Cybersecurity an Unis | Stiftungsprofessuren | 3½ Fragen an Niels Helle-Meyer | Enough Information?

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
die Woche beginnt so politisch, wie sie geendet hat. 1. #GroKo it is. 2. Eigentlich wollte die AfD am Freitag entscheiden, mit welcher Stiftung sie künftig Studierende fördern, Studien in Auftrag geben, Auslandsvertretungen eröffnen wird. (ZEIT) Die Entscheidung wurde allerdings vertagt; womöglich auch weil die Enkel Gustav Stresemanns sich dagegen wehren, dass besagte Stiftung sich nach ihrem Großvater benennt. (Stern, Welt) Wir beiben dran. – Derweil können Sie sich wie immer durch unsere News und den Fragebogen scrollen – letzteren beantwortet heute Niels Helle-Meyer, Kanzler der Viadrina. 
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Blick in den Spiegel
Wir schlagen vor, die neue Woche mit ein paar selbstkritischen Fragen zu beginnen. Und zwar jenen, die der neue Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Hans-Christian Pape (ZEIT 44/2017), am Donnerstag beim Neujahrsempfang vortrug. In seiner Rede sagte er, Wissenschaft sei „ein Gegengift gegen radikale Positionen und Isolationismus“. Aber er fragte auch: „Sind wir nicht auch selbst daran schuld, dass die Wissenschaft an Glaubwürdigkeit verloren hat? Ich meine ja. Vom Publikationsdruck und daraus folgender Überhitzung unseres Begutachtungssystems über das voreilige Veröffentlichen vermeintlicher Erkenntnisse, die später wieder einkassiert werden müssen, bis hin zu bewussten Fälschungen und anderem wissenschaftlichen Fehlverhalten. Wir müssen unsere Selbstreinigungskräfte, unser wissenschaftliches Immunsystem, stärken.“
  
 
 
Cybersecurity an Hochschulen
Hackerangriffe, die IT-Systeme großer Institutionen lahmlegen, sind längst eine reale Gefahr. Auch für Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Dabei geht es nicht nur um persönliche Informationen – etwa Adressen oder Noten von Lehrenden und Studierenden –, sondern auch um Forschungsdaten, die entwendet oder manipuliert werden könnten. Wie sicher aber sind die akademischen Institutionen? Darüber schreibt die Computerwoche. Im dazugehörigen Interview sagt der IT-Professor Rudolf Hackenberg von der Ostbayerischen TH Regensburg: „Besonders problematisch sind Daten auf Endgeräten von Mitarbeitern und Studierenden sowie die Schnittstellen dieser Geräte in die Institutsnetze. Dies reicht von Smartphones bis zu Fitness-Trackern. Administratoren und IT-Leiter können durch technische Maßnahmen nicht alle Gefahren oder Missbrauch verhindern. Daher müssen Universitäten die Besitzer potenziell unsicherer Endgeräte zu einem verantwortungsbewussten Umgang motivieren.“
  
 
 
Thüringen: Novelle des Hochschulgesetzes
Thüringen plant eine Novelle des landeseigenen Hochschulgesetzes, das – Wissenschaftsminister Wolfang Tiefensee (SPD) zufolge – die Hochschulautonomie stärken solle, indem die Mitbestimmungsrechte aller Statusgruppen im Senat gestärkt werden. Kritiker sehen das freilich anders und argumentieren, die Entscheidungsprozesse würden dadurch verkompliziert. Außerdem soll eine Anwesenheitspflicht in Praktika oder bei Exkursionen eingeführt werden; das wiederum stößt bei den Studierenden auf Protest, weil sie die Einführung einer grundsätzlichen Präsenzpflicht in allen Lehrveranstaltungen fürchten. (SZ; Thüringer Allgemeine) In Erfurt gingen die Studierenden am Donnerstag demonstrierend auf die Straße (nochmal Thüringer Allgemeine). 
  
 
 
Berlin: Programm für Forschungsfreiheit
Berlin will ein Wissenschaftshimmel sein und klotzt daher in Sachen Profilbildung mächtig ran. Senat und Einstein-Stiftung richten jetzt sogenannte „Einstein-Profil-Professuren“ ein, mit denen die Berliner Unis gezielt „internationales Spitzenpersonal“ rekrutieren können soll, wie es in der Pressemitteilung heißt. Gefördert werden sie in den ersten fünf Jahren mit 15 Millionen Euro von der Damp-Stiftung; das Land sichert die Professuren dauerhaft. Außerdem erhält die Einstein-Stiftung 1,5 Millionen Euro, um in ihren Heimatländern bedrohte Wissenschaftler zu fördern. 
  
 
 
(Kein) Ernst Moritz Arndt
Die Universität Greifswald trennt sich von ihrem Namenspatron Ernst Moritz Arndt – naja, so halb jedenfalls. Nach langen Diskussionen in der Uni selbst, mit der Öffentlichkeit und Stadt selbst, fand man nun zu einer „Kompromisslösung“, wie es heißt: der Name „kann unter bestimmten Voraussetzungen dem künftigen Universitätsnamen vorangestellt werden. Der Name wird in der Grundordnung in Universität Greifswald geändert“. Für diesen Vorschlag stimmten 27 Mitglieder des Senats; es gab acht Gegenstimmen. Die Regelung bedeutet: Wer sich auf den 1933 eingesetzten Namenspatron berufen möchte, kann dies weiterhin tun. Kritisiert wurde die Entscheidung von Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU), der sagte, es handele sich um „linksgrüne Meinungsmache“ (NDR).
  
