| Finanzhilfe für Privatschulen: Wird hier falsch gerechnet?
An den drohenden Schließungen katholischer Schulen muss auch die Stadt Hamburg ihren Anteil suchen. Der Betrag, mit dem die Schulbehörde freie Schulen finanziell unterstützt, errechnet sich aus den sogenannten Schülerjahreskosten, also dem Geld, das ein Schüler an einer staatlichen Schule kostet. Offiziell heißt es im Gesetz über Schulen in freier Trägerschaft, die Stadt erstatte den Privatschulen 85 Prozent der Schülerjahreskosten staatlicher Schulen – doch hier werde getrickst, berichtet Christian Schneider, Geschäftsführer des Verbands deutscher Privatschulen Nord: »Bei den Gebäudekosten wird falsch gerechnet.« Diese sind ein Teil der Schülerjahreskosten. Weil aber 2003 noch Daten fehlten, um die realen Gebäudekosten von Schulen zu berechnen, wurde damals eine fiktive Miete von sieben Euro pro Quadratmeter pro Monat zugrunde gelegt. Obwohl seit einigen Jahren die tatsächlichen Kosten für staatliche Schulgebäude bekannt sind, seien die Erstattungsgrundlagen für private Schulen nie angepasst worden. »Der Satz von 2003 gilt heute noch«, sagte uns Schneider. Aktuell bekommt eine freie Grundschule 5149,30 Euro pro Grundschüler pro Jahr. »Würde man die tatsächlichen Zahlen zugrunde legen«, so Schneider, »müsste der Satz um 938,48 Euro höher liegen. Das ist Geld, das die privaten Schulen zu wenig bekommen.« Trotzdem kommen andere Privatschulen über die Runden, anders als die katholischen – warum? Ein Insider sagte uns, dort werde an Lehrergehältern gespart und vieles werde über Fördervereine und Eigenleistung der Eltern finanziert. Schneider sieht den Hauptunterschied im Schulgeld. Während viele freie Schulen sich am Höchstsatz für Schulgeld in Hamburg orientierten (monatlich 200 Euro pro Schüler), liege das durchschnittliche Schulgeld von katholischen Schulen bei 35 Euro. »Dadurch gehen aus sozialen Gründen Einnahmen verloren, die der Senat ausgleichen müsste.« Schneider fordert: »Wir brauchen dringend die gesetzlichen 85 Prozent Zuschuss auch bei den Gebäudekosten. Der Senat investiert Milliarden in staatliche Schulen und spart die freien Schulen kaputt. Auch hier müssen notwendige Investitionen ermöglicht werden.«
Immer mehr Briten in Hamburg
Gestern meldete der Senat, dass die Zahl der eingebürgerten Briten in Hamburg um 200 Prozent gestiegen sei. 200 Prozent! Stehen wir nun also kurz vor Linksverkehr, Monarchie und Tee-Pflicht? Im vergangenen Jahr gehörten Großbritannien und Nordirland zum ersten Mal zu den Ländern, aus denen die meisten Neubürger kamen, nach Afghanistan, der Türkei, Polen und dem Iran. Während aber immer weniger aus diesen Staaten eingebürgert werden, nimmt die Zahl der Neu-Briten zu: 2013 erhielten gerade einmal 37 Briten einen deutschen Pass, 2017 waren es bereits 373. »Auch wenn die Gründe für eine Einbürgerung nicht erfasst werden, ist davon auszugehen, dass die Zunahme der Einbürgerungen britischer Staatsangehöriger im Zusammenhang mit dem Referendum über den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs im Juni 2016 steht«, heißt es in der Senatsmeldung. Der Brexit bringt also britisches Flair in unsere Stadt. Einige Fragen bleiben aber offen: Was macht Hamburg so attraktiv für Briten? Ist es der Charme der Hanseaten? Das vertraute Wind-und-Regen-Wetter? Oder gar die Tatsache, dass auch wir eine »Queen« haben (»Mary II.«)? Britisches Leben findet sich längst hier, zum Beispiel im Anglo-German Club. Und mit der Insel trieben Hamburger Kaufleute schon immer regen Handel. Ob Hamburg nun endgültig zum Exil für Briten wird, stellt sich vielleicht heute im Rathaus raus, wenn die Einbürgerungsfeier für die Neuen stattfindet. Wir zumindest hätten, das wissen Sie, gegen etwas mehr britische Höflichkeit im Alltag nichts einzuwenden. Und auch dem regelmäßigen Five o’Clock Tea gegenüber wären wir nicht abgeneigt. |
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