| »Was nicht egal ist: wie viele das Video berührt« Am Samstagabend wurde im Ernst-Deutsch-Theater der 20. Bertini-Preis für Zivilcourage vergeben. Ausgezeichnet wurden fünf Schülerprojekte, darunter das »Humanity Rap«-Musikvideoprojekt der Klasse 7b des Gymnasiums Kaiser-Friedrich-Ufer in Kooperation mit Schülern dreier weiterer Schulen. Gemeinsam rappen und singen insgesamt 56 Schüler im Alter zwischen 6 und 19 Jahren, darunter auch Kinder aus Flüchtlingsfamilien, über ein gleichberechtigtes Miteinander ohne Ausgrenzung. Wir haben mit dem zwölfjährigen Jonas Dau, Schüler der 7b, über das Rap-Projekt gesprochen. Elbvertiefung: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Musikvideo über gesellschaftliches Miteinander ohne Ausgrenzung zu machen? Jonas Dau: Es hat uns wütend gemacht, dass ziemlich viele Menschen an die Macht gekommen sind, die ausländerfeindlich sind – Trump ist amerikanischer Präsident geworden, die AfD hat viel Zuspruch bekommen. Wir hatten das Gefühl, etwas tun zu müssen. Wir sind pro Flüchtlinge, weil wir finden: Egal, woher die Menschen kommen, wie sie aussehen, welchen Hintergrund sie haben – wir sind alle gleich und sollten auch gleich behandelt werden. EV: War das euer erster Rap? Jonas: Wir haben in der Klasse schon davor Raps und auch ein Video gemacht, und das ist gut angekommen. Diesmal wollten wir was mit einer Message machen. Dabei ist es eigentlich egal, wie viele das Video am Ende erreicht. Was nicht egal ist: wie viele das Video berührt. Und dass es vielleicht sogar deren Meinung zum Thema verändert. EV: Angefangen hat alles mit den Schülern eurer Klasse. Am Ende waren mehr als 56 Schüler an dem Projekt beteiligt, auch Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Jonas: Jeder, der mitmachen wollte, durfte – egal, wer. Die Schüler aus der IVK-Klasse (IVK = Internationale Vorbereitungsklasse, Anm. d. Red.) kannten wir schon, die anderen Kinder aus Flüchtlingsfamilien kamen über persönliche Kontakte dazu. Dass sie dabei waren, war uns sehr wichtig. Sie stehen ja für die Menschen, denen geholfen werden soll. EV: Ein geflüchtetes Mädchen, Heva, singt im Lied auch auf Arabisch – allein und mit euch zusammen ... Jonas: ... eben, um zu zeigen, dass die Geflüchteten nicht nur Deutsch lernen müssen, sondern dass wir auch ein bisschen Arabisch lernen und ihnen entgegenkommen können. EV: War es eigentlich schwierig, mit so vielen unterschiedlichen Kindern am Video zu arbeiten? Jonas: Manchmal war es ein bisschen chaotisch, aber im Umgang war das gar nicht schwierig. Die sind alle sehr nett. Und wir haben uns vor allem besser kennengelernt. Jetzt habe ich zum Beispiel zu den Schülern aus der IVK-Klasse ein viel besseres Verhältnis. Das ist schon ganz cool, dass so ein Lied ganz viele verschiedene Menschen miteinander verbinden kann.
Wie viel Not ist genug? Seit Monaten lebt eine Gruppe rumänischer Obdachloser in Eimsbüttel an der Ecke Osterstraße/Bismarckstraße auf der Straße. Die Verhältnisse sind unhygienisch, die Männer oft betrunken. Die Anwohner schwanken zwischen Ärger und Sorge: Warum schlafen die Menschen in dieser Jahreszeit überhaupt auf der Straße und nicht in den Betten, die die Stadt bereitstellt? Dort sind noch Plätze frei: Das Winternotprogramm wird in diesem Jahr weniger genutzt als sonst. Laut einer Zählung waren die Unterkünfte jüngst nur zu rund 85 Prozent ausgelastet. Das liegt an den Zugangsschwierigkeiten, glaubt Stephan Karrenbauer von »Hinz&Kunzt«. »Menschen aus Osteuropa werden dort angesprochen und abgewiesen, wenn sie eine Adresse haben.« Er findet das nicht in Ordnung. »Die Leute, die hier sind, muss man unterstützen, gerade in dieser Jahreszeit. Da darf man nicht sortieren.« Auch bei der Diakonie sieht man die Strategie der Stadt kritisch. »Das wirkt sicher abschreckend«, sagt uns dort Stephan Nagel. »Wir vermuten, dass die meisten Menschen dann lieber draußen schlafen.« Die Sozialbehörde will das nicht auf sich sitzen lassen. »Niemand wird abgewiesen«, sagt Sprecher Marcel Schweitzer. In der Vergangenheit sei das Programm jedoch ausgenutzt worden, zum Beispiel von Saisonarbeitern, die Miete sparen wollten, oder von Menschen, die in der Adventszeit zum Betteln in die Stadt gekommen seien. »Das Winternotprogramm ist für Menschen, die überhaupt keine andere Möglichkeit haben«, sagt Schweitzer. Für Osteuropäer gebe es ein Beratungsangebot und andere Hilfen, inklusive Fahrkarte nach Hause – und bis zur Abfahrt dürften sie natürlich das Winternotprogramm in Anspruch nehmen übernachten. Aus einer Senatsantwort an die Partei Die Linke geht hervor, dass rund 100 Menschen in diesem Winter darauf hingewiesen wurden, dass sie nicht ins Winternotprogramm gehörten. Nur 20 von ihnen tauchten dann allerdings in der Wärmestube auf, in der sich jeder aufhalten darf – es aber keine Betten gibt. |
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