisse der schriftlichen Examen. Für die Studie haben die Autoren nun Kandidatinnen und Kandidaten mit identischen schriftlichen Prüfungsergebnissen verglichen. 
„Mit hoher Wahrscheinlichkeit schnitten Frauen und Prüflinge mit Migrationshintergrund bei der abschließenden mündlichen Prüfung schlechter ab“, so Emanuel V. Towfigh im Interview der ZEIT.
Die Daten zeigten zudem, dass Frauen nicht schlechter abschnitten, sobald eine einzige Frau mit in der Kommission sitze.
  
 
 
Harvard ändert Hymne
Die reichste und berühmeste Universität der Welt hat ihre Hymne geändert: Harvard. "Fair Harvard' heisst das Lied, seit 1836 lautete die Schlusszeile "Till the stocks of the Puritans die"‎. Dabei hat Harvard zwar eine puritanische Gründungsgeschichte (und den puritanischen Fleiss der Studenten sieht man regelmäßig bei "Allnightern" genannten durchgearbeiteten Nächten in der "Lamont Library"), doch die Universität ist divers geworden. Vergangenes Jahr schrieb die "Task Force on Inclusion and Belonging" der Universität einen Wettbewerb aus und entschied sich nun für den Vorschlag der Absolventin Janet B. Pascal. Ab sofort lautet die Zeile "till the stars in the firmament die", in ähnlicher Poesie, genauso gut singbar. Sie habe sich "the same kind of formal and flowery diction" gewünscht, sagte Pascal dem Harvard Crimson. Bislang wurde die Hymne erst einmal geändert, als das Wort "sons" durch "we" ersetzt wurde. 
Über die Singbarkeit gendergerechter Sprache in Schulen und Kitas sprach in der ZEIT übrigens gerade der ‎Liedermacher Rolf Zuckowski. 
  
 
 
Hafencity Uni kommt nicht zur Ruhe
Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, gibt es wieder Unruhe an der Hamburger HafenCity Universität (HCU). Einige Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren wollen eine zweite Amtszeit der Kanzlerin Stephanie Egerland verhindern und fordern auch den Rücktritt des Präsidenten Walter Pelka. Die Rede ist von "Machtmissbrauch", sowie "Schikane und Mobbing". Das Präsidium habe radikal Stellen abgebaut und immer mehr Macht innerhalb der Hochschulleitung zentralisiert, wird kritisiert. Walter Pelka weist alle Vorwürfe zurück und betont, dass das Präsidium jederzeit ein offenes Ohr für alle habe.
  
   
 
 
   
   
   
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Ja, er wird es wirklich 
Vorbei die Prognosen und Vorabmeldungen, nun wird er es wirklich: Peter-André Alt, Präsident der FU Berlin, ist vom 1. August an neuer Präsident der HRK. Das hat die HRK-Mitgliederversammlung am Dienstag beschlossen. Wir gratulieren, wünschen gutes Gelingen, und versprechen, dass wir nicht so brav bleiben werden. In der neuen ZEIT reden die Germanisten Peter-André Alt und Peter Strohschneider (DFG) unter anderem über die Sprache der Wissenschaftspolitik. In Jan-Martin Wiardas Blog skizziert Alt seine Agenda.  

Gorch Pieken kuratiert Humboldt-Labor
Wie unter anderem das Magazin Monopol meldet, wird der Historiker Gorch Pieken Leitender Kurator des Humboldt-Forums in Berlin. Pieken war von 1995 bis 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator am Deutschen Historischen Museum, danach baute er das Militärhistorische Museum in Dresden neu auf und ist dort seit 2011 Wissenschaftlicher Direktor.

Job: Charité sucht Chef
"Job" ist hier natürlich nicht der passende Ausdruck: Gesucht wird ein "Vorstandsvorsitz (m/w)" für die Charité - Universitätsmedizin Berlin. Wer sich für diese Aufgabe bewerben will, der wird wissen, was er können muss. Wir anderen lesen mit offenem Mund die Anzeige im Stellenmarkt der neuen ZEIT.
   
 
 
   
 
 
 
 
Dr. acad. Sommer
 
 
   
 
   
„Liebe Frau Dr. acad. Sommer,
ich bin mitten in meiner Promotion und habe gerade herausgefunden, dass ich schwanger bin. Das war so nicht geplant, aber mein Freund und ich freuen uns sehr. Gleichzeitig mache ich mir Sorgen um meine wissenschaftliche Zukunft. Wie sag ich das bloß meinem Betreuer?“
 
