| Türkische Konflikte auf Hamburger Boden?
Jetzt will die »Welt am Sonntag« (»Wams«) auch noch erfahren haben, dass Hamburg Austragungsort für Konflikte zwischen Anhängern und Gegnern des türkischen Regimes werden könnte. Das Blatt beruft sich auf einen Lagebericht des Bundesamts für Verfassungsschutz (BFV). Dem zufolge könnten sich auch »türkische Linksextremisten und insbesondere kurdische Gruppierungen, vor allem die PKK« an den Protesten beteiligen sowie andererseits das regierungsnahe nationalistisch-türkische Spektrum. Markus Beyer-Pollok, Pressesprecher des BFV, möchte sich uns gegenüber zum Thema nicht äußern oder die Aussagen gar bestätigen; er sagt nur: »Es schwingt immer ein gewisses Risiko mit, wenn interne Papiere vor dem Ereignis an die Öffentlichkeit gelangen.« Wer etwa wirklich Gewalttätigkeiten plane, würde so gewarnt. »Wir haben viele Szenarien durchgespielt und stehen dem G20 insofern gelassen gegenüber«, sagt Timo Zill, Hamburger Polizeisprecher; eins dieser Szenarien könne auch ein kurdisch-türkischer Konflikt sein. Man habe auch schon mit den Delegationen aus dem Ausland über den bundesdeutschen Gesetzesrahmen gesprochen: Sicherheitskräfte, die auf Demonstranten einprügeln, wie es Begleiter des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in den USA taten, wolle in Hamburg keiner sehen. Sollte es tatsächlich zu solchen Übergriffen kommen, verspricht Zill noch einmal, »wird die Hamburger Polizei nicht zusehen, sondern die Auseinandersetzung konsequent beenden!«
Bikers from hell mit 115 Dezibel
Als gestern um die 8000 Motorradliebhaber bei der 33 Kilometer langen Abschlussparade der Harley Days die Straße entlangknatterten, stand Sönke Diesener, Referent für Umweltpolitik beim Nabu, zwischen den Schaulustigen am Rand, Lärmschutz auf den Ohren, und hielt den Bikern sein Lärmmessgerät entgegen. »Es war extrem laut, zum Teil schmerzhaft«, sagte er danach. Spitzenwerte von 115 Dezibel habe er teilweise gemessen – von wegen Rücksicht auf die Einwohner: Mit diesem Wert haben die lederbejackten Röhrer und Knatterer sich im Vergleich zum Vorjahr, da waren es maximal 110 Dezibel, lärmtechnisch sogar noch gesteigert. Für den Nabu sind die Messwerte alarmierend. »Ab 85 Dezibel muss am Arbeitsplatz ein Gehörschutz getragen werden, ab dieser Lautstärke können bereits kurzfristige Belastungen zu dauerhaften Gehörschäden führen«, sagt Diesener. Bei 115 Dezibel könne von reellen Gesundheitsgefahren gesprochen werden, gerade für Kinder: Hörstürze und Knalltraumata seien möglich. Und der Krach sei dabei nur das eine Gesundheitsrisiko – das andere seien die Abgase. Er habe sich nach einigen Minuten ein Tuch vor den Mund gehalten, um sich zu schützen, sagt Diesener: »Durch die Abgase stellt sich eine gewisse Benommenheit ein, ein Schwindelgefühl.« Ist die scheinbare Coolness der Biker also in Wirklichkeit ein Zustand der Sediertheit? Senat und Bezirk müssten die Genehmigung des Events dringend überdenken, empörte sich Alexander Porschke, Vorsitzender des Nabu. Die aktuelle Strategie scheint eher zu lauten: abwarten, bis sich die Sache altershalber von allein erledigt. Obwohl: Harley Davidson baut sicher auch motorisierte Rollstühle. |
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