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Lieber Dr. acad. Sommer, neulich wurde mir auf einer Konferenz von einem Unternehmer angeboten, ein gemeinsames Projekt zu finanzieren. Das ist natürlich auch für meine Drittmittelbilanz gut, aber ich frage mich: Worauf lasse ich mich bei einer solchen Projektfinanzierung ein? Was muss ich beachten? Beim Technologietransfer müssen Sie sich vor allem bewusst machen, dass eine Firma keine uneigennützige Forschungsförderung betreibt. Hier müssen also drei Parteien gleichberechtigt ihre Interessen wahren: Sie als Wissenschaftler (der publizieren möchte), Ihre Institution (die gesetzliche Regeln einhalten muss und Wissen nicht unter Wert verkaufen darf), und das Unternehmen (das für sein Geld einen Marktvorteil bekommen möchte). Das heißt: | • | | Ein Unternehmen muss wertvolle Ergebnisse schützen oder geheim halten. Fast jede Vertragsverhandlung dreht sich daher um Eigentums-, Publikations- und Nutzungsrechte. | | • | | Ein Unternehmen hat wenig Spielraum zum Herumexperimentieren und muss schnell wissen, ob sich ein Ansatz lohnt. Daher werden häufig kurze Projekte bevorzugt, die Meilensteine zum möglichen Abbruch und optionale Arbeitspakete enthalten. | | • | | Ein Unternehmen muss schnell auf den Markt reagieren und drängelt daher gerne bei der Vertragserstellung, auch wenn auch dort manche Entscheidungen bis in die Chefetage hochgereicht werden und ihre Zeit brauchen. | | • | | Es gibt eine rechtliche Trennlinie zwischen echten Kooperationen und Auftragsforschung. Projektfinanzierung, Steuerpflicht und geistiges Eigentum folgen dabei jeweils leider völlig unterschiedlichen Regeln! |
Das klingt im ersten Moment kompliziert, aber es gibt einige Tipps, wie Sie stressfrei ans Ziel kommen: | • | | Holen Sie sich Unterstützung. In Ihrer Verwaltung gibt es mit Sicherheit Experten, die Sie beraten oder zu den Vorbereitungstreffen mitkommen können. Ihre Spielwiese ist die Wissenschaft, um den Rest kümmern sich die Juristen und Forschungsreferenten. | | • | | Zeigen Sie Verständnis und Kompromissbereitschaft – gegenüber den Bedürfnissen der Firma und Ihrer eigenen Institution. | | • | | Machen Sie keine voreiligen Zusagen zu Finanzen oder Verwertungsrechten. | | • | | Wenn Sie sich mit der Firma zusammensetzen, kann eine Geheimhaltungserklärung hilfreich sein. So können beide Seiten im Gespräch ihr Know-how offen darlegen. |
Freuen Sie sich in jedem Fall auf einen spannenden Austausch! Auch in der Wirtschaft gibt es viele gute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Mit ihnen zusammenzuarbeiten, eröffnet Ihnen noch einmal ganz neue Möglichkeiten. Dr. Uli Rockenbauch ist Persönlicher Referent der Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft und berät die Scientific Community im ZEIT CHANCEN Brief als "Dr. acad. Sommer". | |
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