| Wie Brunetti zur Arbeit schippern
Mit der Alsterfähre ins Büro – wäre das nicht traumhaft? Schon seit Jahren geistert die Idee durchs Stadtgespräch: Matthias Kruse, Vorsitzender des Vereins Alsterdampfschifffahrt, warb 2015 für eine HVV-Linie über die Alster als attraktive Entlastung für den Verkehr durch die City. Auch Verkehrsplaner Dieter Doege sah eine Chance darin, die Alster vom »Verkehrshindernis Nummer eins« zur beliebten Nahverkehrsroute umzugestalten. Die CDU-Politiker Dennis Thering und Christoph Ploß formulierten die Idee in einem Antrag an die Bürgerschaft – vergebens. Einen neuen Vorstoß wagt jetzt der Verkehrsclub Deutschland, Landesverband Nord. Der stellt sich das so vor: Die Alstertouristik richtet eine Linie ein vom Jungfernstieg bis zum Mühlenkamp. Alle halbe Stunde legt die Fähre ab, unterwegs hält sie an den Anlegern Rabenstraße, Uhlenhorster Fährhaus und Fährdamm. Zeitkarten des HVV sollten werktags gelten. Zudem wirft der Verkehrsclub ein Zauberwort in den Ring: »Kostenneutral« könne das Ganze vonstattengehen. Die Liegezeiten der Alsterfähren würden verkürzt »und mit dem neuen Linienverkehrsangebot verknüpft. Somit würde kein zusätzliches Schiff benötigt«, schreibt der Verband. Damit scheint das Argument entkräftet, mit dem die SPD-Fraktion den Antrag der Union trockenlegte. Und das Commissario-Brunetti-Gefühl, das die Genossen als »subjektiv« und belanglos von sich wiesen, es könnte eines schönen Morgens doch wahr werden...
Förderung für junge Forscher
Warum kann man auf Grashalmen Musik machen? Ist Kaugummikauen gut für die Zähne? Was ist die beste Spielstrategie bei »Monopoly«? Kinder ab der 5. Klasse können diesen und ähnlichen Fragen schon bald in Hamburgs neuem Schülerforschungszentrum nachgehen. »Es soll ein Ort sein, wo Jugendliche in ihrer Freizeit Projekte aus dem Mint-Bereich durchführen können«, sagt Geschäftsführer Thomas Garl. Während ein flächendeckendes Netz aus Sportvereinen, Musik- und Kulturangeboten für Kinder die Regel sei, mangelt es bisher an Fördermöglichkeiten im naturwissenschaftlichen Bereich. Nun haben sich in Hamburg fünf Partner zusammengetan: Die Behörde für Schule und Berufsbildung bezahlt Teilzeitstellen für elf betreuende Lehrer, die Uni Hamburg stellt jungen Forschern zehn Jahre lang 600 Quadratmeter im Erdgeschoss der Physikalischen Chemie zur Verfügung, die Joachim Herz Stiftung, die Körber-Stiftung und der Arbeitgeberverband Nordmetall unterstützen das Projekt mit je einer Million Euro. Wie im Fitnessstudio könne man sich »anmelden und hingehen, wann man möchte. Nur, dass es kostenlos ist«, sagt Garl. Im Werkraum wird mit Hand- und Elektrowerkzeugen geschraubt, gebastelt, geklebt und gelötet, in einer Dunkelkammer kann Pflanzenwachstum mit künstlichem Licht simuliert werden und das Chemie- und Biologielabor mit 22 Arbeitsplätzen erfüllt den Sicherheitsstandard S1, »das erlaubt uns, auch Experimente zur Gentechnik zu machen, was an den meisten Schulen noch nicht möglich ist«, so Garl. 3-D-Drucker sollen auch noch angeschafft werden. Muss man für all das ein Physik-Ass sein? »Wer freiwillig zu uns kommt, ist in der Regel auch talentiert und oft ein guter Schüler, aber das soll kein Kriterium sein«, meint Garl. Einblicke zu Kursen und laufenden Projekten gibt es heute nach der offiziellen Eröffnung ab 15 Uhr beim Tag der offenen Tür.
Büchner-Preisträger Jan Wagner: »Man ahnt nie, was einen als Nächstes anspringt«
Der mit 50.000 Euro dotierte Georg-Büchner-Preis geht dieses Jahr an einen gebürtigen Hamburger: den Lyriker Jan Wagner. Die Jury der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung lobte Wagners »poetische Sprachkunst, die unsere Wahrnehmung ebenso schärft wie unser Denken«. Die norddeutsche Landschaft, das Meer und der Hafenbezug finden sich in den Gedichten des Ausgezeichneten immer wieder, sei es in »hamburg – berlin«, der lyrischen Verarbeitung eines Zughalts zwischen der Hansestadt und seiner heutigen Heimat Berlin, oder in dem Gedicht »Störtebeker«, das von der Hinrichtung des legendären Seeräubers handelt. Wir fragten Wagner, was ihn inspiriere. »Man wird immer wieder überrascht, man ahnt nie, was einen als Nächstes anspringt. Es kann das Wasser auf dem Tisch sein, und man denkt plötzlich: Natürlich, das Wasser hat es verdient, zum Gedicht zu werden.« Zuletzt hat Jan Wagner in diesem Sinne eine Säge angesprungen, »ein schöner Gegenstand, weil er gleichzeitig trennt, aber auch etwas zu errichten hilft, ein zweideutiger Gegenstand«. Ob er, als er seinen ersten Preis im Jahr 1999 im Literaturhaus erhielt, den Förderpreis für literarische Übersetzungen, schon an so etwas wie den Büchner-Preis dachte? »Das würde niemand tun, der anfängt zu schreiben. Da schreibt man, weil einem der Umgang mit Sprache als wichtig erscheint.« Aktuell hoch im Kurs stehen bei ihm »Kuhherden, Fliegen und Kartoffeln. Was daraus wird, weiß ich allerdings noch nicht. Vielleicht handelt es sich sogar um norddeutsche Kühe.« | |
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