Letzte Woche hatte ich an dieser Stelle gefragt:
Warum twittern Sie nicht? 16 Zuschriften habe ich erhalten – und sie, anonymisiert, auf meinem
Twitter-Account geteilt (den Link kann man auch ohne eigenen Account öffnen). Herzlichen Dank an all jene, die mir geschrieben haben, ich habe mich über Ihre Rückmeldungen sehr gefreut! – Ein paar Gedanken, die mir dazu kamen:
1. Völlig okay, nicht zu twittern. In Sachen Wissenschaftskommunikation einen Rechtfertigungszwang zu konstruieren, halte ich für falsch.
2. Viele der Begründungen beruhen m.E. auf einer verzerrten (weil: nicht praxiserprobten) Wahrnehmung des gesellschaftlichen Klimas der sozialen Netzwerke. Shitstorms sind, ehrlichgesagt, ein Randphänomen, das sich ausblenden lässt. Man muss auch nicht Donald Trump folgen. Die Freundlichkeit, Offenheit, Instruktivität und Präzision, in der auf Twitter (Fach-)Debatten geführt werden, beweist, dass Komplexität möglich ist – und dass die sozialen Medien (gerade für vereinzelte Kopfarbeiter) außerordentlich gemeinschaftsstiftend sein können.
3. Sind Wissenschaftlerinnen, die twittern, wirklich selbstdarstellerisch? Oder nehmen sie vielleicht einfach ihre Arbeit sehr ernst?
4. Wieso glauben Wissenschaftler, sie hätten nichts zu sagen? Wer ist denn der Adressat, den Sie ernst genug nehmen, dass er oder sie Ihre Aufmerksamkeit verdient?
5. Missverständnis 1: Twitter ≠ 280 Zeichen! Zu sagen, man finde in der begrenzten Zeichenanzahl nicht genug Platz, ist ungefähr so, also hörte man auf zu sprechen, weil nicht alle Informationen in einen Satz gepasst haben. Präzision entsteht, auf Twitter wie auf jeder Fachkonferenz oder am Abendbrottisch, erst im längeren Gespräch. Also: Tweet für Tweet für Tweet.
6. Missverständnis 2: Man kommuniziert in den Sozialen Medien niemals in ein großes, schwarzes „Off“. Dafür müsste man mindestens eine fünfstellige Follower-Zahl erreichen. (Falls Ihnen das gelingt, sitzen Sie demnächst bei Anne Will mit einer Bauchbinde, auf der „Expertin“ steht.) Alles unter dieser Schwelle bleibt ziemlich gemütlich und persönlich: Man weiß, mit wem man kommuniziert, weil man miteinander interagiert.
7. Leider kein Missverständnis: Twitter kostet Zeit. Aber: Glauben Sie mir, auch jene, die twittern, arbeiten viel und hart und leben kostbare Lebenszeit. Mit wem, in welchem Format, in welchem Ausmaß man kommuniziert, ist in erster Linie eine qualitative Entscheidung, der die Organisation der eigenen Arbeit nachfolgt.
8. Warum sind Sie eigentlich nicht auf Instagram?