| Guten Morgen, | | |
gestern war hier noch die Rede von Benimm an der Wursttheke und von Autofahrern, deren fies parkende Gefährte in Folie eingepackt und mit Beschimpfungen bedacht werden. Wären derart effektvolle Aktionen nicht auch für Radfahrer denkbar? Die, noch aufgeputscht von ihrem Wursttheken-Gepöbel, auf dem Bürgersteig auf Fußgänger zuheizen, als gebe es die gar nicht – und, bittet man sie um Rücksicht, gleich weiterpöbeln. Man stelle sich vor, eine Initiative namens »Volksfront von Altona« oder auch »Altonaer Volksfront« finge solche Sau-Rauslasser ein, nähme ihnen das Fahrrad ab, verpacke es als Geschenk und lasse es Bedürftigen zukommen. Oder, ganz unerhört, jedes Rad habe ein Nummernschild und die Polizei nähme ernst, dass einige Regeln selbst für Radler gelten. Nein, den gesunden Menschenverstand sollte man nicht ausschalten, warnt auch die Feuerwehr. Auch zu Silvester. Bis dahin sind es zwar noch ein paar Tage, aber man solle ruhig schon mal damit anfangen, zu verinnerlichen, dass man Feuerwerk nicht in der Wohnung abbrennen, Böller nicht in der Hand explodieren lassen und Blindgänger nicht erneut anzünden dürfe. (Lachen Sie nicht; besuchen Sie einfach zu Neujahr eine Notaufnahme.) Feuerwerkende sollten sich generell von »gefährlichen Feuerwerkskörpern« fernhalten, sprich von Bumbumms unklarer Herkunft. Apropos: Nach der Explosion einer Tüte mit einem »Polenböller« auf dem S-Bahnhof Veddel hat die Polizei einen 51-Jährigen festgenommen. Der Mann soll ein verurteilter Totschläger aus der Neonazi-Szene sein. Über seine aktuelle Motivation gibt es noch keine Informationen. Derweil warnt Kollegin Susanne Mayer, Kulturreporterin im Feuilleton der ZEIT, vor einer ganz anderen Gefahr: vor heimtückischen Plastikschlingen. Die Bänder aus weißem oder schwarzem Kunststoff hielten in einem früheren Leben einen Stapel Zeitungen oder ein Paket zusammen. Nun lauerten sie im Schutze der ewigen Hamburger Winterdüsterness auf den Fußwegen, bis sich ein potenzielles Opfer nähere. Und wehe dem, der unglücklich in eine solche Schlinge trete! Im Nu werde diese zur Fessel, in der man sich mit den Füßen verheddere, und dann, so Mayer, »stürzt man nach vorn ungebremst mit dem Gesicht aufs Pflaster«.
G20-Fahndung: Wie hilflos ist die Polizei?
Ist die öffentliche Fahndung nach über 100 mutmaßlichen G20-Randalierern angemessen? Die Polizei meldet erste Erfolge – 96 Hinweise sind eingegangen, ein 29-jähriger Mann stellte sich selbst, eine 24-jährige Hamburgerin wurde identifiziert –, doch die Methode bleibt umstritten. Als »massenhaft einzusetzende Standardmaßnahme für die Strafverfolgung« sei die Veröffentlichung von Fotos und Videos im Internetzeitalter nicht angemessen, kritisiert Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Casper. Doch Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter gibt seinen Kollegen Rückendeckung: Jeder, der die Fahndungsmethode anzweifle, stelle den Rechtsstaat infrage, sagt er, schließlich sei jedes veröffentlichte Bild durch einen richterlichen Beschluss abgesegnet. Doch wirkt die Polizei mit ihrem Aufruf zur Mithilfe nicht ziemlich machtlos, überfordert gar? Und ist dieses Bild vor dem Hintergrund der ständigen Wehklagen über zu wenig Personal gewollt? Davon will Reinecke nichts hören. »Die Polizei will sich nicht profilieren oder von eigenen Fehlern ablenken.« Die öffentliche Fahndung sei schon »Ultima Ratio«, man habe eben »keine anderen Beweismittel zur Verfügung, nur Fotos und Videos. Keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Zeugenaussagen.« Öffentliche Fahndungen gebe es ohnehin oft, ungewöhnlich sei nur die Dimension. »Dabei machen die über 100 gesuchten Verdächtigen womöglich nur einen Bruchteil der Tausenden mutmaßlichen Straftäter aus«, so Reinecke. An der Überforderung sei aber schon etwas dran: »In vielen Dienststellen stapeln sich die Akten zu anderen Fällen, die wir wegen der G20-Ermittlungen aufschieben müssen. Bei uns herrscht eine Mangelverwaltung.« |
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