| Guten Morgen, | | |
noch schnell einmal zur sozialen (In-)Kompetenz im Alltag und dem von vielen empfundenen Trend, sich egoistisch durch die Welt zu bewegen: Die Flut an Mails, die uns zum Thema – ein Leser prägte den Begriff »Me first!« – erreichen, reißt nicht ab: »Es tut sooo gut, zu lesen, dass es auch anderen so geht wie uns.« Ein Zwischenergebnis ist bemerkenswert: Offenbar wetteifern Mütter mit Kinderwagen, gern in Zweier- oder Dreierformation nebeneinander, heftig darum, den als Fußgängerschreck verschrienen Radfahrern erbitterte Konkurrenz zu machen. Nicht nur verbal (»Me and my baby first«) im Aufzug, auf der Rolltreppe oder im Café. Viele berichteten uns vom Einsatz der »Kinderwagen als Panzer«, mit denen man andere, sei es auf der Straße oder beim Einkaufen, im Bedarfsfall einfach zur Seite drängt. Offenbar beseelt das schöne Gefühl, Nachwuchs zu haben, manche Mutter so sehr, dass sie sich und ihr Kind für etwas hält, worum sich der Rest der Welt gefälligst zu drehen hat – und das (bevor böse Mails kommen!) stellen auch Frauen fest, die selbst Mutter sind. Bei Kinderwagen schiebenden Vätern ist das Wahrnehmungsbild gemischt. Großeltern mit Kinderwagen fallen anscheinend eher durch auffällige Rücksichtnahme auf. »In der Folge der zunehmenden Individualisierung, Selbstoptimierung und Präsentation werden die Umgangsformen härter und egoistischer«, diagnostiziert Leser Sch. – und kommt dann zum entscheidenden Punkt: »Wenn wir das nicht gut finden, sollten wir uns dagegenstemmen und freundliches kooperatives Miteinander aktiv selbst betreiben.« Auch Leserin W. fragt: »Sollten wir nicht versuchen dieses ›früher war alles besser‹ öfter zu durchbrechen mit positiven Beispielen des Miteinanders? Denn ich denke, es gibt sie, öfter als wir meinen, aber wir übersehen sie nicht selten, oder?« Ja, und das ist das Gute, viele berichten uns auch von positiven Beispielen. Von Fußgängern, die sich bei Radfahrern für das Stehenbleiben bedankten und umgekehrt (!). Von Wildfremden, die ihnen in der vollen S-Bahn den Arm als Stütze anboten. Von Gruppen von Entgegenkommenden, die auf ein Lächeln reagierten wie das Rote Meer angesichts Moses und der Israeliten beim Auszug aus Ägypten und sich teilten. »Vielleicht«, schreibt Leserin W., »könnten wir uns auch mal vornehmen, öfter ein Lächeln aufzusetzen, wenn wir in der Öffentlichkeit unterwegs sind – ist gut für die eigene Gesundheit und hat einen schönen Multiplikationseffekt ...«
Das mit der Gesundheit, das stimmt. Eine Studie des belgischen Gesundheitsministeriums zeigte gerade wieder: Meckern und Klagen macht krank, statt zu befreien. Beim Schimpfen wird Cortisol freigesetzt, das, kommt Stress dazu, krank machen und das Risiko für Herzinfarkte, Diabetes und Fettleibigkeit vergrößern kann. Deshalb hat in Belgien gerade die Aktion »30 Dagen Zonder Klagen« (30 Tage ohne Jammern) begonnen. Wer mitmachen will, kann anhand eines Fragebogens feststellen, wie glücklich er ist – vorher und nachher.
So schwer es sein mag, einen ganzen Monat lang nicht zu schimpfen, keine Vorwürfe zu machen, nicht mal sich selbst – es hilft. Gerade auch, wenn Sie zu denen gehörten, die gestern auf irgendeiner Autobahn, in irgendeinem Hotelzug, an irgendeinem Flughafen feststeckten. Denn: Es ist Wetter. In anderen Worten: Schnee. Genug, um in Kombination mit dem Orkantief »Friederike« für Chaos zu sorgen. Auf den Straßen gab es gestern zahlreiche Unfälle, die Bahn stellte am Nachmittag bundesweit den Fernverkehr ein; auch regional gab᾽s im Norden Einschränkungen. Und wer per Flugzeug von Hamburg nach Stuttgart, Düsseldorf, Köln, München oder Amsterdam reisen wollte, hatte Pech: Die Flüge wurden gestrichen. Erschwerte Fortbewegungsbedingungen also. Selbst zu Fuß. Wie die Hamburger Feuerwehr meldete, verletzten sich auf rutschigen Straßen etliche Fußgänger – bis Redaktionsschluss waren es 18. Weil auch Gefahr durch herabfallende Äste drohte, empfahl die Feuerwehr außerdem, Wälder vorerst zu meiden. Lächeln Sie weiter: In Hamburg gibt es gar nicht so viele Wälder.
Elbphilharmonie warnt vor Ticketplattform Viagogo
Sie wollen unbedingt in die Elbphilharmonie und versuchen verzweifelt, an Karten zu kommen? Dann bemühen Sie sich besser nicht via Viagogo. Gestern warnte die Elbphilharmonie vor betrügerischen Eintrittskarten-Angeboten für die »Konzerte für Hamburg« des NDR Elbphilharmonie Orchesters im Juni. Bei den auf der Online-Ticketplattform angebotenen Karten handele es sich um Leerverkäufe, da für die Veranstaltungsreihe noch gar kein Ticket existiere. Für die »Konzerte für Hamburg« können Interessierte seit Wochenbeginn, wir berichteten, lediglich Bestellwünsche abgeben, die Karten selbst werden erst später erworben und zugestellt – wenn man zu den Losglücklichen zählt. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Elphi-Sprecher Tom R. Schulz das Vorgehen von Viagogo gestern auf Nachfrage als »doppelte Sauerei« und sagte: »Dass Tickets zu überhöhten Preisen verkauft werden, verstößt schon gegen unsere AGB. Aber Tickets zu verkaufen, die es noch gar nicht gibt, verstößt auch gegen die AGB von Viagogo selbst.« Bis zu 495 Euro seien dort für eine Karte aufgerufen worden, so Schulz. Der Austausch mit Viagogo, das Genf als Firmensitz angibt, gestaltet sich laut Schulz außerordentlich schwierig. Nachdem das Problem am Montag aufgetaucht sei, habe Viagogo eine Frist verstreichen lassen, die falschen Angebote von der Seite zu nehmen. »Deshalb machen wir es jetzt öffentlich«, erklärte Schulz. Verbraucher- und Wettbewerbszentrale seien informiert. |
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