Imboden kommentiert Transfergemeinschaft | 3½ Fragen an Anne Friedrichs | Standpunkt Jan-Martin Wiarda: Bundesmittel, für immer, vielleicht?

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
wir warten auf #GroKo oder #NoGroKo. Jan-Martin Wiarda analysiert derweil im Standpunkt einen interessanten Satz aus dem Sondierungspapier. Und Anne Friedrichs, Präsidentin der Hochschule für Gesundheit in Bochum, empfiehlt im Fragebogen die Lektüre Flauberts.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Erfolgsstory Horizon 2020
Die EU-Kommission hat ihr Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 zwischenevaluiert und als „success story“ bezeichnet. Damit das so bleibe, müsse Europa weiterhin in Forschung und Innovation investieren. Man brauche außerdem einen „mission-oriented approach, focusing on cracking specific challenges, as a way of boosting the impact of the programme. Other key messages include the need for an increase in effective engagement of citizens and support for breakthrough innovation.“ Hier finden Sie den ganzen Bericht.
  
 
 
Marodes Italien
Dass hochqualifizierte Forscherinnen und Forscher ins Ausland abwandern, weil sie an den eigenen Unis keine guten Arbeitsbedingungen vorfinden, dieses Problem kennt auch Deutschland. Viel massiver aber ist es in Italien, wo die Hochschulen zunehmen abgewirtschaftet erscheinen. Lesenswert berichtet über marode Hörsäle und fliehende Postdocs das FAZ-Blogseminar.
  
 
 
Higher Education im Jahr 2018
Was sind internationale Trend im Higher Education-Sektor, und worüber werden wir in diesem Jahr alle nachzudenken haben? Eine knappe, pointierte Analyse legt der Hochschulforscher Philip G. Altbach vom Boston College auf University World News vor: Die Hochschulen gerieten einerseits immer mehr in den Konflikt von verschärftem Nationalismus bei gleichzeitig steigenden Internationalisierungsanforderungen; außerdem werde die Debatte über die Gerechtigkeit von Studiengebühren global geführt werden. Und drittens gebe es zwar ein gleichsam universelles Bekenntnis zur Relevanz von Forschung und Innovation für das Wohlergehen eines Landes – gleichwohl aber sei eine sinkende Finanzierung des Hochschulsektors zu beobachten.
  
 
 
Deutsche Transfergemeinschaft? Imboden sekundiert
Seit der Schweizer Dieter Imboden vor zwei Jahren seinen Evaluationsbericht der deutschen Exzellenzinitiative vorgelegt hat, genießt er in der Wissenschaftsszene den Ruf als eine Art Oberguru. Im Gespräch mit Hans-Hennig von Grünberg – Vorsitzender der Hochschulallianz für den Mittelstand und Hochschulmanager des Jahres 2017 (ZEIT 47/2017) – äußerte Imboden sich jetzt über die Förderung des Wissenstransfer an den Hochschulen. Nichts gegen die DFG, sagte Imboden. Aber die „klassischen Forschungsförder-Organisationen“ würden „dem Anliegen des Transfers und der Frage nach dem Nutzen der Forschung nur ungenügend gerecht“, und zwar „weil das Evaluationsverfahren der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) strikt auf Wissenschaftlichkeit ausgerichtet ist und es daneben keine Alternative gibt“. Die Hochschulallianz, die schon länger für eine gesonderte Transfergemeinschaft wirbt, dürfte Imbodens Rückendeckung freuen. Aber wie realistisch ist die Entthronung der DFG? Der Vorschlag Manfred Prenzels, dem Ex-Vorsitzenden des deutschen Wissenschaftsrates, eine Lehrgemeinschaft zu gründen und damit ebenfalls unterschiedliche Begutachtungs- und Förderkriterien für unterschiedliche Aufgaben des Wissenschaftssystems zu etablieren (ZEIT 18/2017), hat bislang jedenfalls kaum Anhänger gefunden.
  
   
   
   
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Gather beaufsichtigt Thyssenkrupp
Ursula Gather, seit 2008 Rektorin der TU Dortmund, sitzt künftig im Aufsichtsrat der Thyssenkrupp AG. Entsandt wurde sie von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, deren Kuratoriumsvorsitzende sie ist.

Neue Mitglieder im Jungen Kolleg
Das Junge Kolleg in NRW hat sieben neue Kollegiaten aufgenommen: Lennart Gilhaus (Uni Bonn), Jan-Markus Kötter (Uni Düsseldorf), Andrea Alberti (Uni Bonn), Tobias Beck (RWTH Aachen), Matthias Heinz (Uni Köln), Markus Richter (Uni Bochum), sowie die Performancekünstlerin Ale Bachlechner (Köln). Das Junge Kolleg fördert seit 2006 bis zu 30 junge, herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen sowie Künstler.

Gabriel unterrichtet
Sigmar Gabriel (SPD) – derzeit noch Außenminister – ist im kommenden Sommersemester im Hörsaal der Universität Bonn anzutreffen, dort wird er als Lehrbeauftragter ein Seminar über die "Zukunft der Europäischen Integration" geben.

