Hinz&Kunzt feiert 25. Geburtstag

 
+ Warme Weihnachten + St.-Pauli-Fans im Kampf gegen die Polizei + Klage gegen Fernbahnhof Altona + HSH Nordbank nimmt die nächste Hürde + Denkmalschutzpreise verliehen +
 
 
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’n bisschen bedeckt, ’n bisschen sonnig, ohne Niederschlag und Temperaturen bis zu 14 Grad – was für ein November ist das?
   
 
Guten Morgen,
 
Sigrid Neudecker
 
die EisArena in Planten un Blomen hat seit dem Wochenende geöffnet. Auf dem Winterzauber in Wandsbek kann man ebenfalls bereits Schlittschuh laufen – immerhin auf einer unschmelzbaren Kunststoff-Eisfläche. Danach gibt’s einen Glühwein zum, ähm, Aufwärmen. Und auch vor dem Frankfurter Römerberg steht seit wenigen Tagen schon wieder der riesige Weihnachtsbaum.
 
Wir schreiben den 6. November, heute werden es draußen bis zu 14 Grad – aber trotzdem geht das schon wieder los. Oder wie eine Freundin es formulierte: »Ein Sechstel des Jahres ist Weihnachten.«
 
Den Wechsel von Sommer- auf Winterzeit hat mein Organismus noch problemlos weggesteckt, jedenfalls problemloser als diese einander widersprechenden Signale. Jetzt aber weiß ich nicht mehr, ob mir der Sinn nun nach Eis oder nach Kemm’schen Kuchen steht. Ich hoffe nur, dass Sie, liebe Leser, jetzt nicht auch schon die ersten Fotos Ihrer Weihnachtsbeleuchtung schicken. Aber wenn, dann bitte um einen Sonnenschirm gewickelt. Wäre jetzt auch schon egal.
 
   
   
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FC St. Pauli kritisiert Polizeieinsatz in Bielefeld
 
2:1 gegen Arminia Bielefeld, Tabellenführer für eine Nacht – dennoch ist die Freude beim FC St. Pauli getrübt. Für Empörung bei Verein und Fans sorgte der Polizeieinsatz vor dem Spiel am Sonntag, bei dem etwa 250 mitgereiste Anhänger von der Polizei eingekesselt und so teilweise am Stadionbesuch gehindert worden waren. Auslöser waren laut Angaben der Bundespolizei »gezielte Provokationen gegen die begleitenden Polizeibeamten« von Fans in einem Zug Richtung Bielefeld. Bei der Identitätsfeststellung sei es zu einer »Solidarisierung aller Beteiligten im Zug gegen die eingesetzten Beamten« gekommen, die daraufhin »unvermittelt körperlich und mit mitgeführten PVC-Stangen angegriffen« worden seien. Der Fußballverein und sein Fanprojekt berichteten allerdings gestern in einer Stellungnahme, dass Beamte Pfefferspray in einem geschlossenen Waggon eingesetzt und später auch Minderjährige festgehalten hätten. Darüber hinaus kritisierten die Braun-Weißen »die Tatsache, dass eine große Gruppe für das vermeintliche Fehlverhalten Einzelner in Sippenhaft genommen worden ist«. Ein juristisches Nachspiel könnte der Einsatz nicht nur für die 18 St.-Pauli-Fans haben, gegen die die Bundespolizei nun Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs sowie Körperverletzung und Beleidigung eingeleitet hat. Auch der Kiezclub kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Einsatzleitung der Polizei zu prüfen.
 
   
   
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Neuer Ärger um Fernbahnhof Altona
 
Der Streit um den geplanten Fernbahnhof Altona ist gerade noch ein bisschen kurioser geworden. Ein Hamburger verklagt die Stadt, weil die den Kaufvertrag für den neuen Baugrund des Bahnhofs im Transparenzportal nur mit vielen Schwärzungen veröffentlicht hatte. Der Bürger fordere nun die Herausgabe des ungeschwärzten Vertrags, berichtet der »Spiegel«. Rückendeckung bekam der Kläger bereits im April vom Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Casper. Der hatte den zuständigen Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) in einem offenen Brief wegen der Schwärzungen kritisiert. Interessant dabei: Die Finanzbehörde hatte dem »Spiegel« angekündigt, in einen Dialog zu treten – ein leeres Versprechen? Denn im August teilte der LIG dem Blatt mit, den Kaufpreis doch lieber geheim halten zu wollen. Eine Veröffentlichung könne »die wettbewerbliche Stellung des Unternehmens insbesondere bei künftigen Bieterverfahren beeinträchtigen«. Und das, obwohl dem Investor selbst die Geheimniskrämerei um die Vertragsdetails wohl gar nicht so wichtig ist, wie ein Mitarbeiter eines der beteiligten Unternehmen der »taz« erzählt hatte. Praktisch, dass die Behörde nun schon wieder anders argumentiert: Der Vertrag sei geschwärzt worden, weil »der Vertragsgegenstand einem förmlichen Vergabeverfahren unterlegen hat«, schrieb die Behörde in diesen Tagen. Klar.
 

Neues von der Nordbank
 
Hamburg ist einen Schritt weiter, die HSH Nordbank loszuwerden. Kurz zur Erinnerung, was bisher geschah: Im Februar hatten Hamburg und Schleswig-Holstein die Bank veräußert, jenes laut Deutscher Presse-Agentur »unter einem Berg problematischer Schiffskredite ächzende Institut«, das zuvor mit Steuermilliarden gerettet worden war. Erst jubelten wir, aber leider verfrüht. »Das kann noch böser enden«, schrieb ZEIT:Hamburg-Kollege Oliver Hollenstein Ende Mai. Denn: Die größte Hürde für den Verkauf ist das Einlagensicherungssystem, in dem die privaten Banken nach der Privatisierung für das Geldinstitut haften müssten. »Doch die sind noch skeptisch«, schrieb Hollenstein. Gestern kam die gute Nachricht: Die Geldhäuser konnten ihre Skepsis überwinden. Der Vorstand des Bundesverbandes deutscher Banken stimmte zu, dass die HSH Nordbank zum 1. Januar 2022 in den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken wechseln darf. Bis dahin soll weiter der Haftungsverbund des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands die Einlagen von HSH-Kunden schützen. Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) und Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagten danach, der Beschluss »sei ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Privatisierung der HSH Nordbank«. Man strebe den »Abschluss der Privatisierung noch im laufenden Jahr 2018 an. Der heutige Beschluss stimmt uns zuversichtlich, dass dieses Ziel auch erreicht wird.«
 
   
   
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Hinz&Kunzt wird 25: »All die Arbeit lohnt sich doch!«

Nah dran, kritisch, sozial ist das Straßenmagazin »Hinz&Kunzt« auch 25 Jahre nach dem Verkaufsstart. Trotzdem ist Chefredakteurin Birgit Müller ernüchtert. Wir haben sie gefragt, warum.
 
Elbvertiefung: Frau Müller, Glückwunsch zum Fünfundzwanzigsten! Hätten Sie beim Verkaufsstart gedacht, dass es »Hinz&Kunzt« so lange geben würde?
Birgit Müller: Überhaupt nicht, ich habe uns damals maximal zwei Jahre gegeben! Auch weil wir so naiv waren und tatsächlich glaubten, dass sich die Obdachlosigkeit in Hamburg binnen zwei Jahren überwinden ließe. Ein Trugschluss, wie wir heute wissen.
 
EV: Das Problem ist sogar größer geworden, inzwischen leben knapp 2000 Menschen auf Hamburgs Straßen. Mussten Sie Ihre Ansprüche runterschrauben?
Müller: Wir hoffen immer noch auf eine Politik, die alles dafür tut, dass niemand auf der Straße leben und sterben muss. Aber ja, manche Maßnahme, die wir früher rigoros ablehnten, finden wir heute gut. Als uns damals eine Stiftung Wohncontainer für Obdachlose anbot, waren wir total entsetzt: »Menschen in Containern? Niemals!« Und heute? Freuen wir uns über jeden Container und verteidigen jede Brücke, unter der Obdachlose schlafen.
 
