Warum Jäger vor Weihnachten so viele Freunde haben

 
+ Lärm, SPD und fliegende Bäume + Medien sind »keine Hilfssheriffs« + Petition für Winternotprogramm am Tag + Trainertausch bei Kiezkickern + Urteil gegen Ponykarussell-Aktivisten +
 

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Was soll man mit diesem Wochenende anfangen, also bei dem Wetter –  Graupelschauer, Regenschauer, Schneeschauer, Glätte? Nee, das weiß unser Meteorologe auch nicht. Apropos, wo ist der eigentlich? An den Glühweinbuden in der City? Egal: Die Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt können wir uns auch so zusammenreimen.
   
 
Guten Morgen,
 
Mark Spörrle
 
Wählerbindung einmal anders: Die Bundes-SPD gibt sich alle Mühe, die Meldungen über ihre innere Befindlichkeit zur Daily Soap zu dehnen. Nachdem Martin Schulz nicht ganz euphorisch bestätigt wurde, geht das Drama um die Regierungsbildung nun weiter: Die SPD ziert sich zwar, sagt dann aber doch Ja zu Gesprächen mit der Union. Wir schalten dann nächste Woche wieder ein, vielleicht. Wenn Martin Schulz bis dahin seinen Bart abrasiert hätte, würden wir eher einschalten, allerdings auf die Gefahr hin, ihn vielleicht nicht gleich zu erkennen. Vermutlich wird sich das Schulz auch denken und den Bart dranlassen.
 
Mit dem Lärm in Hamburg ist es kaum besser geworden, das wissen die meisten von uns aus dem nachbarschaftlichen Alltag – im Gegenteil, die Zahl der Menschen, die sich nichts dabei denken (sofern sie überhaupt denken), ihr Privatleben akustisch anderen zuzumuten, nimmt gehört zu. Im Schnitt und in der Statistik die größten Lärmer sind aber vor allem Autos, Flugzeuge, Züge, die Industrie und der Hafen. Wie aus den aktuellen Lärmkarten der Behörde für Umwelt und Energie hervorgehe, berichtet das »Hamburger Abendblatt«, seien Tag für Tag etwa 465.000 Hamburger erheblichen Lärmbelastungen ausgesetzt – die Hälfte davon auch in der Nacht. Bei über 120.000 spreche das Umweltbundesamt sogar von Gesundheitsgefährdung – Lärm kann Gehörschäden, Herzkrankheiten und Bluthochdruck verursachen, außerdem Fehden unter Nachbarn. Die Belastung durch den Verkehr versucht der Senat mit Flüsterasphalt, Tempolimits und einem Schallschutzprogramm im Griff zu behalten. Doch offenbar reicht das nicht. Seit der letzten Untersuchung vor vier Jahren hat sich kaum etwas gebessert. Vielleicht sollte man doch mal über das Verkehrskonzept nachdenken.
 
Noch kurz zur daily Vorweihnachtsmeldung: Heute ab 12 Uhr will von einem Schiff im Hamburger Hafen aus ein als Weihnachtsmann Verkleideter Bäume auf andere Schiffe werfen. Angeblich besteht keine Gefahr, sondern es handelt sich um eine Tradition: Schon zum 21. Mal will das Nordmann-Informationszentrum so »ein wenig festlichen Glanz« in das Leben von Seefahrern bringen, die an den Festtagen nicht bei ihren Familien sein können. 

