Helfen, bis der Arzt kommt?

 
+ »Mein Wunsch für Hamburg« von Til Schweiger + Keine Sternsinger + Mogelpackungen und Plastikmüll, + »Bürger first« +
 

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Auch wenn Sie das Symbol links immer noch kaum erkennen: Das schönste Winterwetter bleibt uns erhalten. Die Sonne strahlt vom meist wolkenlosen Himmel, dazu bleibt es kalt bei Temperaturen von maximal 2 Grad (also tagsüber, nachts wird es noch frostiger). Für alle, die strikt gegen positive Emotionen bei der Wettervorhersage sind: Vorsicht! Sonne kann blenden!
   
 
Guten Morgen,
 
Mark Spörrle
 
seit gestern wird im Willy-Brandt-Haus in Berlin rund um eine mögliche Regierungsbildung sondiert. Die führenden Politiker von CDU, CSU und SPD gaben sich zuversichtlich, dass man sich auf etwas einigen könnte, auf was auch immer, aber der Einigungs-, Entscheidungs- und Erwartungsdruck ist hoch – und geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel legte noch eins drauf mit der Bemerkung, auf eine neue Bundesregierung warteten gewaltige Aufgaben – Aufgaben, die also quasi nur ein Titan (oder eine Titanin?) meistern kann?

Wie kompliziert heutzutage schon der gesellschaftliche Alltag sein kann, sieht man an den Sternsingern, die gestern und auch vorgestern wieder unterwegs waren. Oder hätten unterwegs sein sollen. Denn – und anders, als man uns für unseren Vorbericht gut gelaunt erzählte – in den Elbvororten erreichte Katholiken, die sich für einen Besuch der Spenden sammelnden Kleinen – diesjähriges Motto: »Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit« – angemeldet hatten, stattdessen eine Mail der Blankeneser Pfarrei Maria Grün. Leider müsse man den diesjährigen Sternsingerbesuch absagen, schrieb Pastor Knut Hermanns: Es hätten sich keine Kinder und Jugendlichen gemeldet, die besagte Sternsinger verkörpern wollten. »An Halloween«, bedauert der Leser, der uns die Mail weiterleitete, »gab es noch genügend Kinder, die von Tür zu Tür gezogen sind.«  

 


Politik – beflügelt?
 
Querelen vor, während und nach dem G20-Gipfel in der Stadt, auf Bundesebene die qualvollen Sondierungen für die Jamaika-Koalition: So richtig glanzvoll war das Politikjahr 2017 nicht. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb?) verzeichnen fast alle Parteien in Hamburg steigende Mitgliederzahlen. Eine Ausnahme bildet die CDU. Dabei kann sich die Partei auch nicht über die Zahl der Zugänge beklagen. Es waren mehr als noch 2016, und mit 400 neuen Mitgliedern belegt man Platz zwei hinter der SPD, die mit ihren 1300 neuen Mitgliedern mit weitem Abstand die Befragung der Deutschen Presse-Agentur anführt. Allerdings kommen auf die neuen Gesichter bei der CDU eben noch mehr alte Gesichter, die wegfallen, weil sie im vergangenen Jahr aus der Partei ausgetreten oder verstorben sind. Insgesamt bleibt die CDU aber mit rund 7000 Mitgliedern die zweitgrößte Partei in der Stadt. Und so wird die Rangfolge vermutlich auch noch eine Weile bleiben. Denn um die SPD mit ihren 11.300 Mitgliedern zu überrunden, wären noch einige neue Gesichter nötig. Und falls es Sie interessiert, welche Folgen das »Lindnern« hatte: Laut FDP-Mitteilung verzeichneten die Liberalen »nach der erfolgreichen Bundestagswahl« in nur zwei Wochen 60 Neumitglieder, »so viele Hamburgerinnen und Hamburger wie schon lange nicht mehr«. Über eventuell enttäuschte Abgänge nach dem »Lieber nicht regieren …« lag uns dagegen nichts vor.
 