Dr. acad. Sommer antwortet:
„Liebe Frau X,
herzlichen Glückwunsch zur Elternschaft! Eine Schwangerschaft kann neben der Freude auf das Kind auch verschiedene Ängste hervorrufen, zum Beispiel vor Auswirkungen auf Privatleben, Beruf und Finanzen. Diese Gefühle sind zunächst privater Natur und sollten Sie nicht alle mit Ihrem beruflichen Umfeld teilen. Für die berufliche Kommunikation sind in erster Linie diejenigen Aspekte relevant, die Auswirkungen auf Ihr Projekt und Ihre Aufgaben in der Arbeitsgruppe haben.
Bevor Sie Ihrem Betreuer die Nachricht überbringen, sollten Sie Vorüberlegungen für das künftige berufliche Szenario anstellen:
Holen Sie sich Informationen zu den Regelungen für Mutterschutz und Elternzeit ein. Gleichstellungsbeauftragte oder Familienbüro Ihrer Hochschule bieten in der Regel Beratungen an und können Sie über landes- oder hochschulspezifische Regelungen, etwa zur Verlängerung Ihres Stipendiums oder Vertrags, informieren. Erkundigen Sie sich auch, welche Unterstützung Ihre Hochschule bietet, von Krippenplätzen bis Angeboten zum Erfahrungsaustausch.
Was sind Ihre Vorstellungen von sich als Mutter? Wollen Sie sich eine gewisse Zeit ganz Ihrem Kind widmen oder finden Sie eine andere Balance zwischen Beruf und Fürsorge richtig? Welche Vorstellung haben Sie entsprechend von der Vaterrolle? Führen Sie auch mit Ihrem Freund ein Gespräch, welche Aufteilung von Beruf und Familienverantwortung er sich vorstellen kann.
Wie lange wollen Sie Ihre wissenschaftliche Tätigkeit pausieren? Falls Sie Elternzeit nehmen: Würden Sie währenddessen gern an Ihrer Promotion weiterdenken oder an relevanten Tagungen teilnehmen? Wie wollen Sie Kontakt halten und über Neuigkeiten aus der Arbeitsgruppe informiert werden? Wenn Sie eine wissenschaftliche Karriere anstreben, ist es in der Regel besser, wenn Sie am Diskurs dranbleiben. Aber neben den äußeren Ansprüchen wollen Sie ja auch Ihren eigenen Vorstellungen gerecht werden.
Welche Arbeitsschritte für Ihre Doktorarbeit wollen Sie vor dem Mutterschutz noch abschließen? Welche Ihrer weiteren Aufgaben können Sie fertigstellen, welche müssen Sie übergeben?
Nicht zuletzt: Welche Einstellung zu Elternschaft und Karriere hat Ihr wissenschaftliches Umfeld? Gibt es Erfahrungswerte, wie Ihr Betreuer mit Vereinbarkeitsfragen und anderen berechtigten privaten Interessen seiner Mitarbeitenden umgeht? Überlegen Sie, was dies für Ihre Kommunikationsstrategie bedeutet.
Wenn Sie einen groben Plan für Ihre künftige Doppelrolle als Wissenschaftlerin und Mutter fertig haben, sind Sie sprechbereit. Kommunizieren Sie Ihrem Vorgesetzen in Ihrer Rolle als Mitarbeiterin, dass Sie für eine bestimmte Zeit ausfallen werden und welchen Plan Sie für Ihr Promotionsprojekt entworfen haben. Ziel des Gesprächs ist es, für beide Seiten Planungssicherheit herzustellen: Zeigen Sie, dass Sie nach wie vor eine ambitionierte Wissenschaftlerin und zuverlässige Mitarbeiterin sind.
Und wenn in den kommenden Monaten Unvorhergesehenes passiert? Dann passen Sie den Plan an, wie es bei gutem Projektmanagement üblich ist, und kommunizieren die Änderungen in Ihrem Umfeld rechtzeitig. Spätestens bevor Ihr Mutterschutz beginnt, sollten Sie noch einmal aktuell besprechen, wie Sie Kontakt halten wollen. Alles Gute!
 
Mirjam Müller ist Personalentwicklerin und Coach an der Universität Konstanz. Sie schreibt für das Coachingnetz Wissenschaft als Dr. acad. Sommer. Kontakt: www.coachingnetz-wissenschaft.de
   
 
   
 
   
Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym Ihre Frage!
   
 
   
   
   
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Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
 
 
Fußnote
 
 
   
 
   
Gerade gibt es wieder, diesmal in Hamburg, Streit um den "Einheitslehrer", mit dem, so der Vorwurf der Kritiker, durch die Hintertür die Einheitsschule eingeführt werden soll. Mir würde es gut gefallen, wenn aus diesem Thema die Polemik rausgelassen würde. Dann bliebe die interessante Auseinandersetzung darüber, was die Lehrerinnen und Lehrer in den verschiedenen Schulformen draufhaben müssen. Müssen sich auch künftige Gymnasiallehrer mit Sozialpädagogik befassen? Wie viel Fachwissen brauchen Nichtgymnasiallehrer? Die Universitäten müssen sich viel stärker öffentlich in diese Debatte einmischen. Sie leben (auch wenn sie das oft vergessen) von der Lehrerbildung, sie haben etwas zu dem Thema zu sagen, und sie können die Debatte versachlichen.        Thomas Kerstan
   
 
   
Fröhliches Forschen wünscht Ihnen

Ihr CHANCEN-Team


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