Seyran Ateş erhält Marion Dönhoff PreisAnfeindungen und Drohungen sind für
Seyran Ateş beinahe an der Tagesordnung. Trotzdem kämpft die deutsche Rechtsanwältin türkischer und kurdischer Abstammung weiter – für einen modernen, aufgeklärten Islam. Dafür erhält die Frauenrechtlerin und Imamin den
Marion Dönhoff Preis 2018. Matthias Naß, Juryvorsitzender und Internationaler Korrespondent der ZEIT, begründet die Vergabe mit
Ateş’ Einsatz für die von ihr mitbegründete liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin. Damit habe sie sich beispielhaft für einen Dialog zwischen den Kulturen und Religionen engagiert. Den
Marion Dönhoff Förderpreis erhält die Nichtregierungsorganisation
Reporter ohne Grenzen, welche die Arbeit von Journalisten verteidige, und dies »
gerade in einer Zeit, da auch in Europa die Pressefreiheit immer mehr bedroht wird«, so die Jury. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert und werden am 2. Dezember im Deutschen Schauspielhaus verliehen.
»Das ist normal, halt durch, es geht vorbei!«50.000 US-Dollar, umgerechnet etwa 42.000 Euro, bekommen die Hamburgerinnen
Sara Urbainczyk, Marion Scheithauer und Miriam Wiederer für ihre Online-Community
Echte Mamas von Facebook. Der Konzern unterstützt Gruppen-Administratoren mit Stipendien, um so den Austausch im sozialen Netzwerk zu befrieden. Ob das gelingt? Abwarten. Bis dahin schmieden die »echten Mamas« Pläne – welche genau, hat uns
Marion Scheithauer verraten.
Elbvertiefung: Frau Scheithauer, Sie nennen Ihr Portal »Echte Mamas«. Gibt es auch unechte? Marion Scheithauer: Natürlich nicht. Aber das war der Punkt: Das echte Leben wird uns viel zu selten gezeigt. Wenn man so viele perfekte Bilder vom glücklichen Mama-Leben sieht, ist der Druck riesig, dass das eigene Leben auch so aussehen muss. Dabei ist jede Mutter mal unsicher, fühlt sich hilflos oder versinkt im Chaos.
EV: Es gibt schon diverse Mami-Ratgeber und Online-Foren für Mütter. Was ist bei Ihnen anders?Scheithauer: Wir ermöglichen einen Austausch in Echtzeit. Wenn mein Kind nicht aufhört zu schreien, nützt mir kein Forum, in dem ich nächste Woche eine Antwort bekomme. Ich brauche sofort Rat – über unsere Facebook-Gruppen ist das möglich. Nicht als eindimensionales Online-Magazin, sondern als Community.
EV: Der Bedarf scheint groß: 64.000 Mütter tauschen sich bundesweit aus, es gibt 20 Regionalgruppen der Echten Mamas. Reicht das Gespräch mit dem Kinderarzt oder der Hebamme nicht mehr aus?Scheithauer: Wir sind kein Ersatz für Fachleute, klar. Doch in den ersten Jahren mit Kind gibt es so viele Fragen, da kannst du nicht jedes Mal zum Arzt rennen. Wieso schläft mein Baby schlecht? Wieso mag es keinen Brei? Wie klappt das Stillen besser? Dinge, die den Alltag als Mutter bestimmen, die ohne Austausch aber einsam machen. Oft brauchen die Frauen in unseren Gruppen nur die Vergewisserung: »Das ist normal, halt durch, es geht vorbei!«
EV: Wie werden Sie die 50.000 Euro investieren? Scheithauer: Konkrete Pläne erarbeiten wir gemeinsam mit Facebook, nächste Woche fliegt meine Kollegin zum ersten Treffen nach San Francisco. Unsere Idee ist, dass Mütter sich vor allem im ersten Babyjahr gegenseitig mehr helfen. Wir wollen die Online-Community bundesweit offline holen, Workshops zu den wichtigsten Themen wie Beikost, Abnehmen und Stillen anbieten, vielleicht auch eine Hotline mit Hebammen einrichten.
EV: Und Papas haben nichts zu melden? In Ihren Gruppen sind keine Männer erlaubt.Scheithauer: Beziehungen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Ähnliches sind bei uns natürlich auch Themen. Aber Männer dürfen innerhalb der Gruppen nicht mitreden, weil es dort oft um sehr intime Dinge wie entzündete Brustwarzen, Schwangerschaftsstreifen, Schmerzen geht. Niemand soll sich gehemmt fühlen, etwas zu fragen. Das funktioniert so nur unter Frauen.