Kabinett beschließt Agentur für Sprunginnovationen I Pentagon will Forschung durch KI-Systeme ersetzen I Christian Luft wird BMBF-Staatssekretär I Ute Frevert tritt aus GIF aus

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
während die Bundesregierung nun sogenannte Sprunginnovationen fördern will, arbeitet das Pentagon schon daran, wie man Wissenschaftler durch KI-Systeme ersetzen kann. Das BMBF hat einen neuen Staatssekretär, die Kulturstaatsministerin einen neuen Kommunikations- und Digitalchef und Jan-Marin Wiarda beklagt im Standpunkt die Wissenschaftsfeindlichkeit mancher Politiker.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Nun springen die Innovationen
Um Deutschland als Standort für bahnbrechende technologische Entwicklungen zu stärken, hat das Bundeskabinett laut dem Magazin Gründerszene  eine „Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen“ auf den Weg gebracht. Ausgestattet werden soll die Einrichtung mit rund einer Milliarde Euro über zehn Jahre. Mit dem Geld sollen die Forschung, aber auch konkrete Projekte gefördert werden, zum Beispiel Entwicklungen in zukunftsträchtigen Bereichen wie Batterien für E-Autos, Künstliche Intelligenz oder autonomes Fahren. Sogenannte Sprunginnovationen verändern grundlegend die Verhältnisse auf wichtigen Märkten. 
  
 
 
Pentagon will Forschung durch KI-Systeme ersetzen
Wie das Onlinemagazin Telepolis berichtet, arbeitet die Darpa, die Forschungsbehörde des amerikanischen Verteidigungsministeriums, daran, wissenschaftliche Innovationen zu beschleunigen und gleichzeitig auf menschliche Wissenschaftler zu verzichten. Es ist das erste Projekt des neuen KI-Erforschungsprogramms, das KI-Systeme der "Dritten Welle" schaffen soll, die die Grenzen des bestehenden Maschinenlernens und der regelbasierten KI-Systeme überwinden. Ganz allgemein geht es bei der Ausschreibung um das Einreichen von Vorschlägen, wie sich wissenschaftliche Entdeckungen und deren Anwendung automatisieren lassen.
  
 
 
Das dritte Geschlecht
Neue Studenten der Universität Edinburgh können sich laut FAZ  in der Orientierungswoche Abzeichen besorgen mit dem Fürwort, das sie bevorzugen. Zur Auswahl stehen „he“, „she“ und das geschlechtsneutrale „they“. Der Studentenverband will mit den Anstecknadeln erreichen, dass die richtigen Geschlechtszuschreibungen auf nicht-binäre Personen angewandt werden, deren physische Merkmale nicht unbedingt mit der Geschlechtsidentität übereinstimmen.
  
   
   
   
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Personen
 
 
   
  
Christian Luft wird neuer BMBF-Staatssekretär
Laut Rundschreiben der Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU), auf das sich Jan-Martin Wiarda beruft,  wird Christian Luft neuer beamteter Staatssekretär im BMBF. Luft leitet zurzeit im Bundeskanzleramt die Abteilung 3 (Sozial-/Gesundheits-/Arbeitsmarkt-/Infrastruktur und Gesellschaftspolitik) zu der auch Bildung, Forschung und Innovation gehören. Er tritt die Nachfolge von Cornelia Quennet-Thielen an, die mit Wirkung zum 31. Juli  in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.

Robin Mishra leitet Kommunikation und Digitalisierung bei Kulturstaatsministerin
Robin Mishra übernimmt laut pressesprecher-Magazin am 1. September die Leitung der neuen Stabsstelle Kommunikation, Strategische Planung und Digitalisierung bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt. In dieser Position berichtet er an Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Zuletzt verantwortete Mishra bei der Deutschen Botschaft in Washington den Bereich Wissenschaft und Technologie, davor war er fünf Jahre lang Sprecher des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Enderlein tritt Präsidentenamt bei der Hertie School an
Der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler Henrik Enderlein ist ab 1. September 2018 neuer Präsident der Hertie School of Governance in Berlin. Er übernimmt das Amt von Helmut K. Anheier, der die Hochschule seit 2009 führte. Enderlein ist seit 2005 Professor of Political Economy an der Hertie School. Unter der Führung Enderleins will die Hertie School nach eigenen Angaben ihren Wachstumskurs forcieren: Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung hat für die nächsten fünf Jahre zusätzlich zu ihrem bisher geplanten Engagement 17,5 Mio. Euro bereitgestellt. Damit erhöht der Stiftung ihre Förderung um mehr als die Hälfte. Die Mittel sollen insbesondere in den Ausbau der Forschung fließen.

Frevert und Röder treten aus GIF aus
Wie unter anderem Spiegel Online berichtet, sind Ute Frevert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Brigitte Röder von der Universität Hamburg aus der GIF (Deutsch-Israelische Stiftung für Forschung und Entwicklung) ausgetreten. Die GIF ist ein Leuchtturmprojekt der Forschungszusammenarbeit zwischen Berlin und Jerusalem. Wer die begehrten Forschungsgelder bekommt, darüber entscheidet ein paritätisch besetztes Kuratorium, in dem auch herausragende Forscher sitzen. Grund für den Austritt Freverts und Röders: Israels Wissenschaftsminister Ofir Akunis von der konservativen Regierungspartei Likud hatte die zunächst angekündigte Ernennung der israelischen Neurologin Yael Amitai für die Stiftung gestoppt.
  
