Oxford in Berlin | Das Gehalt der Unipräsidenten | Wettbewerb um Klimaforscher | Das Schweigen der Frauen | 3 ½ Fragen an Mathias Neukirchen

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
das nennt man dann wohl ein perfektes Timing: Die Charité und die drei großen Berliner Universitäten geben genau in der Woche ihre Pläne für eine Partnerschaft mit der britischen Elite-Universität Oxford bekannt, in der Oxford ihre US-amerikanische Konkurrentin, die Harvard Universität, vom weltweit angesehenen THE-Ranking-Thron verdrängt. Grund zum Feiern gibt es auch für die vielen Wissenschaftler, die sich und ihre Leistungen nicht mehr einfach so über einen bibliometrischen Kamm scheren lassen wollen. Apropos Leistung: Werden Unipräsidenten eigentlich angemessen bezahlt? Diese Frage kommentiert Manuel J. Hartung im Standpunkt. Und Mathias Neukirchen macht in unserem Fragebogen Mut, international mit einem größeres Selbstbewusstsein aufzutreten.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Oxford in Berlin
Sekt und Konfetti! Die Charité und die drei großen Berliner Universitäten kooperieren künftig enger mit der Universität Oxford als weltweit jede andere Forschungseinrichtung. „Nicht nur für Berlin, auch für Oxford sei eine Partnerschaft in dieser Tiefe einmalig“ heißt es im Tagesspiegel unter Berufung auf Alastair Buchan. Buchan hat in Oxford als Chef-Stratege die Aufgabe, den Brexit für die britische Elite-Uni zum Erfolg zu machen (Telegraph). Erklärtes Ziel dabei ist, die Uni weiter an Europa zu binden. Dafür soll in der deutschen Hauptstadt nun ein Oxford-Berlin-Forschungszentrum und ein entsprechendes „Berliner Haus“ in Oxford entstehen, erklärten die fünf Einrichtungen am Dienstag in einer gemeinsamen Pressemitteilung, ohne konkretere Informationen dazu anzugeben. Für die Charité, die FU, HU und die TU kommt die Partnerschaft mit Oxford wie gerufen. Im nationalen ExStra-Wettbewerb wollen die vier gemeinsam den begehrten Exzellenz-Titel erringen. Oxfords weltweite Führungsrolle ist seit Jahren unbestritten. In dieser Woche landete die Uni international noch einen Coup. Im aktuellen THE-Hochschulranking schubste Oxford die US-amerikanische Harvard-Universität von Platz 1. Harvard hatte den Thron über 14 Jahre hin verteidigen können und liegt nun nur noch auf Platz 6 (Businessinsider).
  
 
 
Tschüss, Impact-Faktor!
Impact-Faktor und Hirsch-Index – seit vielen Jahre hinweg müssen sich Wissenschaftler vor allem an diesen beiden bibliometrischen Kennziffern messen lassen. Mit der Dominanz dieser beiden Faktoren in Gutachten soll nun endlich Schluss sein. Der Ansicht sind jetzt gleich drei nationale Akademien aus Deutschland (Leopoldina), Frankreich (Académie des sciences) und Großbritannien (Royal Society). In Begutachtungen müsse die Qualität der Leistungen, nicht die Quantität den Ausschlag geben, heißt es in der Stellungnahme, die die drei Akademien vor wenigen Tagen dem Brüsseler EU-Forschungskommissar Carlos Moedas vorstellten. Darin steht wörtlich: „Success in raising research grant funding should, where relevant, be only one and not the dominant factor in assessing research performance. The main criteria must be the quality, originality and importance of the scientific research“.
  
