Bavaria One | Auffällige Berichtsdichte | Ein Fest für Ratten | 3 ½ Fragen an Julia Stamm

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
kurz vor den Landtagswahlen in Bayern hat die CSU mit Spitzenkandidat Markus Söder keinen guten Lauf. Selbst Bavaria One, die bayerische Raumfahrtstrategie, zündete erst eimal nur sehr eingeschränkt (Das ist wichtig). Im heutigen CHANCENBriefs gibt es daneben Notizen zu Wissen (c.t.) im Westerwald, die erstaunliche Liebe von Ratten zur Literatur, und Julia Stamm liefert im Fragebogen ein astreines Plädoyer für die Interdiziplinarität. 
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Bavaria One
Der Countdown läuft. In sechs Tagen sind Landtagswahlen in Bayern, und alle Umfragen deuten auf eine krachende Niederlage von Ministerpräsident Markus Söder hin. Seit Monaten befindet sich die CSU samt Spitzenkandidat im Sinkflug (ZEIT-Online). Spott und Häme hagelt es dazu, seitdem Söder vor ein paar Tagen die Raumfahrtstrategie „Bavaria One“ mit seinem Konterfei im Logo präsentierte (Tagesschau, Tagesspiegel, Spiegel-Online). Der Bayernkurier immerhin steht zur CSU und schreibt mit ironiefreiem Enthusiasmus auf, wie der Freistaat mit 700 Millionen Euro „Europas Nr. 1 in der Luft- und Raumfahrt“ werden soll. Zu den großen Gewinnern von „Bavaria One“ gehört die TU München. Für ihre Raumfahrtfakultät soll sie jährlich 30 Millionen Euro erhalten, um sie mit 50 Professuren und 2000 Studierenden zur größten Raumfahrtfakultät Europas auszubauen. Eine Übersicht der wissenschaftspolitischen Pläne aller Parteien finden sich in zwei verschiedenen Wahlprüfsteinen. Die Antworten der Parteien auf die Fragen des bayerischen Verbands der Hochschullehrer an Fachhochschulen stehen hier. Zu den Wahlprüfsteinen der Deutschen Gesellschaft für Juniorprofessuren geht es dort entlang.
  
 
 
Auffällige Berichtsdichte
Wahrscheinlich ein Zufall, trotzdem bemerkenswert. In seltener Dichte legen Wissenschaftseinrichtungen gerade Berichte vor. Wir konzentrieren uns hier lieber gleich auf drei besonders lesenswerte Exemplare. Dazu gehört definitiv der jüngste Umsetzungsbericht zum Hochschulpakt, abrufbar bei der GWK. Das Konvolut zeigt einmal mehr die Expansion, die das Hochschulwesen seit 2005 erfährt. Die Studienanfängerzahlen (+25 Prozent an Unis, +71 Prozent an FH) stiegen deutlich, und mit ihnen nicht nur die Zahl der Professoren (+24 Prozent), sondern vor allem die der Lehrbeauftragten (+72 Prozent). Luft nach oben gibt es beim Dual-Use-Forschungsmonitoring in Deutschland, wie sich aus dem Tätigkeitsbericht (PDF) des Gemeinsamen Ausschusses von DFG und Leopoldina schließen lässt. Aktuell sind dem Bericht zufolge gerade einmal 71 auf Dual-Use spezialisierte Ethikkommissionen an Hochschulen und Forschungsinstituten aktiv. Welle für den Wissenschaftsstandort Deutschland zu machen, verspricht das Hochschulkonsortium GATE-Germany. Ob und wie das etwa bei internationalen Hochschulmessen gelingt, offenbart die jetzt vorgelegte Wirkungsanalyse (PDF). Sie enthält unter anderem eine Befragung von Messebesuchern, die zeigt: Für die Ingenieur- und die Wirtschaftswissenschaften interessieren sich mit 32 und 29 Prozent weit mehr als doppelt so viele Messeteilnehmer wie für die Sozialwissenschaften (16 Prozent). Und jetzt vielleicht noch eine Sonderwarnung an die Informatik: Gerade einmal 9 Prozent der Befragten gaben an, sich für ein Informatikstudium in Deutschland zu interessieren. Mehrfachnennungen waren möglich!
  
 
 
Ein Fest für Ratten
Fake news? Leider nein. An der Stuttgarter Unibibliothek haben sich Ratten über Monate hinweg häuslich eingerichtet. Etwa 8000 wissenschaftliche Werke sind zerstört, berichtet Spiegel Online  unter Berufung auf die Stuttgarter Zeitung. Besonders wohl fühlten sich die Ratten offenbar bei der sozial-, wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Literatur aus den Sechziger- bis Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts.
  
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
3,3
Milliarden Euro sind nach Angaben des Europäischen Rechnungshof im vergangenen Jahr schlampig oder zu Unrecht verteilt worden. Insgesamt gab Brüssel 2017 rund 137,4 Milliarden Euro aus. An der Fehlerquote von 2,4 Prozent ist auch die deutsche Wissenschaft schuld. So gab eine von den Prüfern nicht benannte deutsche Forschungseinrichtung EU-Zuschüsse nicht projektgebunden aus, sondern nutzte das Geld für Ausgaben in der Zentrale. Ein Fall von Zweckentfremdung. Europaweit hatten die Auditoren 700 Transaktionen geprüft. Als Betrugsverdachtsfälle wurden davon lediglich 13 an die EU-Korruptionsbekämpfungsstelle Olav gereicht.
   
 
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Dr. Julia Stamm
Gründerin und Direktorin des internationalen Wissenschaftsberatungsunternehmens Science Leads

Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Visionen zu haben ist keine Krankheit.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, über disziplinäre Grenzen hinaus zu denken und Forschungsthemen jeweils aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Eine wichtige Frage hierbei ist unter anderem, welche Konsequenzen (zum Beispiel sozialer, ethischer, rechtlicher, politischer Natur) Forschung haben kann und wie diese Überlegungen von Anfang an in den Forschungsprozess integriert werden können. Dass dies bereits getan wird, zeigt die Anfrage einer Forschungsorganisation der australischen Regierung, für die ich eine Analyse der gesellschaftlichen Auswirkungen verschiedener Zukunftsforschungsbereiche erstellt habe.
 
Lektüre muss sein. Welche?
„Investigating Interdisciplinary Collaboration“, herausgegeben von Frickel, Albert and Prainsack (2017), bietet profunde Einblicke in Theorie und Praxis interdisziplinärer Zusammenarbeit und zeigt, was warum funktioniert – oder eben sehr oft nicht. Und wenn es auch etwas Nicht-Akademisches sein darf: „Die Lebenden reparieren“ von Maylis de Kerangal. Macht einem wieder bewusst, was Leben und Menschsein heißt.
 
Und sonst so?
Am Leben teilnehmen hilft.
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Eine Schule für Lotta Wann gelingt Inklusion? Die Autorin Sandra Roth erzählt, wie sie für ihre behinderte Tochter ein Klassenzimmer sucht

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Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
 
Integraler Bestandteil der Bundesrepublik, eine Marke im Berliner „Band der Einheit“ und Hidden Champion im noch unveröffentlichten CHANCENBrief-Ranking: Wissen.
 
 
 
 
 
 
   
Wir grüßen Wissen!

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