im historischen Themenpark Puy du Fou in der westfranzösischen Vendée sammeln von heute an sechs dressierte Saatkrähen die Zigarettenstummel der Besucher ein. Der Präsident des Parks (in Frankreich gibt es sehr viele Präsidenten), Nicolas de Villiers, vergleicht dies mit einer Fabel von La Fontaine: »Das Tier«, sagt de Villiers, »erteilt den Menschen eine Lektion.«
Für jede in einen speziell angefertigen Behälter geworfene Kippe bekommen die hochintelligenten Tiere ein Leckerli. Mit diesem Anreiz schafft es jede Krähe, einen Eimer in weniger als 45 Minuten zu füllen.
Hier in Hamburg schaffen es vermutlich annähernd ebenso intelligente Menschen immer noch nicht, ihren eigenen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Mit »erheblichem Aufwand« muss die Stadtreinigung »Plastiktüten und andere Abfälle aus Kunststoffen« von den Rasenflächen der Hamburger Grünanlagen einsammeln, damit verhindert wird, dass sie beim Mähen als Minischnipsel in den Boden gelangen. Darüber klagte das Unternehmen anlässlich seiner Jahrespressekonferenz. Aber auch darüber, dass die Hamburger immer noch nicht wissen, was man in die Gelbe Tonne wirft – und vor allem, wie. Gern werden Konservendosen mit anderem Müll vollgestopft, sodass sie nicht recycelt werden können. Joghurtbecher werden gemeinsam mit Papiermanschette und Alu-Deckel eingeworfen, anstatt alles auseinanderzunehmen. »Hätte der Abfallerzeuger den Alu-Deckel vollständig abgetrennt und die Pappmanschette aus Papier in der blauen Papiertonne entsorgt, hätte der Plastikbecher stofflich verwertet werden können«, motzt die Stadtreinigung und weist darauf hin, dass der Hinweis »recycelbar« auf einer Verpackung nicht bedeutet, dass sie auch recycelt wird.
Muss man uns, die Krone der Schöpfung, nun auch schon mit Leckerlis dazu bringen, dass wir unseren Dreck ordnungsgemäß wegräumen? Oder – noch besser – gar nicht erst welchen produzieren? Die Abkehr von Wattestäbchen und Strohhalmen ist ja ganz nett, aber wieso schleppen immer noch so viele Hamburger abgepacktes Wasser in Plastikflaschen nach Hause, obwohl die meisten Wohnungen bereits an das Trinkwassernetz angeschlossen sind?
Und wie formulieren Sie es, wenn Sie jemanden erwischen, der seinen Dreck liegen oder fallen lässt? Das gute alte »Sie haben da etwas verloren«? Oder kennt jemand von Ihnen einen Trick, der nicht nur verhindert, dass man sich selbst wie ein Blockwart vorkommt, sondern der auch etwaige pampige Antworten des »Abfallerzeugers« unterbindet, die sonst allen Beteiligten für den Rest des Tages die Laune verderben würden? Wir sind für jeden Tipp dankbar.
PS: Für all jene, die mittlerweile aus dem Sommerurlaub zurückgekommen sind, hier erneut der Hinweis, dass wir das Design unseres Newsletters umgestellt haben, weshalb die Schrift auf mobilen Endgeräten größer und dadurch besser lesbar ist. Sie müssen nun leider mehr scrollen, aber dafür schreiben wir jetzt kürzer.
Okay, demnächst. Na gut, wir bemühen uns zumindest!
Schüler: »Besserer Unterricht statt mehr Hausaufgaben!«
Ginge es nach Schulsenator Ties Rabe, sollten Hamburgs Lehrer mehr Hausaufgaben geben. Warum? 30 bis 40 Prozent der Schüler kämen nicht aus bildungsnahen Familien, und ohne Schulaufgaben »machen diese Kinder am Nachmittag nichts für die Schule«, sagte Rabe in einem Interview mit dem »Hamburger Abendblatt«. Mehr Hausaufgaben für mehr Anteilnahme der Eltern? Liam Zergdjenah, Landesvorsitzender der SchülerInnenkammer Hamburg, glaubt nicht an diese Logik. »Wenn einige Schüler schon jetzt zu Hause wenig Unterstützung beim Lernen erfahren: Wie sollen gerade sie dann noch mehr Aufgaben alleine bewältigen? Und warum sollten sich die Eltern plötzlich mehr für die Schule interessieren?« Ihm schweben andere Lösungen vor, Förderkurse etwa, die ab einer bestimmten Note verpflichtend sind, aber auch freiwillig besucht werden können. »An meiner Schule, der Max-Schmeling-Stadtteilschule, leiten Studierende solche Nachmittagskurse. Dort werden Aufgaben nicht vorgegeben, sondern Schüler danach gefragt, welchen Stoff sie wiederholen möchten. Allerdings gibt es solche Kurse nicht an allen Hamburger Schulen.« Statt der ganzen Klasse die gleichen Fragen zu stellen, sollten Lehrer zudem einen Pool mit Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsgraden anlegen. »Dort könnten die Schüler dann ein, zwei Hausaufgaben selbst auswählen, die ihrem Lernstand entsprechen. So würden auch lernschwache Schüler schneller Erfolge sehen und wären motivierter.« Auch Lerngruppen wären sinnvoll. Vor allem aber sollte die Qualität des Unterrichts erhöht werden, statt Aufgaben »an die Eltern auszulagern«, findet Zergdjenah.