vor einiger Zeit hatte ich Sie gefragt, wie Sie es hinkriegen, Ihre Mitmenschen freundlich auf mülltechnisches Fehlverhalten hinzuweisen,
ohne sich selbst als Blockwart zu fühlen. Einige von Ihnen erzählten uns daraufhin von durchaus kreativen Ideen, wie Herr D., der seinem Nachbarn so lange die nicht zusammengefalteten Amazon-Kartons vor die Wohnungstür stellte, bis der endlich begriff, dass er die Haus-Papiertonne nicht mehr mit verpackter Luft verstopfen möge. »Seitdem grüßt er nicht mehr«, schreibt Herr D. »Das wiederum geht uns am Allerwertesten vorbei.«
Frau B. trägt den Dreck, den andere fallen lassen, einfach zum nächsten Mülleimer. »Im Ernst«, schreibt sie, »die beste Variante ist es, den Müll einfach unter den Augen des Verursachers aufzuheben. Ohne Häme, ohne Spruch, einfach, weil man es eh machen würde.«
Was mich an die Erzieherin aus der Kita nebenan erinnert, die vor einigen Monaten mit ihren Schützlingen eine Art Schatzjagd veranstaltete, mit dem kleinen Unterschied, dass die Schätze auf der Straße liegender Abfall waren. Die Kleinen waren dermaßen motiviert, dass sie über jeden entdeckten Zigarettenstummel so laut jubelten, wie man das eigentlich nur von der Ostereiersuche kennt. Bis heute ärgere ich mich, die Frau nicht gefragt zu haben, wie sie die Kinder so aufgestachelt bekam. Vielleicht hätte sie ja auch eine Taktik für Erwachsene gehabt.
Alle Nichtmütter wissen: Es kostet Überwindung, den Dreck anderer wegzumachen, vor allem, wenn man dafür nicht bezahlt wird. Die Naturschutzjugend Hamburg macht demnächst ein ganzes Wochenendprojekt daraus. Vom 14. bis zum 16. September lädt sie zum
»Coastal Cleanup Camp« mit Workshops, Vorträgen und »Müllsammeln an der Elbe«. Dort räumt sie anderer Leute Dreck weg, leider vermutlich nicht unter den Augen des Verursachers. Der könnte aber, wie Sie im Interview mit dem Meeresbiologen
Robert Marc Lehmann etwas weiter unten lesen werden, ohnehin weit entfernt sein. Was Lehmann auf den Stränden dieser Welt findet, wurde teilweise von weit her angeschwemmt. Oder angeweht – siehe Hochzeitsballons.
10 Millionen Tonnen Plastikmüll landen laut Lehmann pro Jahr im Meer, allein in den USA würden 500 Millionen Plastikstrohhalme pro Tag verwendet. Pro Tag!
Ich gehe jetzt nach nebenan und frage nach der Kita-Erzieherin. Sie muss eine sehr weise Frau sein.
(Fast so weise wie
Mark Spörrle, der Sie morgen gut erholt wieder hier begrüßt.)
Die Alsterfontäne bleibt Zumindest eines steht fest: Die
Alsterfontäne wird weitersprudeln! Wem dies zu welchem Anteil zu verdanken ist, bleibt vorerst jedoch unklar. Nachdem Hamburg Wasser den Vertrag als Hauptsponsor zum Ende des Jahres gekündigt hatte, sah es um den
Fortbestand des Hamburger Wahrzeichens schlecht aus. Die
Stiftung Binnenalster, seit mehr als 25 Jahren für den Betrieb zuständig, hätte die Kosten allein nicht mehr wuppen können und wandte sich daher schon im Mai an die Stadt um Hilfe.
Zwischen 90.000 und 120.000 Euro Betriebskosten verschlingt das Postkartenmotiv nach Angaben der Stiftung jährlich, 60.000 Euro davon hat sie bisher aus Sponsorengeldern finanziert, den Rest hat Hamburg Wasser übernommen. Jetzt bleibt alles – anders. Laut einem neuen Finanzkonzept will Hamburg Wasser nach Angaben des »Hamburger Abendblatts« doch wieder 30.000 Euro jährlich zuschießen, gefolgt von Hamburg Energie mit 5000 Euro. Der Rest soll von der Stadt kommen. Bestätigen will diese Zahlen jedoch niemand. Den Betrieb soll fortan Hamburg Wasser übernehmen. Dass das Unternehmen nun doch weiterhin im Boot ist, erklärt Sprecher
Ole Braukmann damit, dass nun eine »langfristig tragfähige Lösung unter angemessener Beteiligung der Stadt« gefunden worden sei. Zuvor war das Schicksal der Fontäne von Jahr zu Jahr neu verhandelt worden. Wer von alledem erst aus der Zeitung erfahren hat, ist die Stiftung Binnenalster selbst, was deren Vorstand
Manhard Gerber zurückhaltend als »ungewöhnlichen Vorgang« bezeichnet. Auch wenn er sich freut, dass die Stadt nun selbst Kosten übernehmen möchte, fragt er sich, wie alles weitergehen soll. Denn: Die
Pumpe der Fontäne ist Stiftungseigentum. Ob die Stadt sie übernimmt, weiß er nicht. Ebensowenig, ob Blohm + Voss die Anlage weiterhin kostenlos warten wird. Oder ob die zwölf Alstersponsoren, die den Erhalt der Fontäne mit je 5000 Euro jährlich sicherten, in Zukunft noch gebraucht werden. »Die Fontäne ist aus dem Stadtbild nicht wegzudenken«, sagt er. Deswegen gehe er davon aus, dass die Stadt auf die Stiftung zukomme.