um es gleich vorweg zu sagen:
Ich fahre gern Bahn. Wir beschweren uns hier zwar oft über verspätete Züge und kaputte Fahrstühle, wir greifen also all das auf, was die Menschen dieser Stadt beizeiten so stört an der Bahn. Das ändert nichts daran, dass ich die Idee des öffentlichen Nahverkehrs großartig finde. Allein schon, weil ich auf kein Auto angewiesen bin.
Was ich nicht so gern mag: mich aus verschwitzten Menschenknäueln herauswinden. Das kann ich zwar recht gut, weil ich die besondere Fähigkeit besitze, mich noch kleiner zu machen, als ich ohnehin schon bin. Es nervt trotzdem. Leider steckt man in dem Knäuel schneller drin, als man »Zurückbleiben bitte!« sagen könnte. Sobald die Bahn auf dem Gleis einrollt, beginnt das muntere Schieben und Schubsen.
Ich habe schon das tägliche Gedrängel vorm Schulbus nicht verstanden. Dass sich mir nun keine abgewetzten Schulranzen mit Einhörnern drauf, sondern schnieke Aktentaschen in die Rippen rammen, macht es nicht besser.
Ja, viele Bahnen sind gerade zu den Stoßzeiten heillos überfüllt, es gibt Menschen, die
einfach nicht durchrücken wollen oder mit Scheuklappen auf den Augen durchs Leben stolpern – es gibt also so manches Hindernis zwischen dem Fahrgast und seinem potenziellen Sitzplatz. Trotzdem wäre es irgendwie nett, es erst einmal mit einem
»Entschuldigung, dürfte ich...?« zu versuchen, bevor man jemanden zwischen drei Achselhöhlen einkeilt (wie gesagt, ich bin klein).
Wie ich darauf komme? Weil ich mit meinem Ärger nicht allein bin. »Muss man wirklich Angst haben, der Zug fährt ohne einen ab, oder geht es um den Kampf um die Sitzplätze?«, schrieb uns neulich wieder eine Leserin. »Mir persönlich geschieht meistens außer ein paar Remplern nichts, aber es gibt andere Fahrgäste mit Handicaps, Eltern mit Kinderwagen, denen ich schon oft den Weg bahnen musste. Was ist aus dem sinnvollen ›immer erst aussteigen lassen‹ geworden, das zumindest ich noch als Kind lernte?«
Gute Frage. In einigen Bundesländern werden Schüler zu ehrenamtlichen
»Bus Guides« ausgebildet, die für ein geordnetes Ein- und Aussteigen in den Schulbus sorgen sollen. Sind
»Bahn Guides« die Lösung? Doch wer hat schon Zeit und Lust, den ganzen Tag Drängler in die Schranken zu weisen?
Wenn Sie sich nun fragen:
»Ja, gibt es denn keine wichtigeren Themen?« Die gibt es – weiter unten.