vielleicht haben Sie es ja immer schon geahnt:
Aktive Twitterer sind nicht normal. Das gilt nicht nur für mit Tweets um sich werfende
Staatenirrlenker, sondern auch für andere Twitterer aus Leidenschaft. Wobei »normal« in dem Fall die
Gesamtheit der Online-Gemeinde beschreibt. Von denen unterscheiden sich die Tweetvirtuosen laut
einer Studie des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung erheblich. Eine Befragung von knapp 800 deutschen Internetnutzern ergab, dass Menschen, die mehrfach pro Woche Tweets verschickten, replyten und so weiter,
zwar kreativer als twittermäßig Zurückhaltendere waren und auch
Neuem gegenüber aufgeschlossener. Gleichzeitig, so Studienautor Sascha Hölig, handle es sich um eher »stärkere Persönlichkeiten«, die nicht nur »extrovertierter und weniger ängstlich« seien als andere Mitglieder der Online-Gemeinde, sondern auch »höhere Werte in der Tendenz zum Narzissmus« aufwiesen. Für Hölig Hinweise darauf, dass der viel beachtete Kurzmitteilungsdienst nicht unbedingt repräsentativ für die Bevölkerung sei und
»als Stimmungsbarometer für die Belange der Gesellschaft eher ungeeignet ist«. Erwähnen muss man der Vollständigkeit halber dann auch noch einen anderen Punkt, auch wenn das sicherlich nichts als reiner Zufall ist: Die selbstverliebten Twitteraktivisten, sie waren in der Mehrzahl männlich.
Grundschule – endlich neu gedacht? Kommt jetzt die
Revolution in den Grundschulen? Die
Elternkammer in Hamburg wünscht sich mehr Flexibilität und fordert eine
Schuleingangsphase, die das individuelle Lerntempo der Kinder unterstützt und
je nach Lernstärke die Grundschulzeit verkürzen oder verlängern würde.
Schulsenator Ties Rabe signalisierte im Treffpunkt Hamburg bei NDR 90,3 bereits seine Unterstützung. Wir haben die
Vorsitzende der Elternkammer, Antje Müller, gefragt, wie das eigentlich funktionieren soll.
Elbvertiefung: Was steckt hinter der Idee einer flexiblen Schuleingangsphase?Antje Müller: Das Konzept soll zu mehr Chancengerechtigkeit in der Grundschule führen. Die Idee sieht vor, dass die Schüler die Inhalte der ersten zwei Lernjahre altersgemischt lernen. Die Verweildauer in der sogenannten Eingangsphase beträgt dann im Regelfall weiterhin zwei Jahre, kann aber auch ein oder drei Jahre betragen. Hauptsache ist, dass die Inhalte gelernt werden. Danach geht es regulär in die dritte Klasse
. EV: Was bringt das?Müller: Je nach individuellen Möglichkeiten haben die Kinder die Gelegenheit, den Stoff in unterschiedlichem Tempo zu erlernen. 27 Prozent der Schüler verlassen zurzeit in Hamburg die Grundschule nach vier Jahren, ohne dass sie die Mindestanforderungen in Rechtschreibung erfüllen. Andererseits können viele bereits lesen, wenn sie in die Schule kommen. Alle sollen die Zeit bekommen, die sie benötigen. In Bundesländern wie Bayern wird das Konzept bereits erfolgreich angewandt.
EV: Auf Schwächen und Stärken wird also frühzeitig eingegangen – mit Erfolg?Müller: Zahlen aus Berlin/Brandenburg zeigen, dass vor Einführung der flexiblen Grundschule ein Prozent der Schüler eine Klasse übersprungen hat. Danach waren es zwei Prozent, die die Eingangsphase bereits nach einem Jahr verlassen haben und gleich in die dritte Klasse weitergegangen sind. Die Verlängerung, also das Jahr mehr, haben im Vergleich zehn Prozent genutzt.
EV: Eigentlich gibt es doch bereits ein Förderprinzip. Reicht das nicht?Müller: Wir erleben, dass die Förderung, etwa die »23+ Starke Schulen«, die Lese-Rechtschreib-Förderung oder die Festlegung der Höhe der Klassenfrequenz, nach sozialer Herausforderung zu funktionieren scheint. Aber trotzdem verlassen 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Grundschulen, ohne dass sie die Mindeststandards erfüllen. Deshalb müssen wir mehr unternehmen, um diese Kinder zu unterstützen.
EV: Das kann nur funktionieren, wenn die Kids richtig eingeschätzt werden. Wie soll das gehen?Müller: Die Entscheidung sollte im Sinne der Bildungspartnerschaft gemeinsam von Lehrkraft und Eltern mit Zustimmung des Kindes auf Basis der gemachten Beobachtungen erfolgen. Außerdem stelle ich mir vor, dass bereits bei der Einschulung eine Lernausgangslage ermittelt wird, die erste Hinweise gibt.
EV: Am Ende hängt es also wie immer vom Lehrer und seinem Unterricht ab. Müsste da nicht erst ein einheitlicher Standard geschaffen werden, damit alle Kinder die gleichen Chancen haben? Müller: Es kommt darauf an, dass jedes Kind an seinem persönlichen Leistungsoptimum lernt. Einige Kinder tun das recht selbstständig, andere brauchen dafür Förderung. Aber bezogen auf Standards, erwähnen Sie einen wichtigen Punkt. Unterricht ist in Teilen von Lehrer zu Lehrer sehr unterschiedlich, das ist auch nicht weiter schlimm. Denn gute Lernerfolge können auf unterschiedliche Art und Weise erzielt werden. Aber es gab in den anderen Bundesländern, die bereits mit dem Konzept arbeiten, in Einzelfällen Hinweise darauf, dass es zu Problemen führte, wenn Lehrer nicht gut mit ihrer Aufgabe umgehen konnten, nicht entsprechend unterrichtet haben.