 


Ermittlungen zu G20-Kawallen: Medien sind »keine Hilfssheriffs«

25.000 Polizeivideos, 7000 Dateien von Augenzeugen, dazu Material aus Überwachungskameras und Fernsehbilder: Die Sonderkommission Schwarzer Block hat eine Menge auszuwerten, um die Krawalle rund um den G20-Gipfel aufzuklären. Nun, berichtete das NDR-Medienmagazin »Zapp«, ist der Berg noch mal angewachsen: mittlerweile auf mehr als 15 Stunden unveröffentlichtes Bildmaterial. Die Hamburger Polizei habe mehrere Medienhäuser, unter anderem ZDF, RTL und den NDR, sowie Produktionsfirmen um nicht gesendete Videos gebeten. Da merken Journalisten sofort auf, Stichworte: Pressefreiheit, Informanten- und Quellenschutz. Werden die Sender etwa zu Helfern der Strafverfolgungsbehörden? Eher nicht. Den »Zapp«-Recherchen zufolge kamen lediglich eine Produktionsfirma sowie n-tv teilweise der Bitte nach. In den übrigen Fällen händigten die Redaktionen nur bereits gesendetes Material aus. Der NDR beispielsweise folgte bei der Ablehnung der polizeilichen Bitte einer allgemeinen Hauslinie: »Wir wollen klarmachen, dass wir keine Hilfssheriffs sind. Es wurde so lange für Pressefreiheit gekämpft. Wenn man jetzt Presse und Polizei vermischt, hat das fatale Folgen. Dann sind wir am Ende Staatsfunk«, erklärte uns Robert Bongen, Redakteur des NDR-Magazins »Panorama« und Co-Autor des »Zapp«-Beitrags. Dass die Strafverfolgungsbehörden Medien um deren Aufnahmen bitten, passiert immer wieder, wie Bongen uns berichtet: »Wir hatten allein bei ›Panorama‹ in den letzten Jahren drei Recherchen zum Themenbereich Rechtsextremismus, bei denen Polizei oder Justiz darum gebeten haben, unser Drehmaterial zu bekommen. Aber wenn wir das einmal machen, dann kann es schnell zur Gewohnheit werden.«
 
   
   
 
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»Hamburg, mach nicht dicht!«
 

In Schlafanzügen und Bademänteln machte jüngst vor der Notunterkunft am Schaarsteinweg eine Gruppe aus Obdachlosen und Schauspielern des Scharlatan Theaters auf ihr Anliegen aufmerksam: »Hamburg, mach nicht dicht!« Ihre Forderung: das Winternotprogramm für Obdachlose auch tagsüber zu öffnen. Derzeit würden rund 600 Menschen nach einer Nacht in der Unterkunft zwischen 9.30 Uhr und 17 Uhr wieder auf die Straße geschickt. Daran erinnert sich auch Jörg Petersen, ehemaliger Obdachloser und »Hinz&Kunzt«-Verkäufer. »Man läuft den ganzen Tag wie im Tran durch die Stadt und findet keine Wärme und keinen Halt.« Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, startete Petersen noch gestern spontan eine Petition an Bürgermeister Olaf Scholz. Eine vergleichbare Petition unterzeichneten vor circa zwei Jahren 57.000 Menschen – dennoch lief sie ins Leere. Ein Argument der Stadt damals: Dann bekäme der »Wintererfrierungsschutz« den Status einer öffentlich-rechtlichen Unterbringung, was wiederum andere Standards bei den Unterkünften erforderlich mache. An der Position der Sozialbehörde habe sich nichts geändert, sagte uns gestern deren Sprecher Marcel Schweitzer und verwies auf »viele Möglichkeiten zum Tagesaufenthalt«. Zwölf davon sind gelistet. Allerdings: »Diese Aufenthaltsstätten haben zu verschiedenen Zeiten geöffnet«, kritisiert Jonas Füllner von »Hinz&Kunzt«, »so ziehen die Menschen von einer zur nächsten, statt zur Ruhe zu kommen. Außerdem finden in keiner der Einrichtungen mehr als 110 Menschen Platz.«
 
 


»Das Schießen selbst ist ein kurzer Moment«
 

Jäger haben in der Bevölkerung meist das Image von schießwütigen alten Männern. Aber stimmt das denn? Zum Beginn der Hauptjagdzeit haben wir Rudolf Wendt, den ersten Vorsitzenden der Jägerschaft Harburg, gefragt, wie die Realität aussieht.
 
