Das deutsche Grundgesetz – jetzt auch in Stylish Zwei große Gs prangen auf dem Magazincover, darunter in roter Schrift auf gelbem Grund »Die Würde des Menschen ist unantastbar«. Das deutsche Grundgesetz hat einen neuen Anstrich bekommen. Der Hamburger Journalist und Medienunternehmer
Oliver Wurm hat sich des sperrigen Textes angenommen und ihn gemeinsam mit dem Designer
Andreas Volleritsch ins
Magazinformat übertragen. Ab morgen ist das 124 Seiten dicke Heft an den Kiosken erhältlich. Und wer soll das kaufen? Wurm, der Ähnliches schon mit dem Neuen Testament gemacht hat, ist zuversichtlich. Wie bei der Bibel sei das
eine Bauchentscheidung gewesen. Nachdem er selbst die Verfassung noch einmal gelesen hatte, war ihm klar geworden: »Die Texte sind spannend, das Lesen aber ermattend.« Fürs Magazin wurde der Text nun aufgebrochen und neu in Szene gesetzt. Wichtige Begriffe wurden hervorgehoben, manche Sätze haben eine eigene Seite bekommen. Dazu gibt es Bilder und Infografiken, farbliche Hinterlegungen. Kurz: »Der Text ist
nicht schicker, aber lesbarer geworden«, erklärt er. Ist das sexy genug, damit die Leute zugreifen? »Das war nicht unser Ansatz. Wir haben aus dem Grundgesetz keinen Groschenroman gemacht. Jedes Wort ist eins zu eins geblieben«, sagt Wurm. Aber: »Wir bringen das Grundgesetz dorthin, wo die Menschen sind – in die Kioske.«
»Wir könnten locker über die Köhlbrandbrücke spritzen« Heute Vormittag wird die
»Branddirektor Westphal« getauft, das neueste und größte Feuerlöschschiff der Hamburg Port Authority (HPA). Sie ist 44 Meter lang und zehn Meter breit. Wir haben den Geschäftsführer der HPA-Tochter Flotte Hamburg,
Karsten Schönewald, gefragt, was die Neue alles kann.
Elbvertiefung: Herr Schönewald, wie fährt sich die »Branddirektor Westphal« denn so? Karsten Schönewald: Großartig! Die Besatzung ist begeistert. Sie ist sehr vibrationsarm, also leise, und verfügt über modernste Abgasnachbehandlungsanlagen. Man riecht sie also auch nicht. Deshalb ist sie dreieinhalb Meter länger geworden, weil diese Anlagen noch einmal ähnlich viel Platz brauchen wie die Motoren.
EV: Wieso »Branddirektor Westphal«? Und sagt man jetzt er oder sie? Schönewald: Wir sagen »die ›Branddirektor Westphal‹«. Johannes Westphal war Hamburgs erster Branddirektor nach dem Ende des Krieges. Den Namen durfte sich die Feuerwehr aussuchen. Das Schiff gehört zu unserer Flotte, aber die Feuerwehr chartert es von uns.
EV: Die Neue hat ja so einiges drauf, haben wir uns sagen lassen.Schönewald: In Europa ist sie das modernste und leistungsstärkste Feuerwehrschiff. Es können 120.000 Liter Wasser in der Minute gepumpt werden, das Zehnfache dessen, was unsere alten Boote können. Das Wasser kann auch enorm weit befördert werden, 180 Meter weit und 110 Meter hoch. Wir könnten also ganz locker über die Köhlbrandbrücke spritzen. Aber das werden wir heute nicht machen.
EV: Wann wird die Feuerwehr jemals so hoch spritzen müssen?Schönewald: Hoffentlich nie! Aber wir sind damit vorbereitet auf die Größenentwicklung der Schiffe hier im Hafen. Wir können jetzt auch die größten Container- und Kreuzfahrtschiffe der Welt löschen.
EV: Womit löschen Sie?Schönewald: Mit Elbwasser, das ist ja mittlerweile sauber. Das Schiff hat keine Löschtanks, es ist sozusagen eine schwimmende Löschfabrik. Die Löschmonitore …
EV: Pardon, wer?Schönewald: Das sind sozusagen die Spritzen. Die haben einen so enormen Druck, dass wir das Schiff dagegenhalten müssen, sonst hätten wir einen Rückstoßeffekt. Mit dieser dynamischen Positionierung kann die Feuerwehr immer genau das Ziel treffen. Außerdem kann sich das Schiff selbst kühlen und ist gasdicht, sodass die Besatzung auch in giftige, bei Bränden entstehende Atmosphären fahren kann.
EV: Als Taufpatin wird Eva-Maria Tschentscher, die Gattin des Bürgermeisters, fungieren. Haben Sie den Sekt schon gekauft? Schönewald: Ja, die Flasche haben wir schon hier. Zum ersten Mal wird mit rotem Sekt getauft, weil es ja auch ein Feuerwehrschiff ist. Und nach der Taufe werden wir vor die Elbphilharmonie fahren und dort – in Abstimmung mit dem Oberhafenamt – die Löschmonitore einschalten. Aber wir müssen auch gucken, wie der Wind steht, wir wollen die Elbphilharmonie ja nicht unter Wasser setzen.
EV: Lassen Sie uns raten – Sie werden so richtig zeigen, was geht?Schönewald: Da haben wir ja auch Spaß dran.
Die Taufzeremonie beginnt um 10 Uhr, vermutlich gegen 11 Uhr wird das neue Schiff in Aktion treten. Die beste Sicht hat man laut HPA von den neuen Terrassen oberhalb der Überseebrücke.