Schiff oder Auto: Wer ist der größere Schadstoffsünder?Immerhin können wir heute bei einem
weitverbreiteten Missverständnis Klarheit schaffen, das womöglich auch Ihnen morgendliche Hustenanfälle beschert hat: Die viel zitierte These, die
zwölf größten Containerschiffe stießen ebenso viel Abgase aus wie sämtliche Autos der Welt, war
neulich auch bei uns zu lesen. Hat Sie das verwundert? Zu Recht. Denn so ganz kommt das nicht hin. Wie ZEIT-Kollege
Dirk Asendorpf bereits feststellte (und wie uns Leser D. P. dankenswerterweise erinnerte), sind im Zuge der Erzählung
einige Fakten verwechselt worden. Nicht nur geht die ursprüngliche These, die der Nabu dereinst in die Welt setzte, von einer falschen Zahl von Autos aus.
760 Millionen? Schön wär’s! Der Weltverband der Autohersteller zählte
bereits 2015 an die 1,3 Milliarden Vehikel weltweit. Zudem sprach der Nabu erst einmal nur von
Schwefeloxiden, was sich im Laufe der Legendenbildung dann zu Schadstoffen oder gar zu CO
2 verwusch. Das mag auch daran liegen, dass Schwefeloxide in der aktuellen Debatte kaum noch eine Rolle spielen; der Sprit an der Tankstelle enthält vielerorts gar keinen Schwefel mehr. Was hingegen die Autoabgase wirklich an Schadstoffen beinhalten – wer wagt darüber heute noch eine Aussage, die Tatsachenqualität beansprucht? Insofern ist wohl auch bei der nicht minder schmissigen These, ein
Kreuzfahrtschiff verursache auf einer Reise so viel Schadstoffe wie fünf Millionen Pkw auf gleicher Strecke, skeptisches Augenbrauenheben angebracht. Sicher ist indes eins: Schiffe überschreiten die für den Autoverkehr
zulässigen Grenzwerte an Feinstaub und Stickoxiden regelmäßig bei Weitem.
Wenn Sie wissen wollen, wer der fiesere Umweltschuft ist – Sie als Kreuzfahrtfan (aber Vegetarier!) oder Ihr Fahrrad fahrender, aber den Müll nicht trennender Nachbar – dann schauen Sie doch mal hier. Es könnte allerdings etwas komplizierter werden.
Streit um die Zukunft des Wildgeheges KlövensteenWie soll es weitergehen mit dem Wildgehege Klövensteen? Um diese Frage streiten sich seit einiger Zeit in Rissen der Förderverein Klövensteen und die Initiative »Klövensteen soll leben«. Anlass ist der
»Masterplan Naturwildpark Klövensteen«, den der Förderverein zusammen mit dem Bezirksamt Altona vergangenen Dezember vorgelegt hat. Darin, so sieht es
Jens Sturzenbecher vom Vorstand des Fördervereins, ein »bunter Strauß an Ideen«; unter anderem sind
ein Wolfsgehege, ein Baumwipfelpfad und eine Waldbühne etwa für Tierpräsentationen angedacht. Aber kostenlos soll alles bleiben und in städtischer Hand.
»Vielleicht waren wir mit unserem Konzept zu euphorisch, und eventuell war auch der Titel Masterplan falsch gewählt«, gibt sich Sturzenbecher selbstkritisch. Jedenfalls gründete sich eine
Anwohnerinitiative, die sich gegen die Pläne stellt. Eigentlich versuchten alle Parteien seit Mai gemeinsame Leitlinien zu erarbeiten und setzten sich dafür unter der
Moderation des Bürgervereins Rissen zusammen. Aber jetzt nach den Sommerferien sei die Initiative nicht zu den Verhandlungen zurückgekehrt, so sagt der Förderverein, und habe stattdessen
beim Bezirksamt Altona ein Bürgerbegehren gegen den Masterplan eingereicht. Von der Initiative war gestern keine Stellungnahme zu bekommen, die Politik hat sich offenbar von der Umgestaltung des Wildgeheges abgewandt. Laut NDR-Bericht sei der Masterplan
»politisch vom Tisch«, so die SPD. Altonas Grüne lehnten demnach das Konzept schon länger ab: Es klinge zu sehr nach Freizeitpark. Vermutlich wird sich die Bezirksversammlung kommende Woche mit dem Thema beschäftigen. Alles beim Alten kann im Wildgehege nämlich trotzdem nicht bleiben. Sowohl Förderverein als auch Bezirksamt verweisen auf
dringend nötige Arbeiten. Die Anlage sei in die Jahre gekommen, der Bedarf an Naturbildung groß. Nur wie die Zukunft aussehen soll, bleibt erst einmal unklar.
Landmark Tower in Finkenwerder: Leuchtturmprojekt oder Luftschloss?Es soll das
höchste Gebäude am südlichen Elbufer werden, der Blick auf die Stadt: spektakulär. Klotzen statt kleckern ist die Devise, die der Immobilieninvestor Magna Real Estate für seinen »Magna Landmark Tower« in Finkenwerder ausruft – rund
50 Meter hoch, unterteilt in 15 Stockwerke, mit
mehr als 20.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, Investitionsvolumen
92 Millionen Euro. Bis 2022 soll der Neubau stehen – so stellt es sich der Projektentwickler vor. Auch wie der »Magna Landmark Tower« aussehen soll, ist bereits kommuniziert: Die Visualisierung zeigt einen
futuristisch anmutenden, asymmetrischen Klotz mit teils offenen Flanken,
durch die das Abendrot scheint. Ein Ehrfurcht gebietendes Bauwerk, bei dessen Anblick es jedem nach Hamburg einlaufenden Kreuzfahrttouristen die Kinnlade herunterreißen dürfte; wie sagt der Planer: »Ein echtes Leuchtturmprojekt.«
Nur wozu es dienen soll, ist fraglich. Der Investor kann sich alles Mögliche vorstellen: Büros, Hotel, Boarding-House, Wohnungen … »Das ist noch nicht ganz entschieden«, erklärt Projektsprecher
Sascha Lindemann. Gespannt ist auch
Ralf Neubauer, Vorsitzender des Regionalausschusses Finkenwerder. Planen könne man ja vieles, aber nicht ohne Baugenehmigung – und davon sei der geplante Prestigebau »noch weit entfernt«. Der Bebauungsplan für das Gebiet lasse Wohnungen zum Beispiel nur in Ausnahmefällen zu. Erster Eindruck Neubauers ansonsten: »Das wirkt recht überdimensioniert. Ich bin da äußerst skeptisch.« Mehr könne er derzeit nicht sagen, er habe selbst
eher zufällig über Presseanfragen von dem Projekt erfahren. Auch für das Bezirksamt kam die Kunde vom neuen Leuchtturmprojekt offenbar überraschend. »Es ist ungewöhnlich, dass ein Investor auf diese Art mit der Stadt kommuniziert«, sagt Neubauer.