»Wir allein können uns nicht schützen«Drei Bauernfamilien aus dem Alten Land, von der Nordseeinsel Pellworm sowie aus dem Spreewald in Brandenburg haben vor dem Verwaltungsgericht Berlin gemeinsam mit Greenpeace
eine Klage gegen die Bundesregierung eingereicht, damit die deutschen
Klimaziele 2020 doch noch eingehalten werden. Eigentlich sollten die Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 gesunken sein. Bisher sind davon erst 32 Prozent geschafft. Familie Blohm, die einen
Bioobsthof in Guderhandviertel im Alten Land betreibt, sieht ihre Existenz gefährdet. Wir haben mit
Johannes Blohm gesprochen.
Elbvertiefung: Herr Blohm, Sie spüren die Folgen des Klimawandels schon heute. Wie denn?Johannes Blohm: Mit der Wärme kommen beispielsweise viel mehr Schädlinge. 2016 mussten wir auf vier Hektar all unsere Kirschbäume abroden, weil sie von Kirschfruchtfliegen befallen waren. Die kamen bislang nur in viel südlicheren Gefilden vor. Und bei jeder Ernte haben wir viel mehr Apfelwickler, also Schmetterlingsraupen, die sich ins Fruchtfleisch graben. Ein befallener Apfel wird innen braun, der Schimmel greift aufs ganze Obst in der Kiste über. Wir müssen dann alle Äpfel entsorgen. Gerade für Biohöfe sind die Schädlinge ein Riesenproblem, wir können ja keine Pestizide einsetzen. Biokirschen haben heute schon keine Zukunft mehr.
EV: Sie bauen auf 23 Hektar vor allem Äpfel an. Haben Sie wenigstens vom Hitzesommer profitiert? Die Ernte fiel in diesem Jahr doch gut aus?Blohm: Wir haben gerade erst abgeerntet, den Ertrag müssen wir noch schätzen. Doch wir wissen schon, dass es Einbußen gibt. Viele Äpfel haben Sonnenbrand, also dunkle Flecken und ledrige Haut. So kauft uns die keiner ab. Auch die Trockenheit war ein Problem. Im Frühjahr 2017 hatten wir dafür Starkregen, Hagel und Sturm. Da bildete sich Staunässe, die Erde ist aufgeweicht und die Bäume sind regelrecht abgesoffen und dann umgekippt. Wir beobachten seit zehn Jahren immer mehr solcher Wetterextreme.
EV: Könnten das nicht Launen der Natur sein?Blohm: Mein Vater betreibt den Hof seit 30 Jahren, seit 1560 steht unsere Familie in den Kirchenbüchern, aber solche Extreme haben wir noch nie erlebt. Früher hagelte es vielleicht ein Mal in fünf Jahren, das war schon schlimm genug. Jetzt hagelte es drei Jahre in Folge. Und dass der Meeresspiegel steigt, merken wir auch längst.
EV: Inwiefern?Blohm: Weil die Pole schmelzen und mehr Wasser in die Elbe fließt, gelangt durch den Druck auch mehr Salz ins Elbwasser. Begießen wir damit die Äpfel, legt sich eine Salzschicht auf die Früchte. Wenn der Pegel weiter steigt, wird auch das Hochwasserrisiko bei Sturmfluten zunehmen. Wir liegen hier einen halben bis einen Meter unterm Meeresspiegel, die Deiche könnten bald nicht mehr ausreichen.
EV: Wie gehen Sie mit all dem um? Blohm: Das ist es ja. Wir können nicht viel tun, wir fühlen uns machtlos. Wenn schon ein Grad mehr solche Schäden anrichtet, was kommt dann in Zukunft auf uns zu? Wir diskutieren oft am Esstisch darüber, wie es weitergehen soll mit unserem Hof. Dann zu hören, dass die Bundesregierung die Klimaziele einfach aufgeben will, ist bitter. Wir allein können uns nicht schützen.
Der Herr über 20 ComputersystemeEs war eine Meldung, die in der vergangenen Woche von den meisten Hamburgern recht nüchtern zur Kenntnis genommen wurde:
Christoph Lieben-Seutter, seit September 2007 Generalintendant der Laeiszhalle und seit immer schon für die Elbphilharmonie zuständig, hat seinen Vertrag vorzeitig verlängert. Falls auch Sie sich gedacht haben: »Große Sache, wer gibt schon gern den Chefposten bei einem absoluten Selbstläufer ab?«, dann möchten wir Ihnen den Text unseres Kollegen
Florian Zinnecker ans Herz legen, der sich etwas genauer angesehen hat, was Lieben-Seutter in der Elbphilharmonie jeden Tag so
organisiert, regelt, überwacht und einteilt. Wie es der gebürtige Wiener geschafft hat, fast jede zuvor festgelegte Kennzahl zu übertreffen (ja, auch die Einnahmen!), lesen Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg, am Kiosk oder
hier digital.