Elbvertiefung: Herr Wendt, das hartnäckigste Vorurteil über Jäger lautet nach wie vor, dass es vor allem alte Männer sind, die gern wehrlose Tiere abknallen. Stimmt das?
Rudolf Wendt: Zugegeben, die Tiere können sich gegen uns Menschen nicht wehren. Aber darum geht es uns nicht. Wir wollen ja nicht alles totschießen. Und »alte Männer«: Es gibt ältere und jüngere, wie bei allen Hobbys. Aber der Lodenmantel ist nur noch Klischee. Außerdem sind bei uns alle Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen vertreten; im Moment haben wir auch immer mehr Frauen und vor allem einen starken Zulauf gerade von jungen Leuten.
 
EV: Leben die heutzutage nicht alle vegan?
Wendt: Hoffentlich nicht! Vielen von ihnen wird das reine Stadtleben ein bisschen langweilig, die sehen Natur nur noch im Fernsehen. Und was gibt es Schöneres, als nachts beim Mondschein im Wald unterwegs zu sein?
 
EV: Stellen Sie das jetzt nicht ein bisschen sehr romantisch dar? Hin und wieder schießen Sie ja auch ein Tier tot.
Wendt: Natürlich, das ist Teil der Jagd. Es muss ja nicht jeder Metzger werden, der ein Steak will. Aber wenn ich Fleisch essen möchte, habe ich nur zwei Möglichkeiten: aus der Jagd oder Biohaltung – oder aus Massentierhaltung. Doch das Schießen selbst ist ein kurzer Moment, das nimmt einen sehr geringen Anteil ein. Man ist tagelang in der Natur unterwegs, um zu beobachten. Denn um jagen zu können, braucht man auch intakte Natur.
 
EV: Sie wollen jetzt sagen, Jäger sind in erster Linie Naturschützer?
Wendt: Wir müssen unsere Reviere so gestalten, dass Wild und andere Tiere Nist- und Versteckmöglichkeiten haben. Deshalb führen wir Aufforstungsaktionen im Wald durch oder versuchen, Kindern Naturschutz nahezubringen, indem wir mit ihnen Nistkästen und Insektenhotels bauen. Für mich ist Jagen ein Teil der Landwirtschaft, der vernünftigen Nutzung unserer Natur, eine ganz natürliche Sache.
 
EV: Wie würde Hamburg denn ohne Jäger aussehen?
Wendt: Die Zahl der Wildschweine hat schon jetzt ungeheuer zugenommen. Für die Landwirte sind die eine große Belastung, sie wühlen alles auf, es kann nicht mehr gemäht werden. Vor rund zwölf Jahren war es bei uns in Harburg mit den Wildschweinen so schlimm, dass die Leute ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken wollten. Das geht jetzt wieder los. Noch dazu steht die afrikanische Schweinepest vor den Toren Deutschlands, da versuchen alle Bundesländer, Schutzpläne zu entwickeln. Nur die Hamburger Umweltschutzbehörde ist auf die gute Idee gekommen, die Jagdzeiten einzuschränken, sodass wir erst ab Mitte August jagen durften.
 
EV: Stimmt es, dass Jäger vor allem vor Weihnachten plötzlich besonders viele Freunde haben, weil sie die besten Weihnachtsbraten liefern können?
Wendt: Allerdings! Ein Rehrücken kostet im Geschäft locker bis zu 70 Euro. Wer gutes Wild haben will, sollte sich also an einen Jäger wenden.
 