 
 
Wettbewerb um Klimaforscher
Gerade einmal ein halbes Jahr nach dem angekündigten Ausstieg der USA aus dem Klimavertrag ist der Wettbewerb um die weltweit besten Klimaforscher in vollem Gang (InsideHigherEd, Merkur, Pittsburgh Post Gazette). Besonders ambitioniert dabei sind Frankreich und Deutschland. Mit einem angedachten Volumen von rund 60 Millionen Euro nimmt sich ihre gemeinsame Förderinitiative zur Klimaforschung zwar recht bescheiden aus, ihr Titel lässt dafür keine Zweifel an den Zielen aufkommen: „Make Our Planet Great Again“ heißt das Programm in Anlehnung an den Wahlslogan von US-Präsident Donald Trump, „Make America Great Again“. Wie ernst es Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron damit ist, Trump Paroli zu bieten, zeigte sich in dieser Woche. Am Rande des Klimagipfels in Paris preschte Macron vor und verlieh Stipendien mit einem Volumen zwischen 1 und 1,5 Millionen Euro an 18 Klimaforscher, 13 davon sind aus den USA. Deutschland ist mit der Auswahl dagegen längst noch nicht soweit. In dem vom DAAD koordinierten Verfahren haben es 217 Forscher in die zweite Auswahlrunde geschafft. Unter den Bewerbern seien „viele aus den USA“, erklärte der DAAD in einer Pressemitteilung.
  
 
 
Das Schweigen der Frauen
Der Vortrag ist gelaufen, die Fragerunde eingeläutet. Sie schauen ins Plenum und stellen fest: Die gereckten Arme gehören Männern, die Frauen im Saal verharren im Beobachterstatus. Dass es sich bei solchen Szenen weltweit um einen akademischen Klassiker handelt, belegt jetzt eine internationale Studie. Forscher aus UK, Frankreich, den USA und aus Deutschland werteten dafür Informationen und Daten aus 35 unterschiedlichen Einrichtungen in 10 Staaten aus. Ihr Ergebnis: Es ist zweieinhalb Mal wahrscheinlicher, dass sich Männer in akademischen Debatten zu Wort melden (THE).
  
 
 
Nicht vergessen: Bewerbung für den Communicator-Preis
Und jetzt noch ein sehr sinnvoller Zeitvertreib für alle, die während der Weihnachtszeit vielleicht doch etwas für ihren Ruf tun wollen: Bewerben Sie sich für den Communicator-Preis 2018. Die Auszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Stifterverbands ist mit 50.000 Euro dotiert und würdigt herausragende Leistungen in der Wissenschaftskommunikation. Bewerbungen und Vorschläge sind bis 5. Januar möglich. Mehr zur Ausschreibung findet sich hier.
  
   
   
   
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Personen
 
 
   
   
Helmut Holter wird KMK-Präsident
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) wird im Januar turnusgemäß für ein Jahr Präsident der Kultusministerkonferenz. In der Funktion will sich Holter nach eigenen Angaben vornehmlich für die Demokratiebildung einsetzen. Holter übernimmt das Amt von Susanne Eisenmann, Bildungsministerin in Baden-Württemberg.

Rektor der HfG Karlsruhe wirft hin
Die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe braucht dringend einen neuen Rektor oder eine neue Rektorin. Siegfried Zielinski gibt den Posten zum Ende des Wintersemesters auf, weil er seine Reformpläne an der Hochschule nicht habe durchsetzen können.  
 
Unikanzler in Erfurt gewählt
Die Kontakte der Universität Erfurt ins Thüringer Wissenschaftsministerium werden künftig noch besser. Im Februar wird Jörg Brauns Unikanzler. Brauns leitet aktuell das Grundsatz- und Haushaltsrefereat des Landesministeriums für Wirtschaft und Wissenschaft. Der Medienphilosoph und ehemalige Leiter des Rektoramts der Universität Weimar folgt in Erfurt auf Jan Gerken, der die Uni nach knapp vier Jahren verlässt, um Kanzler an der Universität Stuttgart zu werden.
 
Präsidentenwechsel bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker
Matthias Urmann heißt von Januar an der Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh). Mit ihren rund 31.000 Mitgliedern gehört die GDCh zu den nach eigenen Angaben größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften der Welt. Urmann war zuletzt in leitender Funktion in der Diabetesforschung bei der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH tätig. Als GDCh-Präsident möchte er Partnerschaften zwischen Hochschulen und Industrie fördern. Er übernimmt das Amt von Thisbe K. Lindhorst, Professorin an der Universität Kiel.
 
