| Guten Morgen, | | |
heute Abend ist Showdown in Tangstedt. Der kleinen Gemeinde vor den Toren der Stadt, wo, vielleicht erinnern Sie sich, viele Reiter, auch aus Hamburg, ihre Pferde unterstellen, um der Landlust zu frönen und Pferdeäpfel auf Straßen und Wege fallen zu lassen. Dafür und für das Instandhalten und Ausbessern der Wege und überhaupt möchte die finanzklamme Gemeinde nun eine Steuer von 150 Euro pro Pferd und Jahr erheben. Ein Novum in Norddeutschland: anders als die Eigner von Hunden räumen Pferdebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge zwar praktisch niemals weg, zahlen aber bislang nur in drei hessischen Gemeinden eine Steuer. Kein Wunder. Denn hört man die aufgebrachten Pferdehalter, bedeuten die umgerechnet 12,50 Euro im Monat für viele von ihnen quasi die Privatinsolvenz, zumindest aber den Verzicht auf ein, zwei Mahlzeiten – oder gar gleich das Aus für das (verblüffend oft) nur noch Gnadenbrot erhaltende Pferd. Pferdeställen drohe der Ruin, Pferdepflegern die Arbeitslosigkeit, bisher glücklichen Kindern furchtbarer Verlustschmerz – schwere Geschütze werden aufgefahren, nicht nur in Tangstedt, sondern überall, wo eine Steuer auf Pferde Thema wird. »Gut fünf Jahre dauert inzwischen der Abwehrkampf gegen die Pferdesteuer«, heißt es stolz auf der Webseite der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. »Bislang waren die zahlreichen Aktionen des Bündnisses sehr erfolgreich.«
Auch in Tangstedt ging es hoch her. Ein rechtliches Gutachten, angefertigt im Auftrag der Reiter, kam zu dem Schluss, die geplante Steuer sei diskriminierend, da vor allem Frauen sie zahlen müssten. Außerdem, so die Gegner, würde damit zum ersten Mal in Deutschland eine Sportart (der Reitsport) besteuert werden – und das, wo in praktisch allen Landesverfassungen Sport als geschütztes Gut erwähnt ist! Hamburger Reiter mit Pferd in Tangstedt forderten die Stadt Hamburg auf, wenn die Steuer denn käme, sämtliche kommunalen Kooperationen und Projekte mit Tangstedt aufzulösen und im Gegenzug für Aktivitäten von Tangstedtern in Hamburg – Arztbesuche, S-Bahn-Fahrten – einen Zuschlag zu erheben.
Alles Weitere wird sich um 19.30 Uhr bei der Sitzung des Tangstedter Gemeinderats zeigen. Die findet aufgrund des großen Interesses in der Sporthalle statt; zur vorherigen Protestdemo »Hunderter Reiter« wurde auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz geladen. Ob er kommen wird, ob er reiten wird und gegen wen, ob etwa auch Angela Merkel antritt und ob der Gemeinderat dann doch lieber eine Katzen- oder eine Fahrradsteuer beschließt – man wird sehen.
Alarm für Cobra Ösi
Hier die obligatorische tägliche Meldung zum G20-Gipfel: Wenn Anfang Juli mehr als 15.000 Polizei-Einsatzkräfte in Hamburg zwischen Staatsoberhäuptern und Protestcampern für Sicherheit sorgen, sollen nicht nur, wir berichteten, argusaugenbewehrte Drohnen über uns kreisen und Roboter durch die Kanäle kriechen – die Polizei soll auch Verstärkung aus den Nachbarländern bekommen. Wie NDR 90,3 gestern berichtete, soll Österreich Hamburg die Sondereinheit Cobra ausleihen, eine Elitetruppe, die vor allem bei terroristischen Bedrohungslagen und zum Schutz österreichischer Staatsangehöriger im Ausland eingesetzt wird. Beamte aus den Niederlanden sollen sowohl bei der Verkehrsregelung helfen als auch auf dem Wasser. Und der hoffentlich nicht allzu nervöse Secret Service wird dem dann wohl immer noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump eine Schneise durch den Hamburger Straßendschungel schlagen – ach, das wissen Sie ja schon. |
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