andere sehen sich Formel-1-Rennen an oder WM-Finalspiele oder auch Snooker-Turniere. Ich habe mir gestern vor dem Regenradar die Fingernägel abgekaut. Man soll sich ja bei diesen Temperaturen nicht auch noch aufregen, aber die Spannung blieb bis zuletzt unerträglich. Kommt das Gewitter, oder kommt es nicht?
Zeit für eine Abkühlung wird es jedenfalls. Kurz vor dem Ende der Hitzeperiode haben wir ihn nämlich doch noch einmal gerissen, den Ozon-Grenzwert von über 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, bei dem die Bevölkerung informiert werden muss. Dass die Umweltbehörde deshalb dazu aufrief, Auto und Motorrad stehen zu lassen, ist logisch, dass sie jedoch ebenso dazu aufrief, stattdessen unter anderem das Fahrrad zu benutzen, ist in diesem Fall nur bedingt eine gute Idee. Bei diesen Luftwerten sollte man sich nicht auch noch länger körperlich betätigen. (An dieser Stelle ein entsprechender Gruß an all die Jogger, die in den vergangenen Wochen ausgerechnet abends durch die ozongeschwängerten Parks gelaufen sind.)
Auch an anderer Stelle zeigen sich langsam Auswirkungen der Hitze. Die Rathausuhr ging in den vergangenen Tagen laut NDR 90,3 wiederholt vor. Wegen »Materialermüdung«, erklärte der Rathausservice. Wenn ich müde bin, gehe ich zwar eher langsamer als sonst, aber gut.
Bei Media Markt sind die Ventilatoren und Klimageräte ausverkauft, und zwar »bundesweit«, wie mir eine Sprecherin gestern verriet. Sie macht auch keine großen Hoffnungen auf Nachschub. Die Produzenten müssten erst wieder nachproduzieren, mit den nächsten großen Lieferungen sei nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen.
Ob
Jörg Kachelmann einen Anteil am Verkaufserfolg hat? Der
twittert sich seit Wochen die Finger fusselig, dass ein Ventilator mitnichten einen steifen Nacken hervorruft, ebensowenig wie Zugluft übrigens. Das seien alles Ammenmärchen, die jedoch vor allem ältere Menschen gefährden, weil die sich dann in ihren Wohnungen einschließen, anstatt für kühlenden Durchzug zu sorgen.
Apropos Durchzug (sorry, die Hitze!): Die ersten Mauersegler machen sich bereits auf den Weg in den warmen (ha!) Süden, die Weißstörche folgen in diesen Tagen. Da sind zum ersten Mal seit Langem Temperaturen unter 30 Grad vorhergesagt, und schon packen diese Weicheier ihre Koffer! Immerhin kann sich Storchenvater
Jürgen Pelch dieses Jahr über 59 Jungstörche freuen, die trotz der dürrebedingten Nahrungsknappheit mit auf die Reise gehen werden.
Ob die Dürre mit den für heute versprochenen Gewittern überstanden sein wird, muss sich erst zeigen. Ebenso, ob das Dom-Feuerwerk am Freitag wieder stattfinden kann. Wenn Sie starke Nerven haben, beobachten Sie einfach das Regenradar.
Stadtderby: »Preispolitik wie in der Champions League« »Der HSV führt seit Jahren eine
Preispolitik wie in der Champions League«, schrieb uns gestern eine verärgerte Leserin. Sie hatte, wie Zehntausende andere, im clubinternen Vorverkauf versucht, Tickets für das
Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli am 30. September zu ergattern. Die Server liefen auf Hochtouren, schrieb der Club selbst auf Twitter.
Zeitweise brachen sie ganz zusammen. Über Stunden sei es nicht möglich gewesen, auf die Internetseite des HSV zu kommen, erzählt die Leserin, und als sie es endlich geschafft hatte, »musste ich feststellen, dass die beiden Tickets im Oberrang der Südtribüne sage und schreibe 37 Euro (!!!!) kosten sollen!«. Preise wie bei Erstliga-Spitzenspielen. Und Preise, die der HSV selbst setzt. Wozu er allerdings nicht zitiert werden will. Immerhin sickert durch, dass die Ticketpreise vom Gegner abhängen. Der FC St. Pauli kann sich jetzt also etwas auf seine Attraktivität einbilden, schließlich haben die Mannschaften zuletzt vor sieben Jahren gegeneinander gespielt. Entsprechend war das Spiel gestern bis auf Restpostentickets für unglaubliche 73 und 85 Euro so gut wie ausverkauft. Und der notorisch klamme HSV nimmt die Mehreinnahmen mit, schließlich machen sich zehn Euro mehr pro Karte auf dem Vereinskonto durchaus bemerkbar. Ob sich der Verein damit tatsächlich einen Gefallen getan hat, ist fraglich.
»Wenn die Verantwortlichen von ›unserem HSV‹ sprechen, meinen sie nur das Geld ihrer Fans«, schreibt unsere Leserin. »Wir – meine ganze Familie, ewige Fans und nun in der zweiten Liga mit dem Gedanken ›Treue kennt keine Liga‹ – sind super enttäuscht!«