Populismus: Große Vereinfachung, großer Effekt Populistische Tendenzen im Land nehmen zu. Das besagt das aktuelle
Populismusbarometer 2018, das die
Bertelsmann Stiftung gestern vorgestellt hat. Demnach seien rund
30 Prozent der Befragten »populistisch eingestellt«. Das ist eine Steigerung um vier Prozentpunkte. Dieser Zulauf erkläre sich vor allem »aus der zunehmend populistischen politischen Mitte«, wie es in der Studie heißt. Größter Profiteur ist die AfD. 70 Prozent jener Befragten, die populistisch orientiert sind, wählten diese Partei. »Aber 71 Prozent aller Befragten würden sie niemals wählen«, sagt
Robert Vehrkamp, Mit-Autor der Studie, »das ist die große Mehrheit.« Gerade bei Menschen, »die sich in ihrer subjektiven Lebensleistung nicht hinreichend anerkannt fühlen«, sei ein Trend zum Populismus zu erkennen. In Hamburg seien diese Milieus weniger stark ausgeprägt als beispielsweise in den neuen Bundesländern. Aber auch Großstädte, die eher linksliberal gefestigt seien, müssten aufpassen,
nicht hochmütig gegenüber Andersdenkenden zu agieren. Denn: »Populisten sind nicht ohne Grund so erfolgreich.« Um alle Menschen zu erreichen, müssten sich die etablierten Parteien um jene Probleme kümmern, die gar nicht durch die Zuwanderung der vergangenen Jahre entstanden sind, sondern tiefer liegende Ursachen haben. Kurz: Die
Trumpfkarte sind soziale Themen. »Eine Chance«, so die Studie, »die von den etablierten Parteien genutzt werden sollte, bevor die Rechtspopulisten es tun.« Vor einem sollten sich alle Parteien laut Vehrkamp hüten: »Populismus mit Populismus zu begegnen. Das ist wie Feuer mit Brandbeschleuniger löschen wollen.«
»Ich will laufen, kein Foto auf der Brücke machen!« Hamburg von ganz oben erleben und dabei die Beinmuskulatur stählen – das geht beim
achten Köhlbrandbrückenlauf. 6000 Läufer gehen morgen an den Start, darunter – zum siebenten Mal – auch
Holger Schmidt aus Elmshorn. Schwindelfrei ist der 67-jährige Rentner allemal – aber genervt von den »Lauftouristen« auf der Brücke.
Elbvertiefung: Herr Schmidt, wie bereitet man sich als Flachlandläufer auf die Kohlbrandbrücke vor?Holger Schmidt: Na, durchs richtige Training! Meine Frau und ich laufen seit 14 Jahren jeden zweiten Tag. Meistens sind wir in Wiesen und Wäldern im Hamburger Umland unterwegs, aber wir legen auch schon mal ein paar Sprints im Treppenviertel ein. Wer Steigungen nicht gewohnt ist, sollte lieber mit dem Auto über die Köhlbrandbrücke fahren.
EV: Was ist anstrengender, der Weg hinauf oder bergab?Schmidt: Den ersten Streckenabschnitt find ich besonders hart. Man hat den langen Aufstieg noch vor sich, kämpft mit der Steigung, die Beine fühlen sich schwer an. Auf dem höchsten Punkt stehen die Dudelsackbläser, wenn man es erst mal an denen vorbeigeschafft hat, wird der Lauf entspannter. Ich schaffe das, indem ich mich nur auf mich konzentriere, nicht nach rechts und links gucke, einfach laufe, laufe, laufe.
EV: Dabei wäre es doch nett, die Aussicht zu genießen? Schmidt: Nee, das käme mir gar nicht in den Sinn! Es gibt allerdings viele Leute, die stehen bleiben und erst mal ein Foto vom Hafenpanorama machen. Mitten im Lauf! Nee, nee, ich bin doch nicht da, um ein Foto zu machen! Am Ende hätte ich dann ein schönes Bild, aber wär eine schlechte Zeit gelaufen.
EV: Denken die anderen Läufer auch so?Schmidt: Die richtigen Läufer wollen eine gute Leistung bringen, klar. Aber man merkt auch, dass viele Teilnehmer einfach nur mal auf die Köhlbrandbrücke wollen. Immer wieder sieht man Leute, die schon nach 200 Metern an ihre Grenzen stoßen, weil sie so einen Lauf überhaupt nicht gewohnt sind. Da kann ich nur den Kopf schütteln.
EV: Mit welcher Lauftechnik kommt man am besten über die Brücke?Schmidt: Da hat jeder seine eigene Methode, einige laufen stark vornübergebeugt, um dem Wind standzuhalten. Der macht mir eher wenig aus, ich halte den Rücken sogar kerzengerade, wenn ich bergauf laufe.
EV: Wann geht es am Mittwoch für Sie los?Schmidt: Um 12 Uhr. Und bevor die nächsten Läufer um 15 Uhr starten, bin ich hoffentlich schon lange im Ziel. Letztes Mal habe ich 1 Stunde und 12 Minuten gebraucht, diesmal will ich sechs Minuten schneller sein.
Sie wollen den Köhlbrandbrückenlauf miterleben, ohne selbst zu schwitzen? Es werden noch Helfer gesucht!