Kritik an Erdogan | Heidelbergs Docs | 3½ Fragen an Dieter Lenzen | Dr. acad. Sommer: To Do-Listen

 
Wenn dieser Newsletter nicht richtig angezeigt wird, klicken Sie bitte hier.
 
 
   
 
 
 
 
 
 
 
 
   
   
Liebe Leserinnen und Leser,
na, schon im Weihnachtsstress? Vergessen Sie das Durchatmen nicht. Derweil können Sie, wie immer, gemütlich durch den CHANCEN Brief scrollen. Dr. acad. Sommer weiß heute Rat für alle, die heilos überfrachtete To Do-Listen haben. Und bei Dieter Lenzen, dem Präsidenten der Uni Hamburg und heutigen Fragebogenbeantworter, ist alles in Butter! 
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Bombenfehlalarm
Es ist wohl der Albtraum einer jeden Hochschulleitung: Könnte an der eigenen Einrichtung eine Bombe sein? Am Freitag mussten gleich zwei deutsche Universitäten teilweise geräumt werden. Am Freitagmorgen war an der Freien Universität Berlin eine herrenlose Tasche gefunden worden. Angeblich, so berichtet die BZ, sei ein Ticken zu hören gewesen. Die Mensa an der Otto-von-Simson-Straße in Berlin-Dahlem musste am Freitagmorgen geräumt, der Umkreis gesperrt werden. Die Tasche wurde von der Polizei gesprengt. Ihr Inhalt war harmlos: Handy, USB-Stick und Kabel.  
Am Freitagvormittag mussten dann tausende Mitglieder der Universität Würzburg den Campus Hubland verlassen. In der Nacht war eine Bombenwarnung eingegangen, wie die Main-Post berichtet. Nach anderthalb Stunden gab die Polizei Entwarnung. Laut Main-Echo könne die Bombenwarnung ein »übler Scherz« gewesen sein. »Das ist aber schwer einzuschätzen und wird Gegenstand unserer Ermittlungen sein«, sagte ein Polizeisprecher der Zeitung. Laut Universität werden die Prüfungen und Vorlesungen »zeitnah« wiederholt, die wegen der Räumung ausfallen mussten.
  
 
 
RIP, liebes Diplom
So manches Professorenherz hing am Diplomtitel, auch noch Jahre nach der Umstellung auf die Studienabschlüsse BA und MA. Vor allem Mecklenburg-Vorpommern war, unter dem letzten Minister Mathias Brodkorb, vorangesprescht, um das Diplom als alternativen Abschluss wieder einzuführen. Die KMK jedoch besiegelte jetzt das Aus für das Diplom. Endgültig bleibt diese Entscheidung freilich nur dann, wenn kein Gericht widerspricht. Alle Details stehen im Blog von Jan-Martin Wiarda.
  
 
 
Zulassungsverfahren: Rechtliches Kuddelmuddel?
Kippt der Numerus Clausus – im Fach Medizin und darüber hinaus? Darüber entscheidet am 18. Dezember das Bundesverfassungsgericht (ZEIT). Eine Abschaffung bedeutete eine Stärkung der Unis, die nämlich ihre eigenen Zulassungsverfahren deutlich ausbauen müssten. Die TU München macht solche Eignungsfeststellungsverfahren schon länger im großen Stil, hat damit aber ebenfalls ein Problem: Wer nicht aufgenommen wird, kann sich nämlich einklagen – darüber berichtet der Deutschlandfunk.
  
 
 
Hippler kritisert Erdogan
„We will not be a party to this crime“ – hunderten Wissenschaftlern, die diesen Satz vor knapp zwei Jahren äußerten, wird nun von Recep Tayyip Erdoğan der Prozess gemacht (DLF). HRK-Präsident Horst Hippler hat dies nun in einem offenen Brief an Erdoğan und seinen Justizminister Abdulhamit Gul scharf kritisiert. Er schreibt: „The ongoing prosecution of these scholars remains a grave violation of Turkey’s obligations under the International Covenant on Civil and Political Rights, the European Convention on Human Rights, and related instruments and standards. Not only do these actions strip the individuals of their rights to academic freedom, freedom of expression and freedom of association; they also threaten to do irreparable harm to Turkey’s higher education sector, and to its democracy.“ Den Offenen Brief finden Sie hier
  
 
 
Wie Crispr die Welt verändert
Cripr wird unser aller Leben verändern. Was aber verbirgt sich hinter der Genschere – wie funktioniert sie, welche Hoffnungen birgt sie für Patienten und Lebensmittelindustrie? Wir empfehlen die TV-Doku „Revolution im Genlabor“ in der ARD-Mediathek, die auch die Biochemikerin Emmanuelle Charpentier zeigt (ZEIT). Wer es noch genauer wissen will, lese diesen Artikel in der LA Review of Books, „The Trouble with Big Science“, in dem es um die Konzentration von Macht und Geld in den Biowissenschaften und das Geschäft mit Crispr geht. 
  
 
 
 
   
   
   
Anzeige
 
   
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Die Zahl
 
 
   
7.958

Zahl der Doktorandinnen und Doktoranden an der Universität Heidelberg. Vor drei Jahren hat die Uni erstmals mit einer systematischen Erfassung begonnen; geschätzt hatte sie damals, dass sie 3000 bis 5000 Promovierende habe.
 
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Prof. Dr. Dieter Lenzen

Präsident der Universität Hamburg
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Erkenntnisse lassen sich nicht isolieren. Es herrscht Kovarianz.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Eine Rücknahme des Staatsinterventionismus im Universitätssystem nach preußischem Vorbild.

Lektüre muss sein. Welche?
Jede, die dazu zwingt, länger als 30 Minuten konzentriert wahrzunehmen.

Und sonst so?
Alles in Butter auf dem Kutter: Schollen mit Speck und Bohnen.
   
   
 
 
   
   
   
Anzeige
 
Mit Design Thinking zur erfolgreichen Innovation
Lernen Sie im neuen Seminar »Design Thinking«, wie Sie mit kreativen Arbeitsweisen zu innovativen Lösungen gelangen und wenden Sie die sechs Phasen dieses Innovationsprozesses in einer realen Challenge selbst an!
 
>>> Hier mehr erfahren
   
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Dr. acad. Sommer
 
 
   
   
Liebe Frau Dr. acad. Sommer,
hilfe, ich werde nie fertig! Ich bin Juniorprofessorin und habe den Eindruck, dass ich viel zu lange an meinen Arbeiten sitze, da ich keine Fehler machen will und alles mehrmals korrigiere und verbessere, bevor ich es einreiche. Das gilt nicht nur für meine wissenschaftlichen Papers. Ich brauche auch viel zu lange, um eine Lehrveranstaltung oder einen Beitrag zu einer Konferenz vorzubereiten. Meine Freizeit kommt dabei viel zu kurz und ich fühle mich ganz schön erschöpft. Wann ist etwas gut genug?


Liebe Frau X,
bei einer Fortbildung, die ich neulich besuchte, begegnete mir der Satz: „Die Qualität, die Dich hierhergebracht hat, steht Dir jetzt im Weg“. Vielleicht ist das schon die Antwort auf Ihre Frage? Die meisten Wissenschaftler/innen sind überdurchschnittlich leistungsmotiviert, engagiert und stellen hohe Anforderungen an die Qualität ihrer Leistungen. Das ist auch völlig in Ordnung so. Gerade in der frühen Phase einer Karriere ist wissenschaftlicher Output erfolgsentscheidend. Anstrengend wird es, wenn das Bemühen um Fehlerfreiheit und Perfektion etwa bei der Vorbereitung eines Vortrags unangemessen viel Zeit und Raum frisst. Denn: Im Laufe der Karriere drängen sich zunehmend Verwaltungsaufgaben, Gremienarbeit, Mikropolitik und Projektmanagement in den Wissenschaftsalltag. Sie rivalisieren gemeinsam mit den Kernaufgaben Forschung und Lehre um Ihre wichtigsten Ressourcen: Zeit, Energie und Aufmerksamkeit. Jetzt gilt es, abzuwägen, welche Aufgaben Kern der wissenschaftlichen Arbeit sind und nach wie vor mit maximaler Sorgfalt bedacht werden sollten – und wann eine pragmatische Haltung nützlicher ist. Dazu ein paar Anregungen:
Perfektion existiert nicht. Produkte, Leistungen, Texte, Vorträge etc. sind nie per se „perfekt“ oder „herausragend“, sondern werden immer in Bezug auf einen Kontext bewertet.
Was zum Beispiel entscheidet über die Qualität der Lehre? Ist es das „perfekte“ Skript, ist es das ansprechende Layout oder gar die Fehlerfreiheit der Präsentation? Oder wirken vielmehr Ihre Präsenz im Hier und Jetzt der Lehrsituation, Ihre Begeisterung für Ihr Fach und die Freude am Austausch mit den Studierenden?
Thema Vertrauen: Vertrauen Sie sich selbst und Ihrer Kompetenz, um neue und überraschende Situationen etwa bei Konferenzen zu meistern? Wenn nicht, keine Sorge, das kann man lernen. (Selbst)vertrauen ist eine Frage der Erfahrung, aber auch eine Frage der Haltung. Und das ist durchaus wörtlich zu sehen.
Begrenzen Sie die Zeit, die Sie in einzelne Aufgaben investieren. Dies gilt besonders für Aufgaben, die nicht Kern Ihrer Profession bzw. nicht strategisch wichtig sind. Maximal ist nicht optimal. Vieles wird durch weitere Überarbeitungs- und Korrekturschleifen nicht besser – stattdessen stellt sich ein Gefühl von Überdruss ein, wenn man etwa Texte wieder und wieder durchgeht, korrigiert, optimiert. Und das muss nicht sein.
Wie halten Sie es mit der Delegation? Gönnen Sie sich genug Unterstützung, können Sie etwas abgeben und auch mal „Nein“ sagen? Es lohnt sich, Delegation als Hebel zur eigenen Entlastung zu nutzen.
Wertschätzen Sie also Leistungsbereitschaft und Sorgfalt, aber holen Sie sich zusätzlich „selektiven Pragmatismus“, Vertrauen, Begrenzung und Delegation an Bord. Denn dann gilt: „Die Qualität, die Dich hierhergebracht hat, wird Dich auch weiterhin voranbringen“.

Dr. Claudia Eilles-Matthiessen ist Diplom-Psychologin, Coach und Dozentin an der Universität Frankfurt am Main. Sie schreibt für das Coachingnetz Wissenschaft als "Dr. acad. Sommer". Kontakt: www.plan-c-frankfurt.de und www.coachingnetz-wissenschaft.de.
   
   
Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym Ihre Frage!
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
   
Mehr Lehrer! Egal, woher? Der Engpass wird immer dramatischer. Im Osten Deutschlands lehren nun Pädagogen aus Polen. Manche sprechen gut Deutsch, andere nicht. Gefährdet das die Ausbildung der Schüler? 

Der neue Grundschul-Schock Schwache Schüler werden noch schwächer Nerds welcome! In Deutschland fehlt es an Technikern und Ingenieuren. Warum tun sich die internationalen Absolventen dieser Fächer auf dem hiesigen Arbeitsmarkt so schwer? Fragen an die Psychologin Mohini Lokhande Kühler Querkopf Er nannte Muslime extremistisch und Politiker ignorant. Jetzt greift der Migrationsforscher Ruud Koopmans seine eigene Zunft an. Besuch bei einem, der nicht dazugehören will

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
Niklas Luhmann wäre vergangene Woche 90 Jahre alt geworden. Allen Systemtheoretikern (und solchen, die es werden wollen) sei dieses hübsche Erklärvideo vom Sonntagssoziologen empfohlen. Happy Birthday, Niklas!

Quelle: Youtube / Sonntagssoziologe
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Advent, Advent!

Ihr CHANCEN-Team

PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an –  unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
 
 
   
Anzeige
Jobs im ZEIT Stellenmarkt
Jetzt Branche auswählen und Suche starten: