| Guten Morgen, | | |
Wählerbindung einmal anders: Die Bundes-SPD gibt sich alle Mühe, die Meldungen über ihre innere Befindlichkeit zur Daily Soap zu dehnen. Nachdem Martin Schulz nicht ganz euphorisch bestätigt wurde, geht das Drama um die Regierungsbildung nun weiter: Die SPD ziert sich zwar, sagt dann aber doch Ja zu Gesprächen mit der Union. Wir schalten dann nächste Woche wieder ein, vielleicht. Wenn Martin Schulz bis dahin seinen Bart abrasiert hätte, würden wir eher einschalten, allerdings auf die Gefahr hin, ihn vielleicht nicht gleich zu erkennen. Vermutlich wird sich das Schulz auch denken und den Bart dranlassen. Mit dem Lärm in Hamburg ist es kaum besser geworden, das wissen die meisten von uns aus dem nachbarschaftlichen Alltag – im Gegenteil, die Zahl der Menschen, die sich nichts dabei denken (sofern sie überhaupt denken), ihr Privatleben akustisch anderen zuzumuten, nimmt gehört zu. Im Schnitt und in der Statistik die größten Lärmer sind aber vor allem Autos, Flugzeuge, Züge, die Industrie und der Hafen. Wie aus den aktuellen Lärmkarten der Behörde für Umwelt und Energie hervorgehe, berichtet das »Hamburger Abendblatt«, seien Tag für Tag etwa 465.000 Hamburger erheblichen Lärmbelastungen ausgesetzt – die Hälfte davon auch in der Nacht. Bei über 120.000 spreche das Umweltbundesamt sogar von Gesundheitsgefährdung – Lärm kann Gehörschäden, Herzkrankheiten und Bluthochdruck verursachen, außerdem Fehden unter Nachbarn. Die Belastung durch den Verkehr versucht der Senat mit Flüsterasphalt, Tempolimits und einem Schallschutzprogramm im Griff zu behalten. Doch offenbar reicht das nicht. Seit der letzten Untersuchung vor vier Jahren hat sich kaum etwas gebessert. Vielleicht sollte man doch mal über das Verkehrskonzept nachdenken. Noch kurz zur daily Vorweihnachtsmeldung: Heute ab 12 Uhr will von einem Schiff im Hamburger Hafen aus ein als Weihnachtsmann Verkleideter Bäume auf andere Schiffe werfen. Angeblich besteht keine Gefahr, sondern es handelt sich um eine Tradition: Schon zum 21. Mal will das Nordmann-Informationszentrum so »ein wenig festlichen Glanz« in das Leben von Seefahrern bringen, die an den Festtagen nicht bei ihren Familien sein können.
Ermittlungen zu G20-Kawallen: Medien sind »keine Hilfssheriffs«
25.000 Polizeivideos, 7000 Dateien von Augenzeugen, dazu Material aus Überwachungskameras und Fernsehbilder: Die Sonderkommission Schwarzer Block hat eine Menge auszuwerten, um die Krawalle rund um den G20-Gipfel aufzuklären. Nun, berichtete das NDR-Medienmagazin »Zapp«, ist der Berg noch mal angewachsen: mittlerweile auf mehr als 15 Stunden unveröffentlichtes Bildmaterial. Die Hamburger Polizei habe mehrere Medienhäuser, unter anderem ZDF, RTL und den NDR, sowie Produktionsfirmen um nicht gesendete Videos gebeten. Da merken Journalisten sofort auf, Stichworte: Pressefreiheit, Informanten- und Quellenschutz. Werden die Sender etwa zu Helfern der Strafverfolgungsbehörden? Eher nicht. Den »Zapp«-Recherchen zufolge kamen lediglich eine Produktionsfirma sowie n-tv teilweise der Bitte nach. In den übrigen Fällen händigten die Redaktionen nur bereits gesendetes Material aus. Der NDR beispielsweise folgte bei der Ablehnung der polizeilichen Bitte einer allgemeinen Hauslinie: »Wir wollen klarmachen, dass wir keine Hilfssheriffs sind. Es wurde so lange für Pressefreiheit gekämpft. Wenn man jetzt Presse und Polizei vermischt, hat das fatale Folgen. Dann sind wir am Ende Staatsfunk«, erklärte uns Robert Bongen, Redakteur des NDR-Magazins »Panorama« und Co-Autor des »Zapp«-Beitrags. Dass die Strafverfolgungsbehörden Medien um deren Aufnahmen bitten, passiert immer wieder, wie Bongen uns berichtet: »Wir hatten allein bei ›Panorama‹ in den letzten Jahren drei Recherchen zum Themenbereich Rechtsextremismus, bei denen Polizei oder Justiz darum gebeten haben, unser Drehmaterial zu bekommen. Aber wenn wir das einmal machen, dann kann es schnell zur Gewohnheit werden.« |
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