Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Es gibt noch viel Luft nach oben, was die Professionalisierung in der Wissenschaftsadministration angeht; ein Projektmanagement, das diesen Namen verdient, würde wahrscheinlich auch unter ProfessorInnen, die teilweise enorm viel Zeit mit irgendeiner Form von Verwaltung verbringen, wieder mehr Lust erzeugen, da mitzumachen.
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Das Schaffen besserer Studiengänge. Das ginge nicht nur ohne Geld, sondern es ließe sich sogar Geld sparen: In fast allen Köpfen ist inzwischen angekommen, wie wichtig gute Lehre ist. Die Bereitschaft, das anzugehen und loszulegen, ist unter Studierenden und Lehrenden groß – bis sie auf die Regulierungswut des Akkreditierungsprozesses und das Heer derer treffen, die ihren Job nicht selten damit ausfüllen, zu erklären, was alles NICHT geht – und damit Veränderungen und Innovationen schon im Keim ersticken. Wenn Akkreditierung sich auf einige wenige Standards („Wie viele Semester hat ein Bachelorstudium?“, „Was muss man im Studiengang xy am Ende an Wissen und Kompetenzen erworben haben?“) beschränken würde, wäre viel gewonnen – auf allen Seiten.
Lektüre muss sein. Welche?
Navid Kermani: Wer ist Wir? Ein wohltuend menschenfreundlicher, klarer, vielseitiger Blick auf das Ist unserer Gesellschaft. Wunderbar zu lesen, auch und gerade jetzt, wo Europa zu zerbröckeln droht.
Und sonst so?
Die Semesterferien kommen – mehr Zeit, sich den Ideen zu widmen, die einen längeren Atem brauchen und im Semester immer wieder von den dringenden To Do's nach hinten geschoben werden.