Die Studis von heute | Japan: Manipulation von Testergebnissen | Dreieinhalb Fragen an Timo Becker | Elite von der Stange

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
Studierende verändern sich. Manche Fähigkeiten nehmen zu, andere ab. Aber was heißt das für die Hochschulen, im Seminarraum, für die Prüfungsleistungen? Die Debatte darüber sollte konstruktiv geführt werden – vielleicht ja gerade in diesen Wochen, da der Lehr-Betrieb stillsteht (Das ist wichtig). Timo Becker von der Hochschule für Kunst, Design und populäre Musik in Freiburg warnt im Fragebogen vor zu viel Praxistauglichkeit. Und wer nie in Harvard war, aber trotzdem irgendwie dazugehören will, muss dieser Tage nur mal kurz bei H&M vorbeischauen (c.t.).
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Debatte: Die Studis von heute
In der aktuellen Ausgabe der Forschung & Lehre schreibt der Bonner Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin über die Frage: Was bedeutet es eigentlich, „studierfähig“ zu sein? Hält also das Abitur noch, was es verspricht – und wie vorgebildet sind die jungen Studierenden, die in die Hochschulen strömen? „Das Abitur befähigt inzwischen nicht mehr zum Beginn eines Grundstudiums“, schreibt Ladenthin: „Da läuft etwas ganz schief. Der Übergang von der Schule auf die Universität ist hochgradig gestört.“ Er diagnostiziert mangelhafte Rechtschreibung, Abstraktionsfähigkeit, schwache Urteilskraft und allgemeine Unsicherheit. Ladenthin piekst da einen Schmerzpunkt an. Der Mainzer Historiker und Studienmanager Andreas Frings (@geschichtsadmin), schreibt in einer Replik auf hypotheses.org, die eher ein Weiterdenken ist: Vieles an der Kritik sei berechtigt. „Nur: Was tun?“ Zum Beispiel dafür sorgen, „dass sich unsere Studierenden ab dem ersten Semester an langen, mitunter quälenden Texten abarbeiten.“ Und „die Selbstständigkeit der Studierenden stärken, indem wir sie gerade nicht in ihrer Unselbstständigkeit abholen.“ Man müsse also, kurzum, das erlebte Defizit auf sich selbst münzen: „Wir sollten die Beobachtung studentischer Schwierigkeiten in eigenes Handeln übersetzen lernen.“ 
  
 
 
Polen: Hochschulgesetz unterschrieben
Das neue Hochschulgesetz in Polen, über das wir bereits mehrfach berichtet haben, ist nun nicht nur beschlossene, sondern auch unterschriebene Sache. Präsident Andrzej Duda setzte seine Unterschrift unter das Gesetz, das am 1. Oktober in Kraft treten wird. Es soll die Autonomie der Hochschulen stärken, indem es ihnen etwa das Recht verleiht, selbst Studiengänge anzubieten und akademische Titel zu verleihen. Die Habilitation ist künftig nicht mehr obligatorisch für eine Professur; und die Promotionsphase wird durch Kollegien stärker verschult. (Kooperation international) Das Gesetz steht jedoch in der Kritik – weil es in Wahrheit die Autonomie der breiten Scientific Community schwäche, die Entscheidungsmacht an wenige Personen verlagere und den Hochschulsektor verwirtschaftliche; so berichtet der Deutschlandfunk
  
 
 
Japan: Manipulation von Testergebnissen
Dieser Sexismus ist nicht einmal subtil. Die Tokyo Medical University hat seit Jahren die Testergebnisse ihrer Studienbewerberinnen manipuliert und systematisch abgewertet – mit dem Ziel, mehr Männer auszubilden. Die Universität entschuldigte sich für das Vergehen, man habe das Vertrauen der Öffentlichkeit missbraucht. (SpOn; BBC; Japan Times) – Eine Diskriminierung, die in Deutschland undenkbar ist? Gewiss, hoffentlich. Unterschwellige Ausschlussmechanismen gibt es aber auch hierzlande; wir erinnern an die Untersuchung zu ungleichen Prüfungsbedingungen im Jura-Staatsexamen (ZEIT 18/2018). 
  
