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die Rücksichtslosigkeit und Aggression im Straßenverkehr nehmen zu – darüber sind sich auch Experten einig. Auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar diskutierten die Fachleute nicht nur über das Fahren unter Cannabiseinfluss (riskant) oder in teilautomatisierter Form (ebenso), sondern auch über das alltägliche Drängeln, Schneiden, Blockieren, Behindern – oder übers Nichtblinken und »einfach Rausziehen«. Bei vielen Verkehrsteilnehmern stehe »das Ich vor dem Wir«, so Stefan Heimlich, Vorsitzender des Autoclubs ACE. Ist es ein Wunder, dass sich da immer mehr Menschen mit SUVs schon allein aus Selbstschutz größer machen? Dass Autohersteller darum wetteifern, ihr Modell mit maximal aggressiven Scheinwerfern auszustatten? (Sie lachen? Mieten Sie sich einmal einen Fiat 500 mit niedlichen Kulleraugen – und dann viel Spaß auf der A7...) Als Ursachen des Hauens und Stechens machten die Kongressteilnehmer unter anderem Stress und gestiegene Verkehrsdichte aus. ACE-Chef Heimlich schlug höhere Bußgelder und einen rigideren Punktekatalog vor. Was hilft das, wenn die Wildsäue am Steuer genau wissen, dass sie so gut wie nie erwischt werden?
Noch schnell zum Ergebnis unserer Meteorologen-Umfrage. Gegner unseres Wettermanns müssen sich künftig wärmer anziehen: Insgesamt 49,1 Prozent derer, die mitmachten, waren entweder der Meinung, der Wettermann sei »erquickend und labend und ich lache immer über ihn« (mehr Solidarität geht nicht), fragten: »Ihr macht eine Abstimmung über das Los dieses wunderbaren Menschen – geht’s noch?«, oder wählten die Option »Ich bin gegen Diskriminierungen; auch ein Meteorologe hat das Recht, sich zu entfalten«. Weitere 5 Prozent würden ihn sogar gern einmal treffen, noch etwas mehr Leser wären sogar zu therapeutischer Arbeit mit ihm bereit gewesen, falls diese Umfrage für ihn mehrheitlich negativ ausgefallen wäre.
Demgegenüber stehen 15 Prozent der Umfrageteilnehmer, die unseren Wettermann als »ausgelutschten Witz« sehen; gut 3 Prozent wollen von ihm »niemals mehr lesen«, dazu kamen gut 5 Prozent, die es gut fänden, wenn er seine Arbeit unauffälliger verrichten müsste. Weiter gab es eine Viefalt von Bemerkungen zu den Fragen, ob man Späße über das Wetter, den Meteorologen oder beide machen dürfe. Eine kleine, aber hartnäckige Leserfraktion schimpfte nicht auf den Meteorologen, sondern auf unsere »negative« Sicht auf das Wetter. Nicht zu vergessen die Fans: Ein Leser bekannte, er informiere sich über das Wetter eigens immer anderswo, »um den Meteorologen vor Ihren fiesen Witzen zu schützen« (!), ein paar Leserinnen wollten wissen, ob er verheiratet sei, jemand bot ihm gar »Trost-Sex« an. Wie ich hörte, hat sich der Wettermann übers Wochenende nach Sylt oder zumindest nach Schweinesand zurückgezogen, um all das zu verarbeiten.
Ein paar Lesserinnen allerdings merkten noch etwas Wichtiges an: »Er macht ja nicht das Wetter, oder?« Ich werde darüber nachdenken.
Die Akte Wedel: Die Recherchen gehen weiter Vor drei Wochen erhoben mehrere Schauspielerinnen im ZEITmagazin schwere Vorwürfe gegen den Regisseur Dieter Wedel, es ging um Belästigung und sexuelle Nötigung. Seitdem wurde das Thema in zahlreichen Medien aufgegriffen, weitere Frauen meldeten sich zu Wort, von 18 Fällen ist die Rede. Einige dieser Fälle dokumentiert das Dossier der aktuellen ZEIT. Darin werden nicht nur Betroffene, Zeugen und Angehörige zitiert, die von Schikanen bis zur Vergewaltigung berichten, sondern auch Archivdokumente aus den 1980er Jahren. Die Recherchen haben Bewegung in die Filmbranche gebracht. Mittlerweile hat der Saarländische Rundfunk, dessen damalige Tochterfirma Telefilm Saar (TFS) Wedels Serie »Bretter, die die Welt bedeuten« produzierte, eine eigene Rechercheeinheit gebildet, um die Vorfälle zu untersuchen. »Schon jetzt steht fest, dass sich die TFS und der SR 1981 nicht richtig verhalten haben«, so der Sender, ganz offensichtlich gab es schon damals Hinweise auf die Vorwürfe gegen Wedel. Auch beim Norddeutschen Rundfunk wird aktuell geprüft, »ob sich in den Produktionsunterlagen von damals Hinweise auf entsprechende Vorkommnisse im Zusammenhang mit Wedel-Produktionen finden«, so der NDR. Dieter Wedel dementiert die Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verleumdungskampagne. In der »Tagesschau« erklärte sein Anwalt, der Regisseur könne wegen seiner Gesundheitsprobleme derzeit keine Stellung beziehen. Bei der Debatte geht es aber um mehr als die Missbrauchsvorwürfe gegen einen Einzelnen, es geht auch um ein System, das solche Taten ermöglicht oder gar begünstigt. Es geht um Macht, Abhängigkeit und die Frage, warum die Betroffenen erst jetzt ihr Schweigen brechen. Im Branchendienst »Meedia« heißt es zur Berichterstattung der ZEIT: »Die fünf Autoren des Artikels haben es sich nicht leicht gemacht: Ihr Stück ist, wenn keine Anklageschrift, so doch eine herausragende investigative Leistung.« Wenn Sie es noch nicht getan haben: Hier können Sie sich selbst eine Meinung bilden. |
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