»Wie beim Wein: Eine Jahrhunderternte«Die Obstbauern im Alten Land sind zufrieden: Die Apfelernte ist dieses Jahr trotz Hitzesommer sehr gut ausgefallen. Das Statistische Bundesamt schätzt, dass sie in ganz Deutschland mit rund 1,1 Millionen Tonnen 17 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegt.
Wilhelm-Heinrich Matthies vom
Obsthof Jork freut das natürlich auch. Die Zukunft aber macht ihm Sorgen – und das hat nichts mit Hitze, sondern mit salzigem Wasser zu tun.
Elbvertiefung: Herr Matthies, Ihre 70.000 Apfelbäume bogen sich dieses Jahr unter süßer Pracht, trotz extremer Trockenheit. Wie haben Sie das gemacht?Wilhelm-Heinrich Matthies: Da musste ich nix machen. Das ist die gute Lage hier im Alten Land: Unsere Obstwiesen befinden sich zwei Meter unterm Meeresspiegel. Die muss man eher entwässern, um Bäume anpflanzen zu können. Trockenheit macht uns gar nichts.
EV: Und die Hitze?Matthies: Die schon eher. Eigentlich müsste man die Bäume bei rund 35 Grad kühlen, sonst kriegen die Früchte Sonnenbrand. Früher haben wir das mit Wasser aus der Elbe gemacht. Das ist wegen der Elbvertiefung mittlerweile unmöglich; jedes Jahr führt die Elbe mehr Salzwasser. Wenn wir damit die Bäume begießen, verbrennen Blätter und Früchte.
EV: Aufgrund des Klimawandels könnten Sommer wie in diesem Jahr zunehmen. Welche Ideen haben Sie, um künftig ohne Elbwasser auszukommen?Matthies: Gar keine. Einen Brunnen zu bohren macht keinen Sinn, weil das Wasser hier zu viel Eisen beinhaltet. Da haben wir denselben Effekt wie beim Salzwasser. Und eine Filteranlage würde unsere Äpfel zu teuer machen. Aber ich sehe das Ganze nicht so schwarz – früher hatten wir ab und zu auch heiße Sommer, das bedeutet nicht automatisch, dass die nächsten ähnlich verlaufen.
EV: Zumal die Ernte offenbar trotz alldem sehr gut war …Matthies: Ja, wir hatten zwar einen Verlust von 25 Prozent wegen Sonnenbrands. Aber der Rest der Äpfel ist groß, voll ausgereift unter der vielen Sonne. Dieser Geschmack: Das ist wie beim Wein – eine Jahrhunderternte!
EV: Es gab dieses Jahr mangels Feuchtigkeit allerdings kaum Pilze an den Früchten. Kommen mit der Hitze stattdessen andere Schädlinge?Matthies: Falls es doch bei den heißen Sommern bleibt, bestimmt. Würmer oder Spinnmilben zum Beispiel. Die brauchen rund drei Jahre, bis sie hier Fuß fassen. Aber wir setzen auf »integrierte Produktion«, also auf die Mithilfe der Natur: Parallel zu Schädlingen würde es so auch mehr Nützlinge geben, zum Beispiel Ohrenkneifer – der eine frisst, der andere wird gefressen …
Mädchen gesucht: »IT-Experten sind keine Nerds, die im Keller sitzen!« Knapp eine halbe Million Fachkräfte fehlten Deutschland im April dieses Jahres in sogenannten Mint-Berufen – Jobs rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Im IT-Bereich waren es etwa 40.000, wie aus dem
»MINT-Frühjahrsreport« hervorgeht. Damit hat sich der
Wert in den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt. So geht das nicht weiter, tönt die Branche – allerdings schon seit Langem. Der Hamburger
»Talent Day Medien + IT« etwa dreht im November seine zehnte Runde. Dennoch gehen mehr Arbeitskräfte in Rente, als nachrücken, parallel steigert die Digitalisierung die Nachfrage. »Ja, es ist weiterhin viel Initiative gefordert«, bestätigt
Christine Robben, Marketingreferentin des Talent Days. Nach wie vor sei eines der größten Probleme, dass sich zu wenige Mädchen für Informatik interessierten. »Wir müssen die Zugänge noch mehr erleichtern«, so Robben, etwa
Workshops ausschließlich für Schülerinnen anbieten. »Nur so lernen sie, Hemmungen abzubauen, und gehen selbstbewusster an das Thema heran.«
Bisher reichten Projekte wie der Girls Day noch nicht aus; Jungen würden meist über Spiele früh an Informatik herangeführt, »die denken sowieso: Alles mit Computern ist toll!«. Mädchen hingegen hätten oft ein verzerrtes Bild von Informatikjobs vor Augen.
»IT-Experten sind keine Nerds, die im Keller sitzen!«, betont Robben. Vielmehr setze die Branche heute auf Kommunikation und Kreativität. Um dem Nachwuchs das zu beweisen, erzählen beim Talent Day renommierte Chefinnen von ihrem Einstieg in die Branche, etwa
Aylin Aslaner von Microsoft und
Reemda Tieben von Google. Anschließend besuchen Schüler und Studierende Hamburger Unternehmen wie den Carlsen Verlag oder die Telekom. Durch den direkten Kontakt soll klar werden, welche Chancen sich hinter Jobs wie Medien- oder Medizininformatiker verbergen – so die Hoffnung der Veranstalter. Dazu gehören laut Robben
»gerade in der IT-Branche außergewöhnlich gute Verdienstmöglichkeiten«. »Talent Day Medien + IT« für Schüler der 10. bis 13. Klasse, Medien- und IT-Berufsfachschulen sowie Studierende, 14.11.2018, Anmeldung bis zum 1.11.2018 unter talentday@kwb.de