   
   
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Mogelpackungen und Plastikmüll
 
Immer diese sinnlosen (Plastik-)Verpackungen! Geht es nach dem Verbraucherschutz-Pegel, für den die Verbraucherzentrale im Auftrag der Stadt einen Online-Fragebogen entwickelt hat, ist das ein Thema, das die Hamburger besonders aufregt. Die überwiegende Mehrheit der bislang rund 1000 Teilnehmer der Umfrage hat diese zwei Punkte angeklickt: »Zu viele unnötige Umverpackungen« und »Zu viele Plastik-Verpackungen anstelle von umweltfreundlichen Materialien wie Papier«. Das ist die Zwischenbilanz, die Michael Knobloch, Vorstand der Verbraucherzentrale Hamburg, bislang ziehen kann. Immerhin noch mehr als die Hälfte regen sich außerdem über niedrige Sparzinsen auf, über versteckte Preiserhöhungen durch verändere Füllmengen (Stichwort: Mogelpackung! – siehe unten), unerwünschte Werbeanrufe, Werbemails sowie zu lange Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt (da regen wir uns gleich mit auf!). Wenn Ihnen etwas ganz anderes unter den Nägeln brennt, können Sie noch bis 31. Januar an der Umfrage teilnehmen. Und wenn Sie schon mal dabei sind: Die Verbraucherzentrale sucht bis 22. Januar auch wieder nach der Mogelpackung des Jahres 2017. Zur Auswahl stehen fünf Produkte, die weniger Inhalt zum gleichen Preis bieten – ergo: teurer wurden. »Übers Jahr bekommen wir immer Hunderte Hinweise. Das ist ein richtiger Aufreger! Die Leute fühlen sich dadurch einfach veräppelt«, sagte uns Michael Knobloch. Oft erfüllt auch der Inhalt selbst den Tatbestand der Veräppelung – kein Wunder, dass sich im Laufe der Zeit immer mehr Menschen an der Abstimmung beteiligt haben. Vergangenes Jahr waren es rund 25.000. Dieses Mal könnten es noch mehr werden, schätzt Knobloch – und ließ sicherheitshalber einen extra Server einrichten.

 


»First Responder«: Helfen, bis der Arzt kommt?
 
Um in Notfällen schnell Erste Hilfe leisten zu können, setzen Rettungsdienste auf First Responder: ehrenamtliche Helfer in der Nähe, die, von der Rettungsleitstelle alarmiert, schneller vor Ort sind. In ländlichen Regionen, in denen die Anfahrt von Rettungskräften oft lange dauert, ist das Prinzip sehr gefragt. Und in Hamburg? Auch hier gibt es First Responder – allein der Arbeiter-Samariter-Bund hat bislang 11.000 Ersthelfer ausgebildet. »Bei einem Herzstillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um 10 Prozent, das gilt in der Stadt wie auf dem Land. Und selbst ein gut organisierter Rettungsdienst braucht in Hamburg acht Minuten bis zum Notfallort«, sagt Michael Sander, Geschäftsführer des Bundes. Wer den Samaritern helfen will, muss einen zweitägigen Lehrgang in Erster Hilfe absolvieren. »Wichtig ist die Reanimation. Beim Herzstillstand ist der größte Fehler, nichts zu machen.« Das stimmt. Doch Joél Cissarz, der im Trainingszentrum für Erste Hilfe und Notfallmedizin auch First Responder ausbildet, hat Bedenken: »Problematisch wird es, wenn Hilfsorganisationen und Behörden auf First Responder ausweichen, um keine Rettungswache eröffnen zu müssen.« Auch die Ausbildung der Helfer sei nicht klar geregelt: »Manche machen einen Neun-Stunden-Lehrgang, das ist viel zu wenig. Angebracht ist ein Training von über 100 Stunden«, so Cissarz. Die App »Mobile Lebensretter« will die Erste Hilfe nun noch weiter vereinfachen: Wer in Not ist, drückt einen Button, die App alarmiert den Rettungsdienst und bis zu fünf Helfer in der Nähe. »Davon halte ich wenig, da der Nachweis einer medizinischen Ausbildung fehlt. Ich kann einfach behaupten, ich sei Arzt oder Sanitäter«, so Cissarz. Und: Den Rettungsdienst zu gewährleisten sei nicht zuletzt eine staatliche Aufgabe. »Wo kämen wir hin, wenn Apps einen Staatsauftrag sicherstellen oder auch nur ergänzen sollen? Kommt bald die Polizei-App?«
 
