| Guten Morgen, | | |
klare Absage für den »selbstbestimmten Sonntag«, oder das, was man bei Karstadt und Kaufhof darunter versteht: Geht es nach den Teilnehmern unserer gestrigen Umfrage, sollte die Hamburgische Bürgerschaft die Zahl der Einkaufssonntage nicht aufstocken, sondern eher reduzieren – sogar bis auf null. Fast 60 Prozent der Antwortenden befanden auf die Frage »Möchten Sie in den Hamburger Geschäften gerne künftig an mehr Sonntagen einkaufen?« glatt: »Ich brauche keinen einzigen Einkaufssonntag.« 20 Prozent glaubten, »vier Einkaufssonntage reichen aus«. Und nur insgesamt knapp 19 Prozent der in Summe 1576 Leser, die mitgemacht haben, waren der Ansicht, man sollte an mehr Sonntagen im Jahr shoppen können, vielleicht gar an allen. Sollten Sie nun argwöhnen, an der Befragung hätten überwiegend klischeehaft kaufmuffelige Männer teilgenommen – falsch: Das weibliche Geschlecht hatte mit 55 Prozent das leichte (Stimmen!-)Übergewicht. Aber, Überraschung: Unter den 13 Prozent, die sich eine Öffnung der Geschäfte an jedem Sonntag wünschten, waren fast doppelt so viele Männer wie Frauen! Über mögliche Gründe hierfür – bin ich etwa nicht der Einzige, der Ewigkeiten für den Kauf einer neuen Hose braucht und es deshalb werktags kurz vor Ladenschluss lieber gleich sein lässt? – kann man höchstens spekulieren. Die Gründe, warum es aus Sicht unserer Leser weniger Einkaufssonntage sein müssten, sind allerdings klar. Häufigstes Argument – bei über 27 Prozent der Abstimmenden: »Der Sonntag als Tag der Erbauung und Entspannung ohne Konsum ist wichtig für unsere Gesellschaft«, 17 Prozent argumentierten, ähnlich: »Der Druck in unserer Gesellschaft wächst schon überall – lasst uns wenigstens den Sonntag!« Die drittgrößte Gruppe, 14 Prozent, war der Ansicht: »Wir müssen nicht alle immerfort für die Wirtschaft verfügbar sein«. Bemerkenswert ist, dass die mehrheitliche Ablehnung der Sonntagsöffnung sich durch alle Altersgruppen zieht, auch wenn immerhin ein Viertel der unter 30-Jährigen mit der Idee sympathisiert, die Läden müssten sonntags immer offen haben. Und nur ein sehr geringer Teil aller Antwortenden, 2,6 Prozent, wollte versprechen, bei mehr Einkaufssonntagen weniger im Internet zu ordern. Viele wiesen dagegen auf die Belastungen sonntäglicher Öffnungszeiten für kleinere Händler und das Personal in den Kaufhäusern hin. »Kein Mensch MUSS unbedingt sonntags einkaufen gehen«, schrieb ein Leser, »nur weil die großen Läden jeden Cent für sich beanspruchen und viele Menschen kreativlos ihre Freizeit gestalten.«
Die Fahrscheine, bitte!
Selbstverständlich steigen Sie niemals ohne Ticket in die S-Bahn, stimmt’s? Richtig so – und heute besonders wichtig. Kontrollen gibt es nämlich den ganzen Tag an Bushaltestellen, S- und U-Bahn-Stationen des gesamten HVV-Gebiets. Da entkommt selbst zwischen Jungfernstieg und Lutterothstraße keiner mehr. Doch selbstredend auch außerhalb dieser pädagogischen Großkontrollaktion schicken die Verkehrsbetriebe nach eigenen Angaben so gut wie täglich Kontrolleure auf die Strecken oder – noch effektiver – an die Ausgänge der Stationen, wo dann alle ihre Tickets zücken müssen. Hier zählt der HVV mit und kommt zu dem Schluss, im Jahr 2016 um rund 30 Millionen Fahrten geprellt worden zu sein – 4,2 Prozent, etwas mehr als im Vorjahr. Wieso der Anstieg? Darüber könne man nur spekulieren, heißt es aus der Pressestelle. Erhoben werden die Gründe fürs Schwarzfahren nicht. Wohl aber die Kosten: »Den Verkehrsunternehmen im HVV entstehen jährlich etwa 20 Millionen Euro Verlust«, sagt Sprecherin Silke Seibel. In die Bresche springt dann nach offizieller Sprachregelung der ehrliche Fahrgast – was insofern stimmt, als dass Einbußen durch »Fahren ohne gültigen Fahrschein« Teil der Preiskalkulation der Verkehrsbetriebe sein dürften. Vor allem aber füllen Zuschüsse der öffentlichen Hand die Lücken, wie Sprecher Rainer Vohl einräumt, mit anderen Worten: wir alle, die wir Steuern zahlen. Ließe sich das nicht vermeiden, etwa mit Passierschranken an den Haltestellen wie in London oder Stockholm, wo alle ihr Ticket vorab zücken, sich dafür aber potenziell beschämende Kontrollen ersparen? Bringt nichts, meint der HVV-Sprecher: »Auch in London werden fünf Prozent Schwarzfahrer gemessen« (die zuvor offenbar englisch-sportlich über die Sperren flanken). Zudem müssten Bahnhöfe und Haltestellen aufwendig, womöglich denkmalschutzwidrig umgebaut werden. Und die Fahrgäste verlören ein Stück Freiheitsgefühl – so unbequem will der HVV dann doch nicht werden. |
|
|