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
780

Stiftungsprofessuren gibt es in Deutschland
 
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Niels Helle-Meyer 

Kanzler der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Es war ein Fehler, die Unis zu sehr an den goldenen Zügel von Politik, Bürokratie und Wirtschaft zu legen. Wissenschaft braucht Unabhängigkeit. Die Beschäftigung der wichtigsten Menschen in den Universitäten mit Antragsprosa, Evaluationsexzessen und Verteilungswettbewerben führt immer stärker zu Fehlallokationen. Das System potenziert sich selbst. Und was noch schlimmer ist: Langsam zeigt sich, wie sehr – vice versa – Politik und Wirtschaft darunter leiden, das Korrektiv der unabhängigen wissenschaftlichen Meinung zurückgedrängt zu haben.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Eine wissenschaftliche Haltung einzunehmen, bedeutet gerade nicht erst zu fragen, wer für das Ergebnis etwas bezahlt. Ohne Vertrauensräume, die von der Redlichkeit der Akteure ausgehen, keine Wissenschaft. Das bedeutet nicht, dass sich das Wissenschaftsmanagement blöd stellen darf, aber dazu gehört definitiv, sich ohne Neid am Erfolg eines anderen freuen zu können.

Lektüre muss sein. Welche?
Julian Nida-Rümelin: Der Akademisierungswahn
Suzanne Grieger-Langer: Die Tricks der Trickser
Nico Stehr: Die Freiheit ist eine Tochter des Wissens

Und sonst so?
Ruhe bewahren! Gegen alternative Fakten helfen nur wirkliche Fakten. Einigen wir uns mal auf die Beweisregeln…
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Standpunkt
 
 
   
   
von Manuel J. Hartung
Freiraum für die Mutigen
Je kürzer eine Vereinbarung ist, desto mehr Raum lässt sie oft: den Verunsicherten für Fragen; den Verzagten für Abwehrkämpfe; den Mutigen für Gestaltungsideen. So auch beim von Union und SPD verabschiedeten Sondierungspapier. Auf seinen gerade einmal 28 Seiten enthält es ein paar unkonkrete Ein-Satz-Beschlüsse, die, wenn die Koalition zustande kommt, Bildung und Wissenschaft entweder nachhaltig verändern – oder wirkungslos bleiben.
Zum einen heißt es, eine künftige Koalition wolle »einen nationalen Bildungsrat einrichten«. Einen solchen Rat gab es schon mal, es gibt ihn aus guten Gründen nicht mehr; vor vier Jahren haben Bertelsmann-, Bosch- und Telekom-Stiftung ihn neu auf die Agenda gesetzt. Was dieser Rat können soll, lässt die Sondierungsvereinbarung offen. Wird er ein Beratungsgremium, das bloß Papiere verfasst? Oder wird er Gestaltungsmacht und Geld haben? Sitzen darin vor allem Wissenschaftler? Oder gibt es eine Mischung aus Vertretern aus Forschung und Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft? Schlecht konzipiert, wäre der Rat vom Start weg irrelevant. Klug eingesetzt, kann dieser Rat zerfledderte Entscheidungsstrukturen überwinden. Er wäre ein Aufbruch.
Zum anderen soll es eine »Agenda für Kultur und Zukunft« geben, die »eine Initiative für die Freiheit von Kunst und Wissenschaft« vorsieht und auf eine »Stärkung der Kultur- und Bildungspolitik, um die Werte unseres Landes im globalen Wettbewerb der Narrative erfolgreich zu vertreten«, abzielt. (»Wettbewerb der Narrative« war übrigens der Titel einer Tagung des Goethe-Instituts im vergangenen Jahr.) Noch nie war es so wichtig, eine ambitionierte Außenwissenschaftspolitik zu betreiben – aus Eigeninteresse und aus Verantwortung für die Welt. Durch den Brexit und die Regierung Trump sind die beiden stärksten Hochschulnationen der Welt geschwächt. In Ländern wie Ungarn oder der Türkei ist die Freiheit der Wissenschaft bedroht. Weltweit konkurrieren Gesellschaftsmodelle. Es geht nicht nur, wie der Kulturchef des Auswärtigen Amtes, Andreas Görgen, einmal sagte, um eine »mögliche Gestaltung der realen Welt«, sondern auch um »eine reale Gestaltung der möglichen Welt«. Die besten Köpfe nach Deutschland zu holen, die Anziehungskraft der Hochschulen auszubauen kann die Wissenschaft besser und das Land bunter machen.
Aber nur dann, wenn die Mutigen den Raum, den Ein-Satz-Beschlüsse schaffen, mit vielen Ideen ausfüllen.

Dieser Kommentar stammt aus der aktuellen ZEIT (4/2018)
   
   
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Gibt es bald 70 Millionen Euro für die AfD? Die Partei möchte nach dem Einzug in den Bundestag eine Stiftung gründen. Einfach wird das nicht

Zasterfahndung Ein „Profil“ half früher dem FBI, Mörder zu finden. Heute ist es ein unerlässliches Instrument für Bewerber geworden. Was ist passiert? Vorstellungsgespräch bei einem Bot Chat-Programme übernehmen die Personalarbeit und helfen bei der Jobvermittlung. Ist das gefährlich? Nie zurückschauen, immer nach vorn Wenn Führungskräfte in ein Start-up wechseln, müssen sie alles vergessen, was sie bislang für richtig hielten Freiraum für die Mutigen Was bedeuten die Sondierungen für die Wissenschaft? „Frauen müssen wir besonders umwerben“ Forscherinnen haben es in der Wissenschaft schwer. Das liegt auch an fehlendem Selbstvertauen, sagt Angela D. Friederici, Vizepräsidentin der Max-Planck-Gesellschaft

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
 
   
 
   
   
 
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Quelle: Calvin and Hobbes / Reddit
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
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