   
   
 
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»Bürger first« im digitalen Zeitalter

Was bisher nur eine behördeninterne Software war, wird nun zum öffentlichen Online-Portal. Ab sofort können sich alle Hamburger Bürger bei der Straßen- und Gebietsauskunft des Statistikamts Nord detaillierte Auskünfte über ihren Wohnort verschaffen. Neben Angaben wie der Flurstücksnummer wird unter anderem angezeigt, zu welchem Wahlkreis die Adresse gehört, außerdem das zuständige Polizeikommissariat, Amtsgericht, Finanzamt sowie der Grundschulsprengel. Ganz nett – aber wofür genau man das braucht? Wissen wir auch nicht (falls Sie eine Idee haben, schreiben Sie uns). Hinweise, die ebenfalls ganz hilfreich wären, finden sich dagegen nicht, beispielsweise wie oft die Stadtreinigung kommt (wenn sie kommt), ob das Kind rein entfernungsmäßig Chancen aufs Helene-Lange-Gymnasium hätte oder wo die nächste städtische Wiese ist, auf der man NICHT in knöcheltiefem Schlamm watet. Vielleicht wollte man beim Statistikamt aber auch nur die Digitalisierungswelle der Stadt begleiten. Gerade hat nämlich das neue Amt für IT und Digitalisierung seine Arbeit aufgenommen, mit dem Ziel, die Verwaltungsorgane auf einen zeitgerechten digitalen Stand zu bringen. Allerdings meldeten sich gleich wieder ein paar Spaßverderber. So kritisiert der Beamtenbund, dass es bisher keinen klaren Kurs gebe, und die Gewerkschaft ver.di beklagt »ein fehlendes Gesamtkonzept«. Der Bürger solle im Mittelpunkt des Digitalisierungsprozesses stehen, »Bürger First« statt »Digital First«. Nein – nicht »Burger first« …
   
   
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»Mein Wunsch für Hamburg«
 
 
 
von Til Schweiger
 
 
© Anatol Kotte
 
»Ich wünsche mir, dass die Hamburger so bleiben, wie sie sind: höflich, weltoffen und tolerant!«







Til Schweiger ist Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Unternehmer.
 
 
Mittagstisch
 
 
Japanisches Streetfood

Ungewöhnlich ist nicht nur das Ambiente des Sando & Ichi, das sich in einer Ecke des Lagerhauses, eines Ladens für Wohnaccessoires mit angeschlossener Boutique, befindet. Ungewöhnlich ist auch, was hier kredenzt wird: japanische Reis-Sandwiches. Vom Aussehen her erinnert der in Algen gepackte Reis mit Füllung (wahlweise Hühnchen, Lachs oder dunkle Alge) an Riesen-Sushi, im Gegensatz dazu ist aber alles gegart. Darüber kommt eine oder zwei der vier hausgemachten veganen Saucen. Gegessen werden die Sandoichi-Sandwiches mit der Hand, was ein wenig Übung erfordert. Es schmeckt überaus lecker: frisch und leicht, besonders die Hühnchenvariante ist sehr aromatisch, demnächst soll es auch Rindfleisch geben. Als Lunch-Menü ist das inklusive eines japanischen Cakes und eines Getränks für 10,50 Euro zu erhalten. Auf den Nachtisch sollte man keinesfalls verzichten. Neben Matcha-Muffins gibt es an diesem Tag quietschgrünen süßen Spinatkuchen, der bezeichnenderweise Spongecake heißt. Der Gast wird so herzlich und aufmerksam bedient, dass er fast vergisst, dass er im Schatten von vier kopflosen Schaufensterpuppen speist.

