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Wir brauchen eine neue Generation von Transatlantikern! Es geht emotional zu, derzeit – vor allem auf der westlichen Seite des Atlantiks. Mit seinem Gepolter über die deutsche Politik und Wirtschaft, seinen Tweets zu den Terroranschlägen in London und dem gesamten Verhalten während des G7-Gipfels in Italien setzte Präsident Donald Trump deutliche Duftmarken und machte aus seiner Einstellung gegenüber dem transatlantischen Verhältnis keinen Hehl. America first – und alles andere muss sich diesem Primat unterordnen. Die Europäer hingegen reagieren professionell, auch wenn sie innerlich betroffen und verärgert sein mögen. So stehen wir nun also da im Jahr 2017: Die guten, alten Drähte zwischen den USA und Europa, vor allem zwischen den USA und Deutschland, sind zwar nicht gekappt, aber sie glühen nicht mehr wie dereinst. Diplomaten, Wirtschaftsvertreter, Politiker auf beiden Seiten sind – oft abseits der Öffentlichkeit – darum bemüht, neue Partner auf beiden Seiten zu identifizieren, neue Kanäle zu schaffen, um den Dialog und die Zusammenarbeit gleichwohl lebendig zu erhalten. Denn den meisten Akteuren ist klar: Nur gemeinsam können wir die großen Fragen des 21. Jahrhunderts lösen. Was diese Situation aber auch zeigt, ist, dass wir eine neue Generation von Transatlantikern brauchen. Und hier kann die Wissenschaft eine wichtige Rolle spielen: Wir brauchen neue Gesichter und neue Netzwerke, die sich mit transatlantischen Themen beschäftigen. Wir brauchen aber auch neue Themen und Denkschulen, um nicht immer nur etwa über Sicherheit und Handel zu sprechen, so wichtig diese beiden Topoi auch sind. Wir brauchen, wie man in Amerika sagt, „a new narrative“. Universitäten und Forschungseinrichtungen sollten diese Herausforderung als Chance erkennen und sich verstärkt bemühen, ihre bestehenden Partnerschaften mit Hochschulen und Forschern in den USA in neue Bahnen zu lenken. Denkbare Felder für gemeinsame Projekte gibt es zuhauf: der Umgang einer Gesellschaft mit der Digitalisierung; die Zukunft der Arbeit angesichts von Industrie 4.0; Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Alles längst im Fluss? Vermutlich. Und doch: Wenn man diese Themen stärker politisch versteht und besetzt, dann kann es gelingen, den Atlantik mit einem Netz neuer Beziehungen zu überziehen und gemeinsam mit den bewährten Playern neue Brücken aufzubauen, die auch aktuelle politische und soziale Spannungen überstehen.
Dr. Nina Lemmens ist Leiterin des DAAD-Büros in New York |
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