   
   
   
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Personen
 
 
   
  
Doppelspitze am DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, ansässig in Braunschweig, hat sich eine neue Führungsstruktur verordnet, nämlich eine Doppelspitze. Wissenschaftlicher Direktor bleibt Jörg Overmann; an seiner Seite steht künftig jedoch noch eine Administrative Geschäftsführerin – Bettina Fischer. Bei all den Klagen über zunehmende Verwaltungs- und Strategieaufgaben vielleicht ein Vorbild für auch andere Institutionen?

Ex-Staatsspitze im Pott
Vorne an der Kanzel stehen und reden, das kann er. Warum also nicht auch mal in einem Hörsaal: Altpräsident Joachim Gauck übernimmt in diesem Jahr die Mercator-Professur an der Uni Duisburg-Essen. Die Vorlesungen finden am 7.11 (Campus Duisburg) und 27.11. (Campus Essen) statt; hier kann man sich anmelden.

Job: Spitzentheoretikerin
Suchen Sie einen Job mit großen Fußstapfen? Bitteschön: Das Frankfurter Institut für Sozialforschung sucht eine neue Direktorin (m/w). Ihren Horkheimer sollten Sie immer in der Tasche tragen und die Sache mit der Kritischen Theorie auch wirklich ernst meinen. Der Direktionsposten geht einher mit einer Professur für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung; derzeitiger Stelleninhaber ist Axel Honneth. Die ganze Ausschreibung steht, wie immer, im ZEIT Stellenmarkt.
  
   
 
 
   
 
 
 
 
Die Zahl
 
 
   
 
   
???
Wie viele Doktoranden und Doktorandinnen in Deutschland gesetzlich unfallversichert sind, ist unbekannt. Die Bundesregierung kann keine Auskunft geben, weil diese Daten nicht statistisch erfasst sind. Das ging jetzt als Antwort auf eine Kleine Anfrage der Partei Die Linke hervor.
   
 
   
Quelle: Bundestag // DIE LINKE
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Prof. Dr. Timo Becker
Professor für Ästhetik und Management an der Hochschule für Kunst, Design und populäre Musik Freiburg

Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Dass man hin und wieder etwas beenden muss, aber nicht aufgeben darf.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Freiheit. Die Freiheit in Kunst, Forschung und Lehre ist unser höchstes Gut. Sie kostet uns nichts, außer den regelmäßigen Anwürfen aus Politik und Wirtschaft zu widerstehen, die unablässig Verwertbarkeit, Praxisnähe und Employability fordern. Dabei vergessen sie, wie sehr es der Gesellschaft schaden würde, wenn die nach den immer gleichen Normen und Verfahren ausgebildeten, und lediglich an Funktionen geschulten Akademiker, nach den immer gleichen Mustern versuchen würden, immer komplexere Probleme zu lösen. Akademiker sollen mit frischen Ideen in ihre Berufe gehen und Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können. Zu viel Praxisnähe führt da eher zu Praxisuntauglichkeit.

Lektüre muss sein. Welche?
„The Spirit Level: Why Equality is Better for Everyone“ von Richard Wilkinson und Kate Pickett
und „Out of Our Minds: Learning to be Creative“ von Ken Robinson

Und sonst so?
Schade, dass dieser dieser eigentlich tolle Frühling und Sommer  für so viele schlechte Witze über den Klimawandel herhalten muss. 
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
In die Ecke gestellt Unter dem Stichwort #MeTwo wird über Rassismus im Alltag debattiert. Hier berichten nun drei ZEIT-Redakteure, welche Erfahrungen sie in Schulen und Universitäten gemacht haben – und fragen: Was muss sich in der Bildung ändern?

„Das wirkt auf Männer bedrohlich“ Die Hochschulen bemühen sich um Diversität. Nicht jeder ist davon begeistert, sagt die Politologin Gülay Çağlar Rette sich, wer kann Es ist Badewetter, doch zu viele Kinder können gar nicht schwimmen. Warum bringt es ihnen keiner mehr bei?

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
 
Elite von der Stange – gesehen bei H&M.

 
 
 
 
 
 
   
Ein Gewitter wäre schön.

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