430 Millionen Euro für FH-Karrieren | Ansgar Wucherpfennig | Kader im Rektorat | 3 ½ Fragen an Magdalena Beljan

 
Wenn dieser Newsletter nicht richtig angezeigt wird, klicken Sie bitte hier.
 
   
 
Liebe Leserinnen und Leser,
geschafft! Bund und Länder haben die Generalprobe in den laufenden Paktverhandlungen bestanden und sich auf Förderprogramme für Fachhochschulen verständigt (Das ist wichtig). Entwarnung gibt es aus Sankt Georgen. Die Jesuitenhochschule bekommt ihren liberalen Rektor Ansgar Wucherpfennig wieder, der Vatikan lenkte im Konflikt mit dem kritischen Wissenschaftler ein. Nicht ausgestanden ist dagegen das Ringen um die Universität Peking. Die akademische Welt ist auf Protest gebürstet, seitdem die Parteiführung einen linientreuen Kader an die Uni-Spitze gehievt hat. Der internationale Aufschrei dürfte Magdalena Beljan gefallen. Im Fragebogen rät sie die Wissenschaft zum Verlassen der Komfortzone.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Bund und Länder forcieren Fachhochschulkarriere mit 430 Millionen Euro
Die Hängepartie der Fachhochschulen in Deutschland ist beendet. Bund und Länder haben sich in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz am Freitag auf zwei lang erwartete Förderprogramme geeinigt (Tagesspiegel, Wiarda-Blog). Mit 430 Millionen Euro sollen Karrieren an Fachhochschulen attraktiver werden (Beschluss-PDF). 71 Prozent der Summe kommen vom Bund, den Rest übernehmen die Länder. Das Geld fließt über einen Zeitraum von acht Jahren. Die Stärkung der Fachhochschulforschung übernimmt der Bund dagegen im Alleingang (Beschluss-PDF). Über fünf Jahre hinweg will er dafür jährlich 60 Millionen Euro ausgeben, aktuell sind es zwei Millionen weniger. Ein Überblick zu allen GWK-Beschlüssen vom Freitag findet sich hier
  
 
 
Ansgar Wucherpfennig bleibt Rektor
Aufatmen in Sankt Georgen. Die Jesuitenhochschule darf Ansgar Wucherpfennig nun doch als Rektor behalten. Der Vatikan hat seinen Widerstand gegen den liberalen Geist aufgegeben und Wucherpfennig die Lehrerlaubnis erteilt (ZEIT Online, BR, FAZ, Katholisch.de). Die römische Bildungskongregation hatte dem Rektor die Unbedenklichkeitserklärung, das sogenannte nihil obstat, über Monate hin verweigert. In Ungnade war der Wissenschaftler nach einem Interview gefallen, das er im Oktober 2016 der Frankfurter Neuen Presse gegeben hatte. Darin erklärte Wucherpfenning etwa, dass es in der Bibel zum Thema Homosexualität „missverständlich formulierte Stellen“ gebe. Mit dem Einlenken des Klerus war nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Die Verweigerung des nihil obstat ist ein bewährtes Mittel, um missliebige Kandidaten auszubooten. Erst vergangenen Monat ließ die katholische Kirche die Berufung eines Professors an die Universität Bonn platzen (Deutschlandfunk, Generalanzeiger, Frankfurter Rundschau).
  
 
 
Peking setzt Kader ins Uni-Rektorat, Verhaftungswelle in der Türkei
Wissenschaftler sind weltweit alarmiert. Die Regierung in Peking hält Chinas Hochschulen immer kürzer und scheut mittlerweile nicht mehr davor zurück, linientreue Kader an die Unispitze zu setzen. Vergangenen Monat wurde der bisherige Präsident der Universität Peking, Lin Jianhua, kurzfristig seines Amtes enthoben. Die international renommierte Universität wird jetzt vom ehemaligen Vize-Bildungsminister Hao Ping geführt (InsideHigherEd). "The fact that someone with such close links with the party-state apparatus - the same apparatus imprisoning millions in Xinjiang and eliminating civil society throughout China - should become the head of Peking University, one of the best universities in China and ostensibly a top global university, highlights just how serious the already quite distressing political environment in China has become, and makes a mockery of hardworking academics there who simply want to think and speak freely like their colleagues elsewhere”, bewertet der australische Sinologe Kevin Carrico (Macquarie University) die Lage. Unter fortgesetztem Druck steht auch die Wissenschaft in der Türkei. Bei einer neuerlichen Verhaftungswelle sind landesweit zahlreiche Akademiker festgesetzt worden. Unter den Inhaftierten sind Ali Hakan Altinay, Leiter der Istanbuler European School of Politics, und Turgut Tarhanli, stellvertretender Dekan der juristischen Fakultät der renommierten Bilgi-Universität in Istanbul (ZEIT Online, Tagesspiegel).
  
