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Wir brauchen eine ExIni zur Internationalisierung der Lehre! Internationalisierung ist ein großes Modewort der deutschen Hochschulpolitik. Und tatsächlich hat sich hier einiges getan; die Zahl der ausländischen Studierenden an deutschen Hochschulen wächst stetig. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland jedoch immer noch hinterher. Setzt man die Zahl der aufgenommen internationalen Studierenden zu Einwohnerzahl und Wirtschaftsleistung in Relation, ist Deutschland nur Mittelmaß, so eine Erhebung der Unesco. Internationalisierung ist kein Selbstzweck. Vielmehr bringen ausländische Studierende einen hohen gesellschaftlichen Nutzen. Ein Beispiel aus der Rechtswissenschaft mag dies verdeutlichen: Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts beeinflusst die Rechtsprechung von Gerichten auf der ganzen Welt – von Taiwan über Südafrika bis Brasilien. Entscheidender Gesichtspunkt ist dabei nicht allein die Qualität der Urteile aus Karlsruhe. Viel wichtiger ist, dass viele Richter in Deutschland studiert oder promoviert haben und daher mit dem deutschen Verfassungsrecht vertraut sind. Die Ausbildung internationaler Studierender an deutschen Hochschulen ist also eine Form der Diplomatie. Sie prägt das Bild Deutschlands in der Welt und erleichtert so internationale Kooperation. Deutschland hinkt bei der Internationalisierung hinterher, weil es an Anreizen fehlt. In jenen Staaten, die einen hohen Anteil ausländischer Studierender haben, haben Universitäten davon einen unmittelbaren Vorteil: Sie steigern ihre Einnahmen durch Studiengebühren – die aber hierzulande gar nicht oder kaum erhoben werden können. Gleichzeitig bedeuten ausländische Studierende für die Hochschulen zusätzlichen Aufwand. Sie müssen betreut werden; oft muss zusätzlich ein eigenes Lehrangebot in englischer Sprache geschaffen werden. Das führt zu einem scheinbaren Paradoxon: Obwohl das Studium in Deutschland kaum etwas kostet, ist es in anderen Staaten attraktiver. Internationale Studierende entscheiden sich lieber für Länder, in denen sie bezahlen müssen, dafür aber auch einen Gegenwert erwarten können. Was heißt das für die Hochschulpolitik? Die naheliegende Lösung ist einfach, womöglich aber politisch nicht durchsetzbar: nämlich Studiengebühren zumindest für weiterführende Studiengänge nach einem berufsqualifizierenden Abschluss oder für Nicht-EU-Ausländer. Eine kreative Alternative könnte sich von der derzeit geführten Debatte um die Deutsche Lehrgemeinschaft inspirieren lassen: Wir brauchen eine Exzellenzinitiative zur Internationalisierung der Lehre. In Zeiten, in denen der Wert von Migration und internationalem Austausch zunehmend in Frage gestellt wird, wäre das gut angelegtes Geld.
Prof. Dr. Niels Petersen lehrt Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht an der Universität Münster | |
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