| | | | Frank E. P. Dievernich Präsident der Frankfurt University of Applied Science
Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt? Wie wichtig Herzenswärme ist. Ein Freund von mir ist Pilot und ständig in der Welt unterwegs. In seiner Freizeit kümmert er sich um Obdachlose im Franziskus-Treff in Frankfurt. Er bereitet ihnen in aller Herrgottsfrühe Frühstück und schenkt Wärme. Er ist ein gutes Beispiel für all jene Menschen, die sich ohne viel Aufhebens sozial engagieren und nicht nur um sich selbst kreisen. Das verdient Anerkennung und ist absolut nachahmenswert.
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen? Es braucht kein Geld, um die Bedeutung von Bildung aus Sonntagsreden in den realen Alltag zu transformieren. Dafür braucht es nämlich erst einmal nur Überzeugung und Haltung.
Lektüre muss sein. Welche? Ein faszinierendes Buch ist „Die granulare Gesellschaft“ von Christoph Kucklick. Es zeigt, wie sich aufgrund der Digitalisierung unser gesamtes gesellschaftliches Ordnungsgerüst verändert. Mein neues Buch, das ich mit meinen Kollegen Gerd Döben-Henisch und Reiner Frey geschrieben habe, schließt daran an: „Bildung 5.0“. Es wirft die Frage auf, ob Hochschulen und Bildungseinrichtungen in der gegenwärtigen Zeit noch das Richtige tun. Die Halbwertszeit von Fachwissen sinkt dramatisch, und in nächster Zeit werden wir es aufgrund der Digitalisierung mit ganz neuen Berufen zu tun bekommen. Wir müssen somit viele Menschen für eine unbekannte Zukunft ausbilden. Genau dafür sollten wir viel mehr auf die Entwicklung und Stärkung der Persönlichkeit abzielen. Menschliche Eigenschaften wie Selbstreflexion, philosophisches, komplexes Denken und die Fähigkeit, sich zu fokussieren – beispielsweise durch Meditation – sind jene Elemente, auf die wir in der Digitalisierung setzen müssen, wollen wir uns gegenüber den selbstlernenden Maschinen, den Robotern, der Künstlichen Intelligenz als selbstbestimmte Wesen behaupten.
Und sonst so? Alles zu viel! Ich wünsche mir, dass wir alle endlich lernen, mit weniger auszukommen. Dann haben wir auch noch länger etwas von dieser Welt | | | | |
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