   
   
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Trainertausch bei Kiezkickern
 
In der Adventszeit ist es beim FC St. Pauli unruhig geworden: Nach sieben Spielen ohne Erfolgserlebnis und dem Abrutschen in die Abstiegszone der zweiten Fußball-Bundesliga haben die Verantwortlichen Trainer Olaf Janßen durch Markus Kauczinski ersetzt. Hat des Übungsleiters Maßnahme, seine Spieler nach der 0:5-Pleite in Bielefeld am eigentlich freien Adventssonntag in den Morgenstunden trainieren zu lassen, zu der Entscheidung beigetragen? Das bleibt offen – ebenso ob Janßens disziplinarischer Kunstgriff denn Früchte getragen hätte bei der anstehenden Bewährungsprobe gegen den MSV Duisburg (Sonntag, 13.30 Uhr, Millerntor-Stadion). Nun ist Nachfolger Kauczinski, ehemals verantwortlich in Ingolstadt und Karlsruhe, gefordert. Er übernimmt einen Kiezclub, der nicht das sei, »wofür er sich selbst hielt und wofür auch viele Beobachter ihn hielten«, hat ZEIT:Hamburg Kollege Kilian Trotier festgestellt. Was das genau heißt, und wie es dazu kommen konnte, lesen Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg. Dass Hoffnung bestehe, das schreibt Trotier aber auch.

 


Urteil gegen Ponykarussell-Aktivisten
 

Seit Jahren ist das Ponykarussell auf dem Dom Ziel der Proteste von Tierschützern. Gestern wurde ein 23-jähriger Mann zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung sowie Schmerzensgeld in Höhe von 2000 Euro verurteilt. Er hatte am 1. April 2016 mit mindestens zwei anderen Männern die schlaue Idee gehabt, wild mit Flatterband um sich fuchtelnd auf die Tiere zuzustürmen, worauf einige Ponys durchgingen. Zwei Kinder, die sich im Karussell befanden, wurden dabei verletzt. Dies sei zwar nicht Ziel des Angeklagten gewesen, so die Richterin am Hamburger Landgericht, er habe jedoch die Verletzungen »zumindest billigend in Kauf genommen«. Dass das umstrittene Karussell also beim nächsten Frühjahrs-Dom fehlt (im Winter müssen die Ponys immer woanders im Kreis gehen), bleibt unwahrscheinlich. Die Wirtschaftsbehörde, als Veranstalter für den Dom zuständig, sieht keinen Grund zur Beanstandung. »Die Ponys werden gut versorgt«, sagte uns eine Sprecherin. »Gäbe es da auch nur ansatzweise den Verdacht auf Tierquälerei, würde dieses Fahrgeschäft nicht zugelassen werden.« Anders sieht das die Tierrechtsinitiative Hamburg: »Die Tiere laufen vier Stunden in eine Richtung«, sagte uns deren Mitbegründerin Mirjam Irle. »Aber kein Veterinäramt hat so viel Zeit, wenigstens das zu überprüfen. Im Sommer wurde ein Schimmel erst aufgrund unserer Anzeige rausgenommen.« Andere Tiere blieben drin, eine Protestform, bei der es »zu solchen Gefahrensituationen kommt« wie im Sommer 2016, kann aber auch Irle nicht gutheißen. Mit friedlichem Plakatprotest will die Initiative jedoch so lange weitermachen, »bis das Ponykarussell weg ist«.
   
   
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Lesevertiefung
 
 
Drei Buchempfehlungen fürs Wochenende...

Kriminalroman In der drittgrößten Stadt Indiens, Bangalore, haben Korruption, Kinderhandel und Kinderarbeit Konjunktur. Erst verschwindet die Tochter der Haushälterin spurlos, dann wird ein berühmter Anwalt tot aufgefunden. Inspector Gowda hält dagegen. Große Kriminalliteratur, spannend, welthaltig und politisch relevant.
Anita Nair: Gewaltkette. Aus dem Englischen von Karen Witthuhn, Argument, 19 Euro
 
