na, ganz schön
heiß, oder? Ach was, endlich sagt’s mal eine! Ja, gern geschehen.
Im Ernst, ich hoffe, Sie haben den gestrigen Tag gut überstanden, ihn möglichst im Schatten oder nah am Wasser verbracht. Auch wenn es Ihnen vielleicht anders vorkam: Den
Hitzerekord haben wir dann doch knapp verfehlt. 36 Grad wurden in der Stadt gemessen, ein Wert, der seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nur am 9. August 1992 übertroffen wurde (damals, Sie erinnern sich, waren es 37,3 Grad).
Fest steht: So
trocken war es lange nicht mehr, in keinem Jahr seit 2000 hat es in Hamburg weniger geregnet oder geschneit als in diesem. Die
Umweltbehörde warnt davor, Wasser aus Seen oder Flüssen zu entnehmen – auch nicht, um mal eben den Rasen zu besprengen oder das Auto zu waschen. Das Wasser sei zu knapp und wegen des Sauerstoffverlusts von schlechter Qualität. (Die städtischen Trinkwasserspeicher sind aber noch gut gefüllt. Puh!)
»Endlich mal ein richtiger Sommer! Meinetwegen könnte das ewig so weitergehen«, jubelte eine offenbar hitzeresistente Freundin neulich, während ich in meinem Kopf noch die Argumente sortierte, die für oder gegen einen Ventilator in meiner Dachgeschosswohnung sprechen.
Der heiße Sommer ist mit einem
inneren Zwiespalt verbunden. Allein die Tatsache, dass man theoretisch zwei, drei Wochen am Stück täglich ins Freibad gehen (wenn man denn frei hätte) oder eben die Feierabende im Biergarten ausklingen lassen könnte, fühlt sich für die Hamburgerin in mir schon sehr großartig an. Schon wieder ohne Jacke aus dem Haus gehen! Im August, ha! Verrückt!
Doch da ist eben auch die Erkenntnis, dass schon
ein paar Wochen Hitze genügen, um das öffentliche Leben gewaltig zu strapazieren. Da sind die Meldungen von staubigen Äckern und verdorbenen Ernten, von Waldbränden und sterbenden Fischen. Da ist das Gefühl, dass wir in Zukunft noch
sehr viele extreme Wetterlagen erleben werden. Und die dumpfe Ahnung, dass uns das noch lange Zeit relativ egal sein wird –
Hauptsache, die Klimaanlage funktioniert. Der deutsche Astronaut
Alexander Gerst hat gestern übrigens
Bilder aus dem All getwittert, aufgenommen von der Raumstation ISS. Zu sehen ist: Europa, ein »schockierender Anblick«, wie Gerst schrieb. »Alles vertrocknet und braun, was eigentlich grün sein sollte.«
Dampfpinasse auf Tour: »Allein könnte man so ein Boot gar nicht bewegen!« Entschleunigung auf dem Wasser: Mit zehn Stundenkilometer tuckert die
Dampfpinasse »Mathilda« durch die Lande. Am Samstag bricht sie auf zu großer Fahrt.
Von Hamburg aus geht es nach Travemünde und zurück. Zehn Tage wird das Schiff des
Museumshafens Oevelgönne dafür brauchen. Für die einzelnen Tagesfahrten gibt es noch
Platz für Gäste an Bord. Wir sprachen mit dem
Schiffsführer Lars Remke.
Elbvertiefung: Herr Remke, was ist das Besondere bei einer Fahrt mit der »Mathilda«?Lars Remke: Ich mag den Geruch aus Wasser, Kohle und Öl. Und die gleichförmige Geräuschkulisse. Das beste aber ist das Zusammenspiel der Crew. Allein könnte man so ein Boot gar nicht bewegen. Das ist eine Mannschaftsleistung! Neben mir als Schiffsführer sind ein Heizer, ein Maschinist und noch eine zusätzliche Person an Bord, die wir Deckshand nennen und die zum Beispiel beim Anlegen die Leinen auswirft.
EV: Wie im vergangenen Jahr starten Sie am Samstag eine zehntägige Rundfahrt nach Travemünde. Was gibt es da zu beachten?Remke: Eine Sache, die wir aus dem letzten Jahr gelernt haben, betrifft den Kohlenachschub. Den haben wir besser organisiert. 150 Kilo brauchen wir pro Tag. Wir lagern jetzt eine Tonne Steinkohle in Mölln und können da bei der Hin- und Rückfahrt unseren Vorrat auffüllen. Ansonsten ist uns bei der letzten Tour so viel Sympathie entgegengebracht worden, dass wir das wieder machen wollten. Viele Menschen am Ufer haben uns gewunken.
EV: Übernachten Sie auch auf dem Schiff?Remke: Ich nicht, aber der Heizer. Der muss auch besonders früh an Bord sein, weil er zweieinhalb Stunden vor Fahrtbeginn schon das Feuer entfachen muss. Es gibt auch nur zwei Schlafplätze auf der »Mathilda«. Wir anderen übernachten an Land.
EV: Sie und die anderen Crewmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Wie sind Sie dazu gekommen?Remke: Das war ein totaler Zufall. Ich habe den Obmann der »Mathilda« in einer Buchhandlung getroffen, natürlich vor den Segelbüchern. Wir kamen ins Gespräch. Ich hatte damals schon den Sportbootführerschein. Ich bin dann mal mitgefahren, habe einmal angelegt und abgelegt. Irgendwie hatte ich sofort ein Gefühl für das Boot. Seit drei Jahren bin ich dabei. Insgesamt sind wir acht aktive Männer und Frauen. Unser jüngstes Crewmitglied ist gerade erst 15 und begeistert sich auch für Dampfloks. Aber das ist die Ausnahme. Eigentlich sind wir immer auf der Suche nach Nachwuchs.
EV: Was müssen Gäste mitbringen für eine Fahrt auf der »Mathilda«?Remke: Gute Laune – und etwas Geld! Wir finanzieren den Unterhalt des Schiffs durch Spenden. 30 Euro für eine Tagesfahrt sollten es auf jeden Fall sein. Ansonsten müssen die Gäste nichts tun. Sie können sich hinsetzen und aufs Wasser schauen oder die Dampfmaschine von 1911 beim Arbeiten beobachten. Da ist alles offen. Man sieht jedes Rädchen, das sich dreht. Manche wollen aber auch mit anpacken. Letztes Jahr haben wir so zwei neue Mannschaftsmitglieder gewonnen.
EV: Ist so eine Dampfpinasse eigentlich eine Besonderheit?Remke: Im Museumshafen schon, weil da sonst vor allem Arbeitsschiffe wie Schlepper und Barkassen liegen. Die sind auch aus Metall und nicht aus Holz wie die »Mathilda«. Sie ist quasi das Maskottchen dort! Aber ansonsten gibt es solche Dampfschiffe schon noch öfter, allerdings eher in privater Hand und nicht wie bei uns von einem Verein betrieben.
Der Reiseplan der »Mathilda« für die Fahrt nach Travemünde findet sich hier. Anmeldung und weitere Infos telefonisch unter 0175/6063778 oder per E-Mail an mitfahren@dampfpinasse-mathilda.de.