 
Job: Intendant/Operndirektor (m/w) in Cottbus
Das Staatstheater Cottbus (Südbrandenburg) sucht schnellstmöglich und spätestens zur Spielzeit 2020/21 einen neuen Chef oder eine neue Chefin. Wer sich dafür geeignet sieht, der findet Näheres im Stellenmarkt der aktuellen ZEIT.
  
   
 
 
   
 
 
 
 
Die Zahl
 
 
   
 
   
150 bis 200 Millionen €
Fördergelder vergibt die Volkswagenstiftung jährlich. Im Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen  sagt ihr Generalsekretär Wilhelm Krull: "Wir haben es durch unsere Diversifizierungsstrategie geschafft, immer noch eine Verzinsung von vier Prozent zu halten. Die Vermögensanlage in drei großen Komponenten, etwa 45 Prozent verzinsliche Papiere, knapp 40 Prozent breit gestreut in Aktien und 15 Prozent in Immobilien, beschert uns einen Einkommensmix, der uns einigermaßen stabil und zukunftssicher agieren lässt."
   
 
   
 
 
 
 
Standpunkt
 
 
   
von Jan-Martin Wiarda
   
 
   
Politikerweisheit contra Wissenschaft
Ausgerechnet Katarina Barley. Die Nachfolgerin von Heiko Maas gilt unter den Mitarbeitern im Bundesjustizministerium als echter Gewinn: an der Sache interessiert, kenntnisreich, nicht in erster Linie auf den Show-Effekt aus. Umso mehr wundert, ja verstört, wie sich die promovierte Juristin vergangene Woche zur Arbeit von Forschern geäußert hat.
Anlass für Barleys Entgleisung war ein Gutachten zur Wohnungspolitik, das der Wissenschaftliche Beirat beim Wissenschaftsministerium vorgelegt hatte und in dem die Forscher den weitgehenden Verzicht auf den sozialen Wohnungsbau und die Streichung der Mietpreisbremse empfahlen. Barleys Kommentar: Es sei "unverantwortlich, wenn Wissenschaftler jetzt gegen den sozialen Wohnungsbau argumentieren und das den Markt regeln lassen wollen". Fragt sich: Von welcher Verantwortung sprach Barley eigentlich? Etwa eine den regierenden Parteien gegenüber?  
Und dann belehrte die Barley die Wissenschaftler auch noch: "Jeder weiß, dass der Markt von sich aus nur wenige bezahlbare Wohnungen schafft“, sagte die Sozialdemokratin  der Rheinischen Post. Klar, jeder. Nur diese weltfremden Wissenschaftler, die natürlich nicht.
Anfang dieser Woche bekam die Justizministerin Unterstützung von Finanzminister Olaf Scholz (ebenfalls SPD). Was die Wissenschaftler geschrieben hätte, sei „alles Quatsch“ und „großer Kokolores“, sagte Scholz der FAZ.
Keine Frage: Auch amtierende Bundesminister haben das Recht auf eigene, auch auf zugespitzte Meinungen. Die müssen nicht mit der von Wissenschaftlern übereinstimmen, im Gegenteil: Gerade aus dem inhaltlichen Streit können auf allen Seiten neue Erkenntnisse wachsen. Doch wenn Mitglieder der Bundesregierung die Arbeit von Wissenschaftlern so respektlos herabwürdigen, wenn sie wissenschaftliche Erkenntnis mal schnell mit einem populistischen „Jeder weiß...“ zu relativieren versuchen, dann spricht daraus nicht nur eine schwer erträgliche Distanz von Politikern zur Wissenschaft. Dann leisten sie der sonst auch von ihnen rhetorisch verurteilten Wissenschaftsfeindlichkeit Vorschub. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest Justizministerin Barley ihre Worte inzwischen leidtun.
Noch ein Wort zum Thema Verantwortung. Wissenschaftler erfüllen ihre Verantwortung, wenn sie frei forschen und denken und keine Angst haben, aus beidem unbequeme Schlussfolgerungen zu ziehen. Regierungspolitiker tun ihre Pflicht, wenn sie ihre Legitimation schützen und nicht um kurzfristiger politischer Geländegewinne willen in Frage stellen.

Jan-Martin Wiarda ist Bildungs- und Wissenschaftsjournalist in Berlin
   
 
   
 
   
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Fußnote
 
 
   
 
   
Umdenken
Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle noch vom Glück der Wissenschaftler geschrieben, dass sie von der Politik mit viel Geld versorgt werden, sich aber nie der Auseinandersetzung stellen müssen, wie es im Schulbereich üblich ist. Schulpolitik beherrscht oft die Wahlkämpfe, Wissenschaftspolitik findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das ändert sich nun. Die Nicht-Wissenschaftlerin Karliczek hinterfragt gewohnte Geldflüsse und die Wissenschaftsskepsis vieler Bürger wird offen artikuliert. Damit das nicht zur ernsten Bedrohung wird, müssen sich auch die Wissenschaftler nun Gedanken darum machen, wie sie die Steuerzahler davon überzeugen, viel Geld für die Forschung auszugeben. Thomas Kerstan
   
 
   
 
 
   
Gute Ideen wünscht Ihnen 

Ihr CHANCEN-Team


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