| Guten Morgen, | | |
andere Meteorologen als unserer weisen nämlich unter Keksgenuss darauf hin, dass die Chance auf weiße Weihnachten gar nicht so schlecht ist wie in den vergangenen Jahren. Da gebe es ein Tief namens »Walter«, das danach giere, polarartige Luft nach Deutschland zu schaufeln – zwar werde es dann eher im Süden kalt und vermutlich halte der Schnee gar nicht bis Weihnachten. Aber auf einem Alpengipfel habe man doch eine gewisse Schneegarantie. Ob sich die Hamburger vor dem großen Treck nach Süden am Heiligabend hier noch schnell Schneeschuhe und Baumschmuck besorgen können, bleibt spannend. Auf das Verbot, die Geschäfte am Heiligabendsonntag zu öffnen, konnte sich die Hamburgische Bürgerschaft gestern doch nicht verständigen. (Man kann spekulieren, warum: natürlich, »die Arbeitsplätze«! Siehe dazu unten). Stattdessen wandten sich Regierungskoalition und CDU-Opposition mit einem Appell an den Einzelhandel, die Läden am 24. bitte geschlossen zu halten. Gemäß dem Hamburger Ladenöffnungsgesetz dürfen die Geschäfte an Heiligabend eigentlich drei Stunden bis spätestens 14 Uhr offen haben, Blumenläden oder Bäcker sogar fünf Stunden bis 16 Uhr. Doch ob es, selbst wenn hier alle Konsumtempel schließen, ein beschauliches Weihnachtsfest wird, ist fraglich. Trotz internationaler Warnungen hat der nach wie vor amtierende US-Präsident Donald Trump gestern Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt.
Die Bilder, die außer Trumps rötlichem Konterfei gestern noch um die Welt gingen, kamen aus der Elbphilharmonie. Dort wurde der Große Saal am Abend erstmals zum Laufsteg: Star-Designer Karl Lagerfeld, gebürtiger Hamburger, stellte für die Pariser Modemarke Chanel in der »Métiers d'Art«-Schau Entwürfe vor. Wie sonst auch in Paris, waren auch internationale Stars anwesend wie Schauspielerin Kristen Stewart, Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton und Ex-Supermodel Tatjana Patitz (auch sie in Hamburg geboren). Die Musik kam von einem Kammerorchester, das auch »La Paloma« anstimmte, die Models präsentierten hanseatischen Kostümschick oder Kapitäns-Look (weiblich) und Zopfpullover (männlich). Auch dabei: Die »Prinz-Heinrich«-Mütze, aufgepeppt mit Seidenband oder Schleier. »Der Schleier erinnert auch an den Nebel hier«, sagte Lagerfeld zur Deutschen Presse-Agentur dpa. Uns erinnert die Mütze natürlich noch an jemand anderen.
Scholz sagt: Berlin, nein danke
Olaf Scholz hat es getan. Er hat Hamburg die Treue geschworen. Sozusagen. Im Interview mit dem »Hamburger Abendblatt« hat er den Umzug von der Alster an die Spree, vom Bürgermeisterstuhl ins Bundesministeramt, im Falle einer großen Koalition so gut wie ausgeschlossen: »Vor vier Jahren bin ich Hamburger Bürgermeister geblieben. Meine Pläne haben sich an dieser Stelle nicht verändert.« Interpretiert man nicht zu viel herum – was sind seine Pläne? Wieso nur an dieser Stelle und nicht generell? – klingt es so, als solle alles bleiben wie gehabt. Denn auch die Spekulationen um Rangeleien in der SPD-Führungsspitze, die Frage Schulz oder Scholz, sind damit vom Tisch. Beim heutigen SPD-Parteitag will sich Hamburgs Bürgermeister in seiner Funktion als Bundesvize bestätigen lassen. Und anstelle in Berlin die erste Geige zu spielen, blickt er auf die Hamburger Bürgerschaftswahl 2020, bei der er wieder als Spitzenkandidat der SPD antreten wolle. Bevorzugt Olaf Scholz tatsächlich die (außerhalb Hamburgs) zweite Reihe? Sind seine Aussagen nun ein Bekenntnis zu Hamburg oder vielmehr die Erkenntnis, dass für ihn in Berlin nichts zu holen ist? Scholz’ Versuch in Berlin unterzukommen, habe nicht funktioniert, meint CDU-Fraktionschef André Trepoll. Der G20-Gipfel sei für ihn nicht das erhoffte Karriere-Sprungbrett gewesen, stattdessen habe Scholz’ Glaubwürdigkeit gelitten. Ist das Bürgermeisteramt also nur das, was ihm noch bleibt? Ohnehin ist nicht gesagt, dass Scholz überhaupt in absehbarer Zeit in Versuchung kommen würde, Berliner Luft zu schnuppern. Dass sich SPD und CDU zu einer Groko zusammenraufen, ist derzeit noch nicht direkt absehbar. So sagte beispielsweise der Altonaer SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Bartke gegenüber NDR 90,3, die SPD werde zwar nicht die Partei vor das Land stellen – wie die FDP –, aber nur mit 80 Prozent SPD-Handschrift werde der Basis eine erneute große Koalition zu vermitteln sein. Scholz selbst sagte im Interview, er rechne nicht mit einer Regierungsbildung vor dem Frühjahr. Dann wird er sich eventuell die Frage Hamburg oder Berlin neu stellen müssen. |
|
|