EV: Sie verkaufen rund 61.000 Magazine im Monat. Wie macht man ein Straßenmagazin, das die Leute nicht nur aus Mitleid kaufen?
Müller: Unser Magazin soll viele Menschen ansprechen, auch jene, die müde vom Alltag sind und sich nicht runterziehen lassen wollen von traurigen Geschichten über soziales Elend. Also berichten wir auch über Kunst und Kultur, daher ja auch das »Kunzt«. Es bringt nichts, immer nur den Finger in die Wunde zu legen, das führt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit. Wir suchen deshalb auch immer nach Lösungen und erzählen positive Geschichten, die hoffnungsvoll stimmen.
 
EV: Wie halten Sie selbst durch?
Müller: Natürlich gibt’s Phasen, in denen ich resigniere. Aber dann passiert doch immer wieder etwas, das mir Hoffnung gibt. Mit Projekten wie »BrotRetter« oder der Aktion »Spende dein Pfand« am Flughafen konnten wir Obdachlose in Arbeit bringen. Und die Schicksale unserer Verkäufer sind oft so berührend, dass ich mir sage: Hey, all die Arbeit lohnt sich doch!
 
EV: Woran denken Sie da?
Müller: Da wäre der Lkw-Fahrer Ralf, der die Trennung von seiner Familie nicht verkraftet hat und eines Tages einfach abgehauen ist. Zwei Jahre war er auf der Straße, bis seine Frau und die Kinder ihn gefunden haben. Oder zwei Obdachlose, die immer auf der Spitalerstraße Platte machen. Als neulich jemand vorbeikam, der selbst noch nicht lange obdachlos war und völlig orientierungslos herumirrte, haben die beiden gesagt: »Komm erst mal zu uns, wir passen auf, leg dich zwischen uns, da ist es warm.« Da ist nicht nur Härte auf der Straße, sondern auch Hilfe und Herzlichkeit.
 
EV: Was planen Sie für die nächsten 25 Jahre?
Müller: Heute Abend feiern wir erst einmal in der Markthalle. Ganz Hamburg ist eingeladen, es gibt Musik von der Gustav Peter Wöhler Band, und Michel Abdollahi moderiert. 2020 beziehen wir unser neues Haus im Stiftsviertel, in dem auch 25 Wohnplätze für Obdachlose entstehen. Und wir planen die nächsten Geschichten – mit unseren 530 Verkäufern haben wir schließlich die besten Informanten.
 

Denkmalschutzpreise für Orgel, Kate und Haus

Das Rennen war knapp, am Schluss gab es drei Sieger. Der Hamburger Preis für vorbildliche Denkmalpflege und Altbauerhaltung geht an die Arp-Schnitger-Orgel in St. Pankratius in Neuenfeld, die KunstKate in Volksdorf sowie das Richard-Dehmel-Haus in Blankenese. Die Menschen hinter diesen Denkmälern wurden gestern Abend im Reimarus-Saal mit Bronzeplaketten geehrt. Vergeben werden die Preise alle drei Jahre von der Patriotischen Gesellschaft, die sich allerdings bedeckt hält, wie die Gewinner ausgewählt werden. Entscheidend seien laut Johann-Christian Kottmeier, dem Sprecher des Arbeitskreises Denkmalschutz, jedoch Zeugniswert, historische Bedeutung, Originalität, Nutzungskonzept oder Qualität der handwerklichen Ausführung. Voraussetzung für den erfolgreichen Erhalt eines Denkmals sei privates, persönliches Engagement. »Dort, wo sich die Zivilgesellschaft nicht oder nicht ausreichend eingemischt hat, sind bedeutende Denkmäler verloren gegangen«, sagt Kottmeier und erinnert an den Ostflügel des Harburger Schlosses, der 1972 abgerissen worden war. Nun hofft der Arbeitskreis, dass den City-Hof am Rande des Kontorhausviertels nicht das gleiche Schicksal ereilt. Dessen Bedeutung, sagt Kottmeier, sei leider nur den wenigsten bewusst.
   