Job: Hochschulleitung
Ein Blick in den neuen ZEIT-Stellenmarkt zeigt: Kanzlerinnen, Präsidentinnen, Rektorinnen (m/w) braucht das Land! Neue Führungsköpfe suchen derzeit die PH Karlsruhe, Fachhochschule Potsdam, Hochschule Stralsund, TH Brandenburg, Katholische Hochschule Mainz. Da müsste für Sie doch etwas passendes dabei sein!
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Prof. Dr. Anne Friedrichs

Präsidentin der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Auf der Jahreshauptversammlung von MedEcon Ruhr – in dem Verein wirken rund 150 Einrichtungen aus unterschiedlichen Sektoren des Themenfeldes 'Gesundheit' mit – Ende November 2017 wurde mir einmal mehr deutlich, wie wichtig das persönliche Gespräch und das Networking ist. Es bestärkt mich darin, dass wir parallel zum wichtigen Vorantreiben der Digitalisierung genug Zeit und Raum für das persönliche Gespräch einplanen müssen.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Wissenschaftliche Probleme lassen sich nicht selten lösen über Anregungen von außen, also mit Hilfe des Blicks über den Tellerrand hinaus, über ein Gespräch, über das Networking, über einen Kontakt eines Kontaktes. Eigene Kreativität ist gut, Impulse von außen sind tatsächlich manchmal noch besser. Der wissenschaftliche Austausch, ob persönlich oder digital, ist und bleibt im wissenschaftlichen Alltag unverzichtbar. Zum Glück wird es mehr und mehr selbstverständlich, dass interprofessionell geforscht, gelehrt und gearbeitet wird. Dennoch benötigen wir in diesem Bereich weitere Konzepte und Ideen.

Lektüre muss sein. Welche?
Wunderschön gestaltet, hinreißend geschrieben und von Elisabeth Edl genial übersetzt: Die „Drei Geschichten“ von Gustave Flaubert sind bewegend und anrührend. Julian, Salome, aber vor allem Félicité und ihr Papagei bleiben unvergessen.

Und sonst so?
Jeden Tag aufs Neue müssen wir uns die Kraft nehmen, an den wichtigen Themen zu arbeiten, die einen langen Atem brauchen. Als neue Hochschule mit innovativen Studiengängen benötigen wir Durchhaltevermögen, damit auch bundesweit die notwendigen Strukturen geschaffen werden und sich das Denken in den Köpfen verändert.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Standpunkt
 
 
   
   
von Jan-Martin Wiarda
Bundesmittel, für immer, vielleicht?
Ein Ergebnis der Sondierungsgespräche ist womöglich im nachfolgenden Theater etwas untergegangen, dabei könnte es sich als eine der folgenreichsten Vereinbarungen zwischen Union und SPD überhaupt herausstellen. Folgenreich im denkbar positivsten Sinne. Immer vorausgesetzt, dass die Sondierungen überhaupt irgendwelche Folgen haben und nicht noch an querschießenden CSU-Ex-Verkehrsministern oder der SPD-internen GroKo-Opposition scheitern.
Auf Seite 11 des Ergebnispapiers steht ein nüchterner Satz: „Um vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Studiennachfrage eine qualitativ hochwertige Lehre sicherzustellen, werden wir die Bundesmittel auf Grundlage des neu geschaffenen Artikel 91b GG dauerhaft verstetigen.“ Im Klartext: Die Hochschulen erhalten Bundesmittel – ohne zeitliches Limit. Für immer.
Wer jetzt die Schultern zuckt, sollte nachlesen, was die Jamaika-Unterhändler Ende Oktober in ihrem entsprechenden Papier stehen hatten. Zitat: „Es soll eine Nachfolgevereinbarung zum Hochschulpakt geben, wobei unter anderem Fragen der Qualität, des Erhalts der Kapazitäten und der Digitalisierung eine Rolle spielen sollen.“ Eine Nachfolgevereinbarung. Die nächste Förderperiode. Und dann schauen wir weiter.
Natürlich kann keine Bundesregierung, ob schwarz-rot oder schwarz-gelb-grün, etwas auf ewig versprechen. Jedes neu gewählte Parlament kann und wird seine eigenen Haushaltsprioritäten beschließen. Insofern bitte ich meine obige Formulierung „für immer“ nicht ganz wörtlich zu nehmen. Doch das Signal, dass die potenzielle, nicht mehr wirklich große Große Koalition, mit diesem mutigen und sehr bewussten Satz sendet, würde sehr wohl über die laufende Legislaturperiode hinausweisen. Es würde sozusagen die Beweispflicht umkehren. Künftig müsste sich auf die Hinterbeine stellen, wer die Bundes-Hochschulfinanzierung abschaffen will. Und nicht mehr, wer für ihre Beibehaltung kämpft.
Wer derzeit noch misstrauisch nach SPD-Verhandlungserfolgen sucht: Hier findet er einen. Da sei den Sondierern verziehen, dass sie im „Wie“ der Förderkriterien nebulös bleiben – bis auf die Festlegung, dass sie „periodisch“ ausverhandelt werden könnten 
Hier kann und sollte den Hochschulen einiges zugemutet werden. Umso mehr, weil die Hauptzumutung durch die Groko-Vereinbarung entfallen würde: das ewige Zittern vor der alle paar Jahre näher rückenden finanziellen Abrisskante.
Die Rektoren jedenfalls sollten Martin Schulz beim Parteitag am Sonntag die Daumen drücken.
   
   
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Quelle: YouTube
 
 
 
 
 
 
 
 
   
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