St. Georg, Sando & Ichi im Lagerhaus, Lange Reihe 27, Mo–Sa, 10–20 Uhr

Elisabeth Knoblauch
 
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Was geht
 
 
 
»Revoluzzer-Uni: Venceremos! Der Kieler Matrosenaufstand 1918 mündete schließlich in der ersten deutschen Demokratie. Auch Hamburg erlebte damals eine Zeit des Umbruchs. Die öffentliche Vorlesung »Revolution und Ordnung. Alltagserfahrungen in Hamburg nach dem Ersten Weltkrieg« widmet sich der Hansestadt in den Jahren 1918/19.
Universität Hamburg, Hauptgebäude, Flügel Ost, Raum 221, Edmund-Siemers-Allee 1, 18 Uhr
»Wohnzimmerkonzert: »Mit ’nem Bleistift zieht man keinen Schlussstrich«, singt Globus alias Barbara Greshake, beklagt wird in dem Song die Unentschlossenheit eines imaginären Gegenübers. Die Hamburger Sängerin klingt wie ein weibliches Pendant zu Clueso, orakelt, philosophiert und trifft damit oft ins Herz. Wer will denn da einen Schlussstrich ziehen?
Freundlich + Kompetent, Hamburger Straße 13, 20 Uhr
 
 
 
Was kommt
 
 
 
»Down-Debüt: Jeneke hat das Downsyndrom. »Downie«, »Mongo«, »Behindi-Kindi«. Als wären die Vorurteile der Mitmenschen nicht genug, hat ihr Bruder Jacob auch noch einen Albtraum: Jeneke verwandelt sich in eine Qualle. Wie kommt Clara Henssens Debütroman »Down« da wieder raus? Literaturabend der Zeitschrift »Nox«, angefüllt mit junger Prosa und Poesie.
Burg Henneberg, Marienhof 8, Do, 19 Uhr, Anmeldung unter reservierung@burg-henneberg.de
»Ballett für alle: Primaballerina – ein Kindheitstraum. Internationale Tänzer bringen beim kostenlosen Tanzworkshop einen Hauch davon in die Zentralbibliothek. Tutu-Fans von sechs bis 18 Jahren eröffnen Ballettmeister und Pianistin des Bundesjugendballetts die Welt der Bewegung und des tänzerischen Ausdrucks. Plié!
Zentralbibliothek, Hühnerposten 1, Sa, 15–16 Uhr: 6–12 Jahre; 16.30–17.30 Uhr: 13–18 Jahre, Eintritt frei, Anmeldung unter 040/42 60 60 oder service@buecherhallen.de
 
 
 
   
   
 
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Studieninfoabend an der Hamburg Media School
Die HMS informiert zu ihren berufsbegleitenden und Vollzeit-Masterstudiengängen und zum Weiterbildungsangebot. Wann? 18. Januar 2018, 19-21 Uhr Wo? Hamburg Media School Finkenau 35, 22081 Hamburg
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Hamburger Schnack
 
 
Durchsage eines Busfahrers, nachdem er nur mühsam an den Bordstein der Haltebucht rangieren konnte, weil geparkte Autos die Fläche blockierten: »So, meine Damen und Herren, seien Sie bitte vorsichtig beim Aussteigen, auf der Haltestelle parken Autos. Sie dürfen denen auch gern einmal auf die Motorhaube springen … Aber das habe ich jetzt natürlich nicht laut gesagt.«
 
Gehört von Markus Mohr
 
 
   
   
 
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Meine Stadt
 
 
 
 
Im Zug nach »Bitte nicht«. Welcher Ort das ist, bleibt jedem frei zur Interpretation.
 
Foto: Bettina Stegemann
 

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Mark Spörrle
 
 
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