   
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Kaffeepause
 
 
Familienfreundlich im Norden

In Duvenstedt, im Norden von Hamburg, betreibt ein Geschwisterpaar Caros Konditorei und Davids Café, aber auch der Rest der Familie schaut regelmäßig vorbei. Am Tag des Besuchs feiert eine größere Verwandtschaft mit auf dem Boden krabbelnden Kindern, die ihre Bilderbücher herumschleppen und wandelnde Beweise für die Familienfreundlichkeit des Cafés sind. Dass unaufgefordert gleich ein Glas Wasser kommt, ist eine zusätzliche nette Geste. Nachdem der einen Tick zu süße Zitronenbaiserkuchen und der sehr fruchtige feine Käsekuchen mit Himbeerspiegel auf dem Tisch stehen, ist auch der Blutzuckerspiegel wieder im Lot. Beide Kuchen kosten jeweils weniger als 3 Euro, was in Hamburg zur Seltenheit geworden ist. In der Vitrine locken diverse Torten, Blechkuchen und Teilchen, alle frisch aus der Backstube nebenan. Der Kaffee von der Speicherstadtrösterei ist bio und der Flat White (3,20 Euro) ziemlich lecker. Wer noch etwas mitnehmen möchte, sollte zur Spezialität des Hauses, den Zimtschnecken in Blechkuchenform, greifen.

Duvenstedt, Caros Konditorei und Davids Café, Duvenstedter Damm 45, tgl. außer Mo, 9–17.30 Uhr

Christiane Paula Behrend
 
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Was geht
 
 
 
Film-Flucht: Kumut Imesh flüchtete vor Jahren vor dem Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste. Nun will er den Weg noch einmal gehen, diesmal ausgestattet mit einer Kamera. Filmexperiment, Roadmovie, Dokument? »Révenir – To Return« passt in keine Schublade. Der Streifen läuft im Rahmen des Filmfestivals »Augen Blicke Afrika«.
W3-Saal, Nernstweg 32–34, 19.30 Uhr, Spende erbeten (Richtwert: 5 Euro)
Klang mit Knack: Das Trio will Ohren öffnen, neue Klänge fließen lassen. Das kann melodisch klingen, auch bedrohlich, auf jeden Fall experimentell. Zu Klavier und Geige stoßen etwa Wortfetzen, Reißverschlüsse, Löffelklirren. »Ohrknacker« mit dem Trio Catch, diesmal Isabel Mundry: Sounds-Archeologies.
Resonanzraum, Feldstraße 66, 20 Uhr, Eintritt frei
 
 
 
Was bleibt
 
 
 
Krimis feiern: Stockholms Straßen sind längst nicht mehr sicher. Ein Serientäter sucht und findet seine weiblichen Opfer. Geraten sie aus Zufall in seine Hände? Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt eröffnen mit »In den dunklen Straßen von Stockholm« das 12. Hamburger Krimifestival.
Verschiedene Orte, Eröffnung: Kampnagel, Jarrestraße 20, heute, 19.30 Uhr, 20,50 Euro
 
 
 
   
   
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WELTKUNST
   
   
 
 
Hamburger Schnack
 
 
Lola, fünf Jahre alt, erzählt vom Onkel einer Freundin, der per Fahrrad nach Afrika fahren will. »Das ist richtig weit! Aber er hat eine Abkürzung. Damit ist er zehn Minuten schneller!«

Gehört von Anna Heidelberg-Stein
 
 
   
   
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Meine Stadt
 
 
 
 
Mobilität in Hamburg

Foto: Sybille Ekrut
 

Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de
 
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen lesen wir uns wieder, wenn Sie mögen!
 
Ihre
Sigrid Neudecker
 
 
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