Schwarzer Block: Soko ade, Ermittlungsgruppe juchhe Die
Soko Schwarzer Block ist offiziell seit Anfang der Woche Geschichte. Zugeklappt werden die Akten aber nicht. Denn die Aufarbeitung geht weiter – in kleinerer Runde. Nachdem zeitweise 180 Mitarbeiter mit den Krawallen rund um den G20-Gipfel beschäftigt waren,
übernimmt jetzt eine 45-köpfige Ermittlungsgruppe innerhalb des polizeilichen Staatsschutzes. Die Arbeit sei fortan Teil der »Alltagsorganisation des Landeskriminalamts«, gab die Polizei bekannt. Heißt: Die bislang unaufgearbeiteten Reste an Hinweisen und Spuren aus den vergangenen 14 Monaten wandern zwar nicht ins Abstellkämmerchen, der Ermittlungsaufwand wird jedoch gedrosselt. Sinkt damit auch die Aufklärungsquote?
Polizeipräsident Ralf Meyer, der die Arbeit der Soko als Erfolgsgeschichte bezeichnete, versicherte, dass die Ermittlungsgruppe (die den Namen der Soko behält) ihre Arbeit mit ebenso großem Engagement fortsetzen werde. Die Suche nach Tätern und deren Identität gehe weiter. Und das wohl weiterhin mit der umstrittenen
Software Videmo 360. Die hatte bereits Ende August für Zwist gesorgt, als der
Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar forderte, deren Nutzung einzustellen, sonst könnte er dies per Anordnung veranlassen. Seiner Meinung nach fehle die Rechtsgrundlage für die Erstellung und Speicherung biometrischer Gesichtsabdrücke Tausender verdachtslos erfasster Bürger.
Innensenator Andy Grote und auch die Polizei bestritten allerdings eine rechtswidrige Datenverarbeitung.
Spurlos verschwunden: »Heiner Weiland« Heiner Weiland ist weg. Von heute auf morgen einfach nicht mehr da. Und das, obwohl doch eigentlich alles in Ordnung war. Oder nicht?
Raban Witt und
Saskia Kauffmann schicken die Besucher in ihrer experimentell angelegten
Ausstellung »Heiner Weiland. Mir fehlt es an nichts« auf Spurensuche nach einem Mann, dessen Biografie am Reißbrett entstanden ist. Denn Weiland hat nie gelebt. Hätte er aber können. Seine Geschichte hat zwar kein reales Vorbild, Witt und Kauffmann haben aber mit vielen depressiven Menschen gesprochen. Denn auch für den fiktiven Weiland war die Depression keine Unbekannte. Damit stehe er nicht nur als Figur für diese
Volkskrankheit, sondern im übertragenen Sinne auch für einen
gesellschaftlichen Zustand. »Wir leben in einer depressiven Zeit«, sagt Witt. Depression, so die These, sei nach innen gewandte Aggression, die von äußeren Zwängen und Anforderungen befeuert werde. Weswegen ein guter Job, eine schöne Wohnung und eine stabile Beziehung eben keine Garanten fürs Glücklichsein seien.
Aber warum eigentlich nicht? Dieser Frage sollen die Besucher im Alleingang in teils bedrückender Atmosphäre nachgehen. »Wir wollen eine gewisse Einsamkeit herstellen und vermeiden, dass sich die Leute schon unterwegs austauschen«, sagt Witt. Durch die Auseinandersetzung mit der Figur Heiner Weilands, den offenen Fragen und Widersprüchen zu seinem Verschwinden, sollen die Besucher auf einem Rundgang durch seine Habseligkeiten und durch Gespräche mit fiktiven Angehörigen, die von Schauspielern dargestellt werden, auch das
eigene Leben reflektieren. Witt: »Der Wunsch wäre, dass die Besucher anfangen, ausgehend von der konkreten Figur, Fragen danach zu stellen, was in der Gesellschaft schiefläuft.«
Die Ausstellung »Heiner Weiland. Mir fehlt es an nichts« eröffnet morgen im Hamburger Museum der Arbeit und ist bis zum 19. Oktober zu sehen. Tickets müssen vorab online gebucht werden. Die Ausstellung wird einzeln begangen. Begleitpersonen, beispielsweise bei Kindern, sind erlaubt.