| »Wir müssen oft bei null anfangen«
Nur wenige Menschen im Norden können nicht schwimmen, so das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage, die die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gerade vorgestellt hat. Die Experten allerdings teilen die Einschätzung vieler befragter Eltern nicht und glauben: Immer weniger Kinder können sicher schwimmen. Aber wie schlimm ist die Lage wirklich? Wir haben einen gefragt, der es wissen muss: Norbert Stephan ist seit 39 Jahren beruflich in Hamburgs Schwimmbädern unterwegs, er war schon Bademeister, Schwimmlehrer, Wasseraufsicht und ist nun Betriebsleiter im Parkbad. Elbvertiefung: Herr Stephan, können die Hamburger nicht mehr schwimmen? Norbert Stephan: Insgesamt können die Hamburger noch schwimmen, aber der Anteil an Kindern, die das nicht mehr können, wird größer, das merken wir. In sozial schwachen Bezirken sparen die Menschen das Geld für andere Dinge. Als ich vor ein paar Jahren in Altona gearbeitet habe, war der Arbeiteranteil größer und die Ansicht, dass Kinder schwimmen lernen müssen, war nicht da. Wer das Geld nicht hat, sagt eher: Das Kind lernt ja in der Schule schwimmen. EV: Also kommen Kinder ohne Vorkenntnisse zum Schulschwimmen? Stephan: Wir müssen oft bei null anfangen, es fehlen grundlegende Kenntnisse. Die Kinder wissen nicht, dass es einen tiefen Teil gibt und einen flachen Teil, dass man sich aufs Wasser legen kann, wie man sich im Wasser halten kann. EV: Hat sich das in den letzten Jahren verändert? Stephan: Absolut, auch Kenntnisse von Badekultur fehlen: Früher wusste jeder: Wenn man in ein Schwimmbad geht, duscht man sich vorher ab. Das wird alles nicht mehr gemacht. Wir mussten als Kinder noch eine Seife im Schwimmbad vorzeigen, wenn ich das verlangen würde, würden mich manche Eltern wohl fragen, ob ich verrückt bin. Viele setzen sich gar nicht mehr mit den Verhaltens- und Spielregeln auseinander. Sie springen einfach ins Wasser und glauben, es geht alles gut. EV: Obwohl sie nicht schwimmen können? Stephan: Ja, und dann merken sie, dass es so tief ist, dass sie nicht stehen können. Unsere präventiven Einsätze sind deutlich mehr geworden in den letzten Jahren, die Kollegen sind häufiger im Wasser als früher. Auch die Eltern fühlen sich nicht mehr richtig verantwortlich, die spielen an ihrem Handy rum und merken gar nicht, dass ihr Kind weg ist. EV: Das ist natürlich nicht gerade günstig ... Stephan: Das hängt auch mit dem gesellschaftlichen Wandel zusammen. Früher war Schwimmen so wie Fußballspielen, da gehörte es dazu, dass Kinder schwimmen lernen. Heute haben die Eltern so viel um die Ohren, und es gibt außerdem zu viele Angebote, Kinder gehen zum Reiten, zum Sport, lernen ein Instrument, spielen am Computer, alles ist mehr geworden. Schwimmen hat nicht mehr dieselbe Priorität. EV: Müssen wir uns Sorgen machen, dass wir bald ein Volk von Nichtschwimmern sein werden? Stephan: Das würde ich nicht sagen. Nur man muss am Ball bleiben. Den Leuten muss bewusst sein, dass jeder Einzelne für seine Kinder verantwortlich ist. Die Möglichkeiten sind ja da. Hamburg hat 20 Hallenbäder, hier ist genug Wasserfläche vorhanden.
»Duckomenta«: Schnabeltiere in Hamburg Während am Sonnabend Hunderttausende nach Kassel zur Eröffnung der weltberühmten Kunstausstellung Documenta pilgern, öffnet das Archäologische Museum Harburg schon morgen die Türen für die »Duckomenta«: Etwa 300 Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen in Entengestalt werden dort zu sehen sein, erklärt interDuck-Geschäftsführerin Anke Doepner. Mit vier weiteren Berliner Künstlern bildet sie seit den 1980er Jahren berühmte Kunstwerke nach, darunter auch die »Mona Lisa«. Auf einem Ölgemälde von 750 mal 600 Millimetern lächelt die brünette Schönheit von der Leinwand – mit einem Entenschnabel. »Wir haben ein modernes Märchen entwickelt. Die Werke erzählen von einer fiktiven Entensippe, die durch alle Jahrtausende parallel zur Menschheit gelebt hat.« Und der Sinn dahinter? »Normalerweise geht man nicht ins Museum, um zu lachen, wir aber wollen genau das: den Besuchern ein Lächeln entlocken. Das ist ein Tabubruch in der Kunstwelt«, sagt Doepner. Die Entenversionen von Frida Kahlos Selbstporträt, der Venus von Willendorf oder Nofretete (hier: Duckfretete) sind alle in der Technik handgefertigt, mit der auch die Originalkünstler gearbeitet haben. Und wieso die Ente? »Vögel sind kluge Kreaturen, in der Mythologie sind sie das Symbol der Seele.« Außerdem könne man durch den Schnabel besonders gut Emotionen darstellen. Eigens für die Ausstellung in Hamburg entstand das Werk »Der heilige Ansgar und seine Ente«. Diese gründete, so die Legende, Entenwerder. Hätten wir das auch geklärt. | |
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