Jetzt ist das neue Jahr schon zwei Tage alt, was für ein Jahr recht viel ist. Genau jetzt ist, wohlwollend geschätzt, ein Drittel aller Vorsätze nicht eingehalten, gebrochen, verwässert oder mit wirklich würdelos-fadenscheinigen Ausreden verschoben. Und nach nur zwei Tagen wirkt das Jahr schon genau so schmuddelig, ausgefranst und falsch wie das vergangene tief im November. Man zündet sich die achte Zigarette des Tages an (bye-bye, Vorsatz Nichtrauchen), schiebt sich den dritten Schokoriegel (ciao, Vorsatz Zuckerverzicht) oder das zweite Schnitzelbrötchen (adios, Fleischlosigkeit) rein, lädt sich, isjaauchschonegal, die Instagram-App wieder auf das Handy (Pfiadi, Social-Media-Diät) und hasst sich dabei ordentlich selbst von Kopf bis Fuß durch, als würde das noch irgendwas helfen. Man ist, das muss man hier nicht extra in der Zeitung lesen, das weiß man selbst schon am besten, ein schwaches, nichtsnutziges, rückgratloses, verkommenes Würmchen! Auch 2018, gerade 2018. Und dumm! Weil man tatsächlich so naiv war, zu denken, dass man noch mal etwas ändern könnte! Weil man lächerlicherweise überhaupt Vorsätze gefasst hatte! Womöglich hat man sie sogar aufgeschrieben, und da lauern sie jetzt, als Dokument des Scheiterns, jederzeit griffbereit, falls man irgendwann in diesem ja jetzt schon vollkommen vergorenen Jahr jemals wieder vergessen sollte, wie verachtenswert man in Wahrheit ist. Man hat sich eigentlich nicht mal das sehr schöne Schimpfwort "Nulpe" verdient. Man ist einfach "nüscht". Also ein übergewichtiges, ungesundes, unsoziales Nüscht. Was für ein Unsinn! Als ob Vorsätze nur etwas wert wären, wenn man sie auch einhält! Man kann jeden Tag mit dem Rauchen aufhören, mit dem Fleischverzehr oder damit, seinen Kindern das Taschengeld zu klauen. Man kann jeden Tag anfangen, Sport zu machen oder Japanisch zu lernen oder mit diesem "Zähneputzen", von dem alle reden.
...
Den gesamten Freitext lesen Sie auf ZEIT ONLINE.
Sie wollen der Diskussion unter dem Text folgen? Hier geht es zum Kommentarbereich. |
|