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der am Freitag verstorbene Helmut Kohl, der Kanzler der Einheit, der die Sache Europas vorantrieb, dafür bewundernswert trotz aller Schatten, die auf ihn fallen, der Mann, der die Bundesrepublik Deutschland 16 Jahre lang und gefühlt noch viel länger regierte, er soll posthum eine Ehrung erhalten, die niemand vor ihm zuteilwurde: den ersten europäischen Staatsakt überhaupt. Und der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg will noch eine andere Ehrung für den Altkanzler. »Ein »HELMUT-KOHL-PLATZ« für Hamburg!«, forderte er auf Twitter. »Es würde unsere Stadt schmücken, einen Platz nach ihm zu benennen, auch wenn er kein gebürtiger Hamburger war«, erklärte er später »Bild«. Hamburg hat am Wochenende mal wieder ein bisschen Ausnahmezustand geübt; schließlich ist es nicht mehr lange hin bis zum G20-Gipfel: Auf der A7 gen Norden gab es Sperrungen mit Staus, geschickt getimt, denn am Sonnabend wurde ja die Kieler Woche eröffnet. Fluggäste hatten es auch nicht leichter. Ein technischer Defekt legte die Gepäckbänder am Airport lahm. Mit dem Flieger Angekommene mussten mehrere Stunden warten, und wer angesichts dessen nun schon mal ohne Koffer heimfuhr, musste dann wieder zum Flughafen zurück, um sein Zeug abzuholen (»Senk ju vor flying!«). Auch deshalb nicht ganz einfach, weil die Stadt am Sonntag den Radfahrern gehörte: Zur 22. Hamburger Fahrradsternfahrt radelten bis zu 30.000 Menschen von 80 Startpunkten in der ganzen Stadt zum Rathausmarkt, um ein Zeichen für eine Verkehrsgestaltung »pro Umwelt und pro Fahrrad« zu setzen. Bürgermeister Olaf Scholz fuhr mit breitem Lächeln ein Stück über die Köhlbrandbrücke mit. Und wir sind gespannt: Wird er sich am kommenden Wochenende auf eine Harley schwingen? Dann findet – gedachtes Motto »contra Umwelt und pro Lärm« – hier wieder der größte Biker-Event Europas statt, oder wahlweise die größte Werbeveranstaltung für seniorengerechte Edelmotorräder: die Hamburg Harley Days. Ankündigungstext der Chose auf hamburg.de: »Vom 23. bis zum 25. Juni 2017 wird es laut am Großmarkt.« Am Sonntag führt der Knatterkorso dann durch die Stadt. Wieso das eigentlich in Hamburg passieren muss? Man weiß es nicht. Ob der Verband der »Lärmintensiven Bau- und Abbruchschwergeräte« hier auch die Chance bekäme, die Hamburg Bagger Days zu feiern, wenn er nur verspräche, genug Geld in der Stadt zu lassen? Wahrscheinlich. (Was Glück, dass es den Verband nicht gibt!) Und, vielleicht haben Sie es in den letzten Tagen mitbekommen, oh doch, die Stadt tut etwas für ihre Bürger: Durch den zunehmenden Einsatz von Stadtrundfliegern und Hubschraubern versucht man, die Hamburger akustisch zu desensibilisieren. Hilft natürlich auch für G20.
C20 statt G20
Aber jetzt erst mal zum möglicherweise wichtigeren Gipfel. Drei Wochen vor G20 diskutiert man in der HafenCity nämlich schon jetzt über globale Herausforderungen. Beim Civil20-Gipfel kommen seit Sonntag Vertreter von 200 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 50 Ländern zusammen. Auf dem Programm stehen Workshops und Gespräche zu Themen wie Umwelt, Landwirtschaft, Gesundheit oder Geschlechtergerechtigkeit, am Ende soll dann ein Katalog mit Forderungen für eine bessere Welt entstehen. Der wird anschließend Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht, die heute zum C20 nach Hamburg kommt. Klare Schwerpunkte sollen der Klimawandel und die globale Ungleichheit sein: Nach US-Präsident Trumps »unverantwortlicher Entscheidung, das Pariser Klimaabkommen zu verlassen«, müssten alle anderen Länder umso ehrgeiziger handeln, »um die Erderwärmung so weit wie möglich auf unter 1,5 Grad zu begrenzen«, sagt Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland. Civil 20 ist übrigens nur eines von sieben offiziellen Dialogforen während der deutschen G20-Präsidentschaft, aber das einzige in Hamburg. Im Vorfeld des G20-Gipfels sei die Zivilgesellschaft »so sehr einbezogen worden wie nie zuvor«, sagt Maike Röttger, Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks Plan International Deutschland. Das ist den Initiatoren des »Gipfels der globalen Solidarität« scheinbar nicht genug. Dieser »Alternativgipfel« zu G20 findet am 5. und 6. Juli auf Kampnagel statt. Auch dort will man wieder über Ungleichheit, Menschenrechte und Klimaschutz sprechen. |
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