Ministerium schließt den Fall Rauscher
Der mit Rassismusvorwürfen konfrontierte Leipziger Jura-Professor Thomas Rauscher muss keine dienstrechtlichen Schritte befürchten. Zu dem Schluss kam jetzt das sächsische Wissenschaftsministerium (Focus, Leipziger Volkszeitung). Die Behörde hatte geprüft, ob die über Rauschers privaten Twitter-Account verbreiteten Äußerungen vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt sind. In den Tweets war unter anderem von einem “weißen Europa” die Rede.

Chefsessel am Centre Marc Bloch zu besetzen
Sie sind in Deutschland genauso zu Hause wie in Frankreich, kennen das Wissenschaftssystem beider Länder, haben Leitungserfahrung und verfügen über eine sehr gute wissenschaftliche Expertise in den Sozial-, Geistes- oder Rechtswissenschaften? Dann könnte sich seine Bewerbung auf den Direktorenposten im rennomierten Centre Marc Bloch lohnen. Weitere Informationen finden sich im ZEIT-Stellenmarkt.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Dr. Mathias Neukirchen

Kanzler der Technischen Universität Berlin
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Ich war zuletzt drei Jahre in Saigon an der Vietnamese-German University tätig. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland wurde mir erneut bewusst, wie weit fortgeschritten unser Wissenschaftssystem in Deutschland und Europa ist. Deutschland ist in großen Teilen der Welt Vorbild und Partner bei der wissenschaftspolitischen Weiterentwicklung. Deutsche Universitäten und deren Professorinnen und Professoren sind beim Aufbau von neuen Strukturen und Studiengängen im Ausland gefragte Qualitätsgaranten. Wir können dieses Potential noch mehr nutzen. Deutschland kann im Sektor der globalen Bildung eine entscheidende Rolle spielen, auch um Zukunftschancen zu wahren und auszubauen.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Mit einem neuen verfassungsrechtlichen Finanzierungsrahmen könnten – ganz ohne (zusätzliches) Geld – bestehende und neue Finanzströme auch ohne Projektcharakter an die Hochschulen fließen und damit dort nachhaltiger eingesetzt werden.
 
Lektüre muss sein. Welche?
Koalitionsverträge, Hochschulverträge und Hochschulgesetze. Absolut lesenswert und dennoch selbst vielen Akteuren unbekannt.
 
Und sonst so?
Die Digitalisierung bleibt eine der größten Herausforderungen. Wir brauchen für Uni 4.0 mehr innovative Ideen. Das Einstein Center Digital Future (ECDF) und das Deutsche Internetinstitut in Berlin sind beste Beispiele dafür, wie die Wissenschaft dabei aktiv sein kann. Ich freue mich sehr, diesen Prozess nun von einer Spitzenuniversität in Deutschland, die in der nationalen und internationalen Wissenschaftslandschaft und speziell in der Digitalisierung bereits große Akzente gesetzt hat, begleiten zu können.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Standpunkt
 
 
   
   
von Manuel J. Hartung
Paycheck
Welche Website zählt in diesen Tagen zu den meistgeklickten in den Hochschulverwaltungen weltweit? Vermutlich diese: der Executive Compensation Report, den die amerikanische Fachzeitschrift Chronicle of Higher Education am 10. Dezember aktualisiert hat. Der Report ist eine beeindruckend detailreiche Aufbereitung von Gehaltsdaten: Wie viel amerikanische Uni-Präsidenten verdienen. Wie sich ihr Gehalt zusammensetzt. In welchem Verhältnis ihr Geld zu den Studiengebühren und der Bezahlung der Professoren steht.
An der Spitze der Gehälterliste: Nathan Hatch von der kleinen Wake Forest University in North Carolina. Er erhielt 2015 vier Millionen Dollar, 27 mal so viel wie ein Professor an seiner Hochschule im Schnitt – vor allem weil Hatch einen großen Bonus im zehnten Jahr seiner Amtszeit einstrich. „President Hatch’s compensation over the course of his tenure reflects his exceptional leadership“, so die Chefin des Aufsichtsgremiums in einem Statement. So habe die Uni unter Hatchs Führung 795 Millionen Dollar an Spendengeldern eingeworben.
Mit mehr als drei Millionen Dollar gingen auch die Präsidenten der Emory University und der University of Southern California sowie die Präsidentin der University of Pennsylvania nach Hause. Weiter hinten im Ranking landeten die Chefs von Harvard (1,5 Millionen, 7 mal so viel wie ein Professor), Stanford (1,2 Millionen, 5 mal so viel), Yale (1,1 Millionen, 6 mal so viel). Die hohe Bezahlung ist jedoch kein Phänomen reicher privater Hochschulen; auch acht Chefs staatlicher Einrichtungen waren 2015 Einkommensmillionäre, an ihrer Spitze Michael Crow von der Arizona State University mit knapp 1,6 Millionen Dollar.
Dass die Studiengebühren für die Studenten so rapide steigen wie die Bezahlung der Uni-Präsidenten, darüber klagen Studenten und Wissenschaftler zu recht. Dass ein noch so erfolgreicher Präsident 27 mal so viel erhält wie seine Professoren, ist unanständig. Doch während man bei den US-Unis fragen muss: Verdienen die Chefs nicht zu viel?, muss man bei den deutschen Hochschulen fragen: Verdienen die Chefs nicht zu wenig?
Ein deutscher Uni-Präsident erhält eben nicht das Vielfache der Wissenschaftler seiner Hochschule. Als vor einigen Jahren die Gehälter der nordrhein-westfälischen Hochschulchefs in die Öffentlichkeit gelangten, war zu lesen, dass der Rektor der Universität Bielefeld 116.000 Euro erhielt, noch nicht einmal das Anderthalbfache der Professoren (Tagesspiegel). Dabei tragen die Präsidenten oft Verantwortung für tausende Mitarbeiter und Budgets im dreistelligen Millionenbereich, sie sind Gesicht ihrer Hochschule, Vordenker, Antreiber und entscheidender Faktor für ihren Erfolg. Wissenschaftsmanagement hat sich in den vergangenen Jahren immens professionalisiert. Wer an der Hochschulspitze steht, arbeitet oft 24/7. Ihr oder sein Gehalt sollte daher auch der Größe der Aufgabe und der öffentlichen Bedeutung angemessen sein. Keine Millionengehälter wie in den USA. Aber doch deutlich mehr als bislang.  
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Was wirst du noch alles sehen? Kinder wachsen in beklemmenden Zeiten auf, mit Bildern von Terror und Gewalt. Da brauchen sie Eltern, die ihnen Hoffnung geben und mit ihnen die Schönheit des Lebens feiern, sagt die preisgekrönte Kinderbuchautorin Anna Woltz

Was 2018 anders werden muss Wir haben vier Experten für Kinder und Familien nach ihren Wünschen gefragt. Hier sind ihre Antworten Mal unter uns ... Wie Au-pairs die Kindererziehung in deutschen Familien erleben Das kannst du dir schenken! Vorm Fest liegen die Nerven blank. Muss das so sein, fragen sich eine alleinerziehende Mutter, eine Erzieherin, ein Spielwarenhändler und ein Jugendlicher Kids & Codes Müssen Kinder programmieren lernen? Nein, es reicht, wenn sie verstehen, wie Computer arbeiten, sagt Christoph Drösser Kleine Hacker Noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk? Drei Bücher und zwei -Programme, die den -Kindern zeigen, was man alles mit Computern -anstellen kann

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
Sie wissen immer noch nicht, wie Ihre Kollegen am Fachbereich zu Open Educational Resources stehen? Dann versuchen Sie es doch einfach einmal mit der Bleistift-Metapher. Mit ihr wird aus der sonst doch eher mühseligen Typenbildung beim Umgang mit neuen Technologien im Handumdrehen ein munteres Gesellschaftsspiel. Passt garantiert in jede Weihnachtsfeier!
 
Quelle: OERInfo / Ralf Appelt (Grafik); Karoline Oakes und Jöran Muuß-Merholz (Grafiktext)
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Fröhliche Gespräche im Kollegium wünscht

Ihr CHANCEN-Team


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