Kinderbuch
Auf dem fernen Felsen sitzt ein Wolf und heult furchterregend. Das macht den Waldbewohnern Angst. Doch der Wolf, der dann auftaucht, trägt einen weiß-rot gestreiften Slip und ist gar kein bisschen böse. Ein lustiges Bilderbuch über das Überwinden von Vorurteilen.
Wilfrid Lupano & Paul Cauuet: Der Wolf im Slip. Aus dem Französischen von Tanja Krämling, Illustrationen: Mayana Itoïz, Splitter, 14,80 Euro, ab 8 Jahren
 
Sachbuch
Volltätowierte Ich-AGs mit obszönen Gehältern, eine Wüsten-WM zur Adventszeit und korrupte Funktionäre – der aktuelle Fußball gibt ein erbärmliches Bild ab. Der Journalist Christoph Ruf ist durchs Land gereist und hat mit Fans, Funktionären und Trainern gesprochen. Entstanden ist ein Buch, das schonungslos die Verwerfungen der Kommerzialisierung aufzeigt.
Christoph Ruf: Fieberwahn. Wie der Fußball seine Basis verkauft. Werkstatt, 14,90 Euro
 
… ausgewählt von Torsten Meinicke, Buchladen Osterstraße, Eimsbüttel
   
   
 
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»Türchen 6

Ein bisschen Wärme bedeutet oft mehr als 1000 Worte – zumindest im deutschen Winter. Legen Sie deshalb doch Spendenzertifikate für Winterjacken und -schuhe unter den Weihnachtsbaum. Der Verein Hanseatic Help kauft davon warme Klamotten und reicht sie direkt an Geflüchtete, Obdachlose oder andere Bedürftige weiter. Etwas schnulzig, dafür aber wahr: So wird es auch den von Ihnen Beschenkten warm ums Herz.
Hanseatic Help wurde 2015 bekannt für die größte Kleiderkammer Deutschlands, die auf dem Hamburger Messegelände gastierte. Mittlerweile ist der gemeinnützige Verein gewachsen und hat ein IT-basiertes Warenwirtschaftssystem entwickelt, das bis zu 50.000 Spenden pro Woche bearbeitet.
 
 
 
Was geht
 
 
 
»Politischer Sound: Um Musik, Dokumentation und Politik zu verbinden, darf es schon mal ein sperriger Album-Titel sein, etwa so einer: »The Economic Partnership Agreement – A Sonic Anthropology by Sven Kacirek and Daniel Muhuni«. Die Künstler geben darauf Einblicke in ein dunkles Kapitel europäisch-ostafrikanischer Beziehungen, nämlich das genannte Wirtschaftsabkommen. Der Präsident Kenias, Uhuru Kenyatta, sah in diesem kaum Vorteile für sein Land und wollte nicht unterzeichnen. »Woraufhin die EU Importzölle gegen kenianische Schnittblumen und Bohnen verhängte – Kenia wurde wirtschaftlich so sehr unter Druck gesetzt, dass Kenyatta letztlich doch unterschrieb«, erklären Kacirek und Muhuni. Release-Konzert mit der Geschichte betroffener afrikanischer Farmer, Interviews von Ökonomen und Politikern, Klang- und Stimm-Collagen.
Westwerk, Admiralitätstraße 74, 21 Uhr, 10 Euro
 
 
 
Was bleibt
 
 
 
»Herzschmerz auf Bühne: Oft überfordert uns das Herz. Es schlägt, wird weich, es klopft, es schmerzt. Was geschieht, wenn das Organ die Gefühlswelt explodieren oder implodieren lässt? In der Performance »Broken Heart« suchen ein Tänzer und ein Musiker die Auseinandersetzung mit dem Broken-Heart-Syndrom. Es entsteht ein Schauspiel zwischen Märchenszenerie und Pragmatismus, Alltag und Wunschvorstellung.
Monsun Theater, Friedensallee 20, heute und morgen, 20 Uhr, 16,50 Euro
»Basar mit Kunstschnee: Im Schneegestöber shoppt es sich am besten Weihnachtsgeschenke – selbst dann, wenn die weißen Flocken aus Plastik sind. (Der Meteorologe behauptete, das sei nicht erforderlich, aber wer glaubt schon einem Meteorologen?) Die Hanseatische Materialverwaltung lädt zum Winterbasar ein, Kunstschnee inklusive. In ihren (beheizten) Hallen gibt es neben dem traditionellen Flohmarkt entspannte Plattenmusik und kleine Köstlichkeiten.
Hanseatische Materialverwaltung, Stockmeyerstraße 41, heute bis So 12–20 Uhr, Sa bis 22 Uhr, 3 Euro
 
 
 
 
 
Was kommt
 
 
 
»(H)eilige Präsente: Jetzt geht der Run so richtig los – Geschenke, Geschenke, Geschenke. Wer alle Päckchen an diesem Wochenende haben und dann seine Ruhe haben will, der sollte beim »Holy Shit Shopping« sein Glück versuchen. Designer verkaufen hier Kreatives wie Colliers aus Klöppelspitze, selbst gemachten Gin und leuchtende Festival-Turnbeutel. Messe für Kunst, Design und Lifestyle.
Messe Hamburg, Halle B1, Eingang Nord, Karolinenstraße (gegenüber Messeplatz 1), Sa 12–21 Uhr, So 12–20 Uhr, 5 Euro, Kids bis 14 Jahre frei
»Blues-Rock-Lady: Seit 50 Jahren schreibt Inga Rumpf Musikgeschichte, ihre Songs klingen aber kein bisschen alt. Sie röhrt zwischen Blues und Rock ’n’ Roll, Tina Turner sang einen ihrer Songs, Keith Richards sprang mit ihr und viel Whisky auf die Bühne. »Back to the Roots« heißt es morgen im langjährigen Wohnzimmer der Musikerin, der Fabrik, unterstützt von Jean J. Kravetz und Frank Delle (Saxofon).
Fabrik, Barnerstraße 36, Samstag, 21 Uhr, Einlass: 20 Uhr, VVK 28 Euro
»Barocke Weihnacht: Wer schon immer mal dem Weihnachtsoratorium im Originalsound, also wie zu Bachs Zeiten, lauschen wollte, der wird am Sonntag das Highlight seiner Konzertsaison erleben. Der Neue Knabenchor Hamburg führt – begleitet auf historischen Instrumenten – das altehrwürdige Stück auf. Weihnachtsoratorium Teil I–III und VI, Konzert unter der Leitung von Jens Bauditz.
Kirche St. Johannis-Harvestehude, Heimhuder Straße 92, Sonntag, 17 Uhr
»Jahrestag Neuengamme: Im Dezember 1938 brachte die SS 100 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen in eine stillgelegte Ziegelei nach Neuengamme. Der thematische Rundgang »Vor 79 Jahren: Das KZ Neuengamme wurde eingerichtet« erzählt von der Errichtung des Konzentrationslagers. Wer waren die ersten Häftlinge? Was erlebten sie? Referent: Alexis Werner.
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Service-Point Haupteingang, Jean-Dolidier-Weg 75, Sonntag, 14 bis 16 Uhr
 
 
 
 
 
Hamburger Schnack
 
 
An der Kasse eines Discounters: Die Kassiererin fragt einen Kunden, ob er denn seine Treuepunkte haben möchte. »Nö«, antwortet er, »es gibt als Prämie ja nur Messer, davon habe ich so viele zu Hause, ich könnte glatt im Zirkus auftreten.«

Gehört von Maren Wendt
 
 
   
   
 
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Meine Stadt
 
 
 
 
Doch kein Drive-in für Radfahrer auf dem Weihnachtsmarkt in Ottensen.

Foto: Angelika Knoop
 

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Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Am Montag lesen wir uns wieder.

Ihr
Mark Spörrle
 
 
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