| Guten Morgen, | | |
wenn Sie tatsächlich in Ihrem zu engen Laufzeug um die Alster gekeucht sind, um Ihre guten Vorsätze ein für alle Mal einzulösen, ist es Ihnen sicher auch aufgefallen: Dort machten sich wortkarge (»Da nich für!« – »Dafür doch!« – »Dafür nich!«), aber freundliche Mitarbeiter der Stadtreinigung schon am Neujahrsmorgen über die Hinterlassenschaften der Silvesterböllerei her. Dito am Elbstrand (siehe Foto unten), auf Reeperbahn, Rathausmarkt und anderen Vorzeige- und Feierflächen. In den nächsten Tagen, hörten wir, soll die Sauberkeitsoffensive der Stadtreinigung tatsächlich auch jene Straßen innenstadtnaher Viertel erfassen, in denen Menschen leben und die bei unserer Neujahrsstichprobe noch unberührt wirkten. Wieso, dazu hat eine nette Leserin übrigens eine Vermutung: Die Maschinen der Stadtreinigung »verstopften ständig mit Böllerbatterien und Raketenstielen. Das führte wahrscheinlich dazu, dass sie es nicht bis Eimsbüttel, Altona und Ottensen geschafft haben«. In den letzten Jahren waren die Verstopfungen offenbar so nachhaltig, dass allein in Teilen Eimsbüttels die Hinterlassenschaften der Knallerei noch Wochen später am Straßenrand zu finden waren. Einige von Ihnen fragen sich nun völlig zu Recht: Wie kommen manche Leute überhaupt dazu, zum Mitternachtsshooting waschkörbegroße Raketenabschussbatterien auf Fußwegen und Radwegen zu platzieren, alles abzufeuern und dann zum seligen Schaumweintrinken zurück in die Wohnung zu schlendern – während schon die ersten Radfahrer und Fußgänger über die Batterieruinen stolpern. »Ich finde, dass Silvesterböller durchaus auch von ihren Verursachern entfernt werden können«, schreibt eine Leserin. »Wenn wir mit Freunden auf dem Land gefeiert haben, war das immer selbstverständlich.« (Das war es bei uns in der Stadt auch.) »Wie wäre es mit ein bisschen mehr Selbstverantwortung und Anstand?«, mailt eine andere. »Muss man immer seinen Müll einfach hinter sich fallen lassen und jaulen, dass er sich nicht von selbst wegräumt?!« Eine Einstellung, die sich auch in anderen Bereichen des städtischen Lebens findet: beim Grillen an der Elbe oder in den Parks, beim Cornern, beim Gassigehen mit dem Hund (und ohne Kotbeutel). Bei Rauchern, die ihre Kippen auf die Wiese im Park oder in den nächsten Hauseingang schnippen. »Die Anspruchsmentalität unserer Bevölkerung – vor allem gegenüber staatlichen Institutionen – nimmt nach meiner Einschätzung rasant zu«, schreibt ein weiterer Leser. Und eine Mailschreiberin regte bei Feuerwerksartikeln etwas Sinniges an, nämlich »die Einführung einer Müllsteuer von mindestens 20 % auf den Verkaufspreis! Das Geld bekämen die Stadtverwaltungen, die davon ein Heer von Reinigungskräften sehr gut bezahlen könnten!!!!« Denn, klar: Dass es Menschen gibt, die sich kein bisschen um den Müll scheren, den sie hinterlassen, darf kein Grund für die damit befassten Institutionen sein, den Müll gleichfalls liegen zu lassen. Insofern macht Hoffnung, was ein Rad fahrender Leser wahrgenommen haben will: Im letzten neuen Jahr, schreibt er, »strotzten die Straßen noch vor Kanonadebatterien und nicht zuletzt vor Millionen von Glassplittern der irgendwie fallen gelassenen Sektflaschen. Auf meinem Weg von Ottensen über den Neuen Pferdemarkt bis nach Uhlenhorst musste ich mein Rad bereits auf St. Pauli mit einem Platten stehen lassen.« Und dieses Jahr? »Die Kreuzungen, wo sich an Silvester alle um 0:00 Uhr tummeln, frei! Keine 80-Schuss-Batterien, keine Glassplitter. Ich habe es ohne Platten heute zur Arbeit geschafft. Was man sah, waren wirklich nur noch ›Reste von Feuerwerk‹. Ein spürbarer Fortschritt.« Und da schreibe jetzt bitte keiner, das habe vielleicht nur am schlechten Wetter gelegen.
(Fast) freie Fahrt für Radfahrer Ein Motivationsschub für Radler und solche, die es im neuen Jahr werden wollen: In Hamburg-Nord soll ein neuer Radschnellweg künftig die Saarlandstraße mit der U-Bahn-Haltestelle Sengelmannstraße verbinden. Radschnellweg heißt in diesem Fall: Die Veloroute 5N wird ausgebaut, vier Meter breit asphaltiert, beleuchtet, für Fußgänger gibt es eine (hoffentlich gesicherte) Extratrasse, und – jetzt kommt’s – die Strecke verläuft abseits des Autoverkehrs. Aus Sicht des ADFC ein klarer Vorteil. »Auch wenn die Unfallstatistik der Polizei dafür keine Hinweise liefert, fühlen sich viele Radfahrer auf separaten Wegen besser aufgehoben«, erklärt Sprecher Dirk Lau. Radverkehrskoordinatorin Kirsten Pfaue hatte sich bei uns unlängst für das Modell Fahrradstraße ausgesprochen, wo Autofahrer den Zweirädern in friedfertiger Koexistenz Vorrang gewähren sollen. Eine schöne Idee, findet auch Lau: »Aber die Realität auf Hamburgs Straßen sieht leider anders aus.« Immer wieder fühlten sich Radfahrer bedrängt von Autofahrern, die die Konkurrenz um den Straßenraum offenbar physisch auskämpfen wollten. Der geplante Radschnellweg sei insofern willkommen. Es gebe nur noch einige Mängel im Detail. Dass die Radfahrer auch auf dem schönen neuen Weg stellenweise an sogenannten Bettelampeln nach wie vor warten sollten, bis der Autoverkehr zum Halten komme, sei aus Sicht des ADFC ein Zeichen dafür, dass Hamburg das Radfahren doch nur da fördern wolle, wo es dem Autofahrer nichts nähme. »Innovative Lösungen wären Infrarot- oder Kontaktschleifensensoren«, meint Lau. Damit könnten Fahrradampeln automatisch auf Grün springen und Radfahrer wirklich freie Fahrt bekommen, »das wäre einer Fahrradstadt angemessen«. |
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