   
   
   
Anzeige
 
   
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
Die Zahl
 
 
   
 
   
62
Prozent von mehr als 300 befragten Hochschulen in Europa haben eine Open-Access-Strategie, das sind fast zwei Drittel. Bei der Frage nach ihren ganz spezifischen Open-Access-Zielen müssen allerdings 73 Prozent passen.
   
 
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Magdalena Beljan
Geschäftsführerin in der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechterforschungseinrichtungen Berliner Hochschulen

Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Im Tandem zu arbeiten heißt nicht, dass man nur halb so viel zu tun hätte. Meine Kollegin Katharina Kowalski und ich kannten uns vorher nicht, bauen jetzt aber gemeinsam die Geschäftsstelle auf. Die Arbeit mit ihr ist eine tolle Erfahrung, auch und gerade weil wir manche Dinge ganz unterschiedlich angehen – letztendlich profitieren wir, aber auch unsere Arbeit davon.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Wissenschaftler*innen müssen sich öfter öffentlich zu Wort melden und sich stärker mit anderen solidarisieren. Beispiele, wo das nötig wäre, gibt es genug: sei es, wenn es um Missstände an den Hochschulen selbst geht. Sei es, wenn es um die Freiheit der Wissenschaft und um die Verteidigung demokratischer Grundwerte geht. Wenn Wissenschaftler*innen mit ihrer Arbeit etwas bewirken möchten, dann müssen sie sich aus der Komfortzone ihres eigenen Feldes hinausbewegen.
 
Lektüre muss sein. Welche?
Eine der für mich persönlich wichtigsten ›Lektüren‹ der letzten Zeit: Hannah Gadsbys Stand-Up-Comedy-Show »Nanette«. Gadsby konfrontiert ihr Publikum mit der bitteren Seite von Comedy und verweist darauf, wie wichtig es ist, dass bestimmte Geschichten erzählt und vor allem gehört werden. Etwas, was man in Zeiten von #metoo und #metwo kaum oft genug betonen kann.
 
Und sonst so?
Ärgere ich mich immer über die miesen Bedingungen, unter denen viele arbeiten müssen – nicht nur, aber auch in der Wissenschaft. Wer meint, dass mehr (finanzieller) Druck zu besseren Forschungsergebnissen führt, nimmt in Kauf, dass nicht die Qualität der Arbeit, sondern der jeweilige Background darüber entscheidet, wer in der Wissenschaft bleibt und wer nicht.
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
Anzeige
 
   
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Berlin ist nicht Ibbenbüren Vor acht Monaten übernahm die CDU-Politikerin Anja Karliczek als Quereinsteigerin das Bundesbildungsministerium. Doch selbst in ihrer eigenen Partei fragt sich mancher, ob das der richtige Ort für sie ist

Ackern und den Mund halten Leiter der DAAD-Informationszentren haben viel Verantwortung, sind aber nur über einen befristeten Fördervertrag lose an den DAAD gebunden. Dagegen klagen jetzt die ersten Die dritte Mission Neben Forschung und Lehre setzen Hochschulen vermehrt auf gesellschaftliches Engagement. So entsteht ein neues Arbeitsfeld für Akademiker

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
 
 
 
 
 
 
   
Immer schön weiterlesen. 

Ihr CHANCEN-Team


PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an – unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
   
Anzeige
Jobs im ZEIT Stellenmarkt
Jetzt Branche auswählen und Suche starten: