| »Die Szene ist heiß auf Trump«
Ein Leben für die Luftfahrt: Dieter Müller ist Planespotter, jemand, der sich auf die Lauer legt, um Flugzeuge zu fotografieren. Das tat er schon als 13-Jähriger. Heute ist der 48-jährige Hamburger Vorsitzender des Vereins Coincat, der Community Of Interest In Common Air Traffic, in der sich Planespotter organisieren. Und was lag bei diesem Hobby näher, als beruflich Referent für Qualitätsmanagement in Luftfahrt und Luftrecht zu werden? Beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg hat die Szene in Hamburg Hochkonjunktur. Wie das? Elbvertiefung: Herr Müller, was treibt einen Planespotter an? Dieter Müller: Wir sind wie Briefmarkensammler. Wir versuchen, so viele verschiedene und seltene Flugzeuge wie möglich überall auf der Welt zu fotografieren. Es ist ein Hobby, dem alle Arten von Menschen nachgehen, ob sie nun beruflich mit der Luftfahrt zu tun haben oder nicht. Nur Frauen sind in der Szene eher selten. Wir sind aber keine Eigenbrötler, sondern es gibt viele, die in der Gruppe unterwegs sind. Elbvertiefung: Wie groß ist die Szene in Hamburg? Müller: Unseren Club gibt es seit 1971, die Vorgängerorganisation entstand 1969, und lange waren wir der einzige derartige Verein in Deutschland. In Hamburg haben wir etwa 500 Mitglieder. Aber dem Club gehören auch Mitglieder an, die über ganz Europa und die USA verteilt sind. Im Vergleich zur internationalen Szene sind wir aber nur wenige – weltweit gibt es circa 100.000 aktive Planespotter. Elbvertiefung: Wie geht ein Planespotter vor? Müller: Das ist unterschiedlich. Manche wollen nur bestimmte Flugzeugtypen fotografieren, manchen geht es nur um die Bemalung, manche wollen alles. Ich zum Beispiel konzentriere mich auf Passagierflugzeuge. Wenn ich mal eine Militärmaschine fotografiere, dann nur eine Transportmaschine. Die meisten Spotter entwickeln eine Art Jagdtrieb. Man liest Flugpläne und plant seinen Urlaub entsprechend, um die Chancen zu steigern. Ein Beispiel ist Palma de Mallorca. Wenn ich da zehn Tage verbringe, kann ich schon eine Vielzahl von Maschinen für die Saison fotografieren. Und ein Paradebeispiel ist jetzt natürlich der G20-Gipfel ... Elbvertiefung: Inwiefern? Wann welche Regierungsmaschine landet, ist ja kaum im Internet nachzulesen. Müller: Nein, da stehen wir natürlich auf dem Schlauch. Also überlegen wir: Der Gipfel findet Freitag und Samstag statt, folglich landen wahrscheinlich spätestens am Donnerstagabend die entsprechenden Maschinen. Dazu behalten wir die Wettervorhersagen im Blick. Ich habe mir von Mittwoch bis Freitag freigenommen und hoffe auf gute Bilder. Aber man wird kaum planen können, was passiert. Wir rechnen übrigens mit ein paar Hundert Spottern aus Europa in Hamburg. Bei schlechtem Wetter werden aber eventuell nicht so viele kommen. Elbvertiefung: Sie versammeln sich am Flughafen und warten. Was wäre sozusagen der Jackpot? Müller: Die Szene ist heiß auf Trump und die Air Force One, eine Boeing 747-200, von der es zwei Exemplare gibt. Nach unseren Informationen werden beide Hamburg anfliegen. Aber mich interessiert die nicht so, die habe ich schon zweimal in Miami fotografiert, einmal mit Bush junior und einmal mit Obama. Neulich hatte ich auch schon das Glück, die japanische Regierungsmaschine fotografieren zu können. Nun interessiert mich vor allem die aus Südkorea.
Ältestenrekord
Zu hohe Abgaswerte in der Stadt, überall Baustellenlärm, Dreck, Kot, nervenaufreibende Diskussionen zwischen Radfahrern und Autofahrern, Hundemenschen und Katzenmenschen, Eltern und Nicht-Eltern, Vorgesetzten und Untergebenen, dazu kommt der Klimawandel, Digitalisierung, Terror und wie gesagt DHL – man könnte meinen, all das verkürze die Lebensdauer. Die Statistiken zeigen ein anderes Bild: Die Menschen werden weltweit immer älter, auch hier. Im letzten Jahr zählte man 356 Hamburger, die 100 Jahre alt waren oder älter, gab das Statistikamt Nord gestern bekannt. Die Verteilung scheint nicht ganz gerecht, aber auch nicht unerwartet: Unter den Ältesten sind 305 Frauen und nur 51 Männer. Grund zur Freude, etwa über den zumindest langfristigen Triumph des weiblichen Geschlechts über das männliche, gibt es nur bedingt, denn die Entwicklung führt direkt zum nächsten Thema: Hamburgs Demografie-Strategie. Was tut die Stadt für all die alten Menschen? Wie bleiben sie mobil, wenn sie sich kein Taxi leisten können? Wie können sie sich versorgen, wie können Ältere möglichst lange selbstbestimmt wohnen? Wer steht ihnen bei, damit sie beim Arzt noch für voll genommen werden, wie begegnet man der Altersarmut – und wann kommen die Ü-80-Partys? Alles Fragen, die schnellstens geklärt werden sollten. Etwa über das Demografie-Konzept Hamburg 2030. Das muss dann nur noch